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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 19-20.1919

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Eichler, Fritz: Die Skulpturen des Heraions bei Argos
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https://doi.org/10.11588/diglit.33681#0130

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H4

F. Eichler

An den Metopen ist vom Bohrer reichlich Gebrauch gemacht zur Hinterarbeitung
gänzlich vom Grunde gelöster und hoher Reliefteile. An deren Rückseiten wie am
Grunde selbst sind Spuren vorhanden. Doch ist diese Verwendung unter anderem
auch am sogenannten Theseion festgestellt (Sauer, Das sogenannte Theseion 185 f.).
Für die Unterarbeitung von Gewandsäumen ist der Bohrer an den Metopen spar-
samer verwendet als an den Giebeln, wie sich aus den kleineren Verhältnissen und
dem dadurch bedingten flacheren Faltenrelief erklärt. Doch sind auch da Beispiele
nachweisbar, so an dem weiblichen Torso Kat. 1575 (Abb. 64) an dem Faltendreieck
auf der Brust und unter dem Rand des Überschlages und an dem Oberschenkel
einer nach links bewegten kurzgewandeten Figur, vermutlich einer Amazone (S. 126
Abb. 75 a = A. H. Fig. 83 2. Reihe 4 von links, wo verkehrt abgeb.).
Für derlei bieten auch die Parthenonskulpturen mannigfache Belege (z. B.
Ostgiebel D: Collignon Taf. 47; Fries: z. B. Collignon Taf. 81, 17; Taf. 117, 17 und 18).
Die Verwendung des Stichbohrers zur Entfernung überflüssiger Steinmasse und zur
Unterschneidung des Marmors ist also an sich keineswegs neu — Waldstein schweifte
gar sehr in die Ferne (A. H. S. 155), während das ,,Gute so nahe" lag — sondern es
ist nur reichlicher von dieser technischen Methode Gebrauch gemacht.
Die tiefen Furchen der an ihrer Mündung schmalen Faltenkanäle von A^ (Abb. 10)
möchte man sich nicht ohne Verwendung des ,,laufenden Bohrers" entstanden denken,
doch hat die Nacharbeit alle Spuren getilgt.
Spuren des Zahneisens sind an Metope IX (Abb. 52) an der Vorderfläche des
Bodens, über den das Gespann fährt, kenntlich.
Über die Komposition läßt sich natürlich wenig sagen, bei den Giebeln sogar
kaum in Bezug auf die einzelne Figur. Immerhin ist jenes in der Plastik des fünften
Jahrhunderts vorherrschende Prinzip, die Körper und ihre Glieder in der Bildebene
möglichst auszubreiten, zu erkennen (vgl. Bulle, Text zu Brunn-Bruckmann, Denkm.
n. 649 S. 10 f.). Dies läßt sich an den bewegten Figuren A und D und an der ge-
lagerten K feststellen, aber auch für die klare reliefmäßige Aufreihung der Teile der
Gruppe an dem Idol G (Idol, Frau von links, Verfolger vermutlich weiter links). Dies
Bestreben zeigen auch die Metopenreste; Überschneidungen werden zwar im Relief
keineswegs vermieden -— der rechte Arm der Amazone der Metope I ist hier ein
Beispiel, und in den Friesen von Xanthos und Bassai kommen deren mehrere vor —
aber die von Bulle erkannte Regel bleibt auch für diese Fälle insofern in Geltung,
als der Rumpf der Bewegung des überschneidenden Gliedes meist gar nicht folgt (eine
Ausnahme Bassai, Platte 540, Stackeiberg Taf. X), sondern ungeachtet derselben und
 
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