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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 7.1904

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Heft 2
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Schneider, Robert von: Athena Parthenos aus Carnuntum
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https://doi.org/10.11588/diglit.31584#0190

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152

R. v. Schneider

Wie der mittlere die seitlichen Büsche an Größe überragte, so ist auch das für
seine Aufnahme bestimmte Loch im Rücken der Sphinx nicht unbeträchtlich
g'rößer und tiefer als die Stiftlöcher im Rücken der Flügelpferde.

Gleichwie bei anderen Darstellungen der Athena Parthenos 1) beschränkt
sich das Gemeinsame der Carnuntiner Bronze und des berühmten Tempelbildes
auf diese drei Fabeltiere, den Trägern ebensovieler Helmbüsche. Beträchtlich
mehr zu erwarten hieße die künstlerischen Intentionen dieser Werke und die
äußeren Bedingungen verkennen, unter denen sie, die in ihrer Mehrzahl gar nicht
den Anspruch erheben, Copien im modernen Sinne des Wortes zu sein, entstanden

sind. Aus der Fülle des Zierats, mit dem der große Meister
Helm und Haupt der Göttin ausstattete, waren es die drei
Tiere, die sich dem Gedächtnisse des Beschauers zunächst
einprägten und in den dürftig'en Excerpten, die erhaltene
Bildwerke aus diesem überschwänglichen Reichtume bieten,
sind sie in der Tat das einzig sich stetig wiederholende,
das uns berechtigt, einen näheren Zusammenhang mit dem
Urbilde anzunehmen. In der Durchführung des Motivs
war man nicht ängstlich und veränderte einzelnes nach
Belieben, nach Schulgewohnheiten und technischem Be-
dürfnisse. Beispielsweise werden die Tiere bei Marmor-
copien radienförmig zur Helmkappe gestellt. Bei unserer
Bronze sind sie aber senkrecht aneinander gerückt und zu
einer compacten Masse vereinigt, um den Guß nicht zu
complicieren und sein Gelingen nicht zu gefährden. Aus
dem gleichen Grunde blieb die Sphinx fiügellos und wurden
die Pferde nur mit dem äußeren Fittich versehen, der noch überdies die alter-
tümlich steil aufgerichtete und nach vorne gekrümmte Form des Originales ver-
missen läßt.

Um das Maß der Freiheit zu bestimmen, das unser Erzgießer sich gestattete,
empfiehlt es sich, das Bronzeköpfchen mit der Gemme des Aspasios zu verg'leichen,
die, wie Löschcke überzeugend nachwies 2), den Kopf der Parthenos sachlich
und stilistisch treuer wiedergibt als selbst die goldenen Medaillons aus dem Kul


Fig. 69 AttLenaköpfchen aus
Garnuntum (Rückansiclit).

*) Ihre Liste gibt L. Pollak in den Jahresheften p. 154 ff. herausgegeben und besprochen.

Bd IV (1901) S. 146; der dort unter 13 genannte 2) Festsclirift des Vereins von Altertumsfreunden

Kopf im Louvre wurde seitdem von E. Michon in im Rheinlande zum fünfzigjährigen Jubiläum 1891
den Monuments et Memoires Piot vol. VII (1901) S. 4 ff.
 
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