Zur Gigantomachie vom alten Athenatempel auf der Akropolis.
In seiner Erwiderung auf meinen Aufsatz
im vorigen Bande dieser Zeitschrift, XVIII
S. 40 ff., hält H. Schräder oben S. 154 ff. seine
Rekonstruktion dieses Giebels gegen meine Ein-
wände im wesentlichen unverändert aufrecht.
Seine Behandlung der Frage hat mich belehrt,
daß manche Punkte, die ich nur kurz andeuten
zu sollen geglaubt hatte, doch eingehenderer
Darstellung bedürfen; dies und die Bedeutung
des Kunstwerkes für die Entwicklungsgeschichte
der Giebelkomposition veranlassen mich, die
Erörterung noch einmal aufzunehmen.
Über die Zuteilung der Fragmente an
bestimmte Figuren besteht erfreuliche Über-
einstimmung; daß der von mir aus dem
linken Eckgiganten ausgeschiedene Fuß diesem
nicht gehöre, gibt Schräder jetzt selbst zu,
ich meinerseits habe, soweit sich ohne Autopsie
urteilen läßt, gegen dessen Ersatz durch
C. Praschnikers schönen Fund nichts ein-
zuwenden. Auch darüber sind wir einig, daß
jener Fuß nur von einem Giganten herrühren
könne und dieser nach links vom Beschauer
bewegt zu ergänzen sei, nicht minder auch,
daß aus der damit erwiesenen Existenz einer
siebenten Giebelfigur die Erhöhung der Ge-
samtzahl auf acht mit Notwendigkeit ge-
folgert werden müsse.
Erst über die Rekonstruktion der ein-
zelnen Figuren und Gruppen gehen unsere
Anschauungen auseinander. Dabei hat aber
Schräder viel zu großes Gewicht auf die
Frage gelegt, wie die Reste des vierten Giganten
zu ergänzen seien, worüber noch unten zu
sprechen sein wird; um dem Kompositions-
problem von dieser Seite beikommen zu können,
müßten sie eine unzweideutigere Sprache
führen, als ihre Geringfügigkeit dies gestattet.
Der Angelpunkt der Untersuchung liegt viel-
mehr in der Feststellung, wo überhaupt die
Raumverhältnisse im Giebel gestatten, eine
siebente und achte Figur einzuschalten. Dafür
ist, da die Eckgiganten nur um weniges ver-
schoben werden können, die Reste der schrei-
tenden Götter aber sich verschiedenartigen
Ergänzungen fügen und nur ihre Verteilung
auf die beiden Giebelhälften als gesichert
gelten kann, die Rekonstruktion der Athena-
gruppe von ausschlaggebender Wichtigkeit;
erst wenn Größe und Gestalt der von ihr
besetzten Fläche des Giebeldreieckes fest-
stehen, kann ihr Platz innerhalb desselben
bestimmt und weiterhin ein sicheres Urteil
über Umfang und Verteilung der verbleibenden
Lücken gewonnen werden.
Schräders Wiederherstellung ist dadurch
gekennzeichnet, daß sie Athena und den
Giganten bis zu unmittelbarer materieller
Verbindung aneinander rückt; sie steht und
fällt mit der Annahme, daß die Göttin ihren
Gegner an der Helmbuschröhre gepackt habe,
die ihrerseits wieder auf seiner Erklärung
der Zurichtung der linken Hand der Athena
beruht. Die Beweiskraft dieser Argumentation
hatte schon Furtwängler stark erschüttert,
indem er für letztere eine andere, den ge-
wichtigen technischen Bedenken gegen die
Schradersche nicht ausgesetzte und auch an
sich einwandfreie Erklärung beibrachte; ästhe-
tische und typologische Erwägungen führten
ihn dann zu dem Schlüsse, daß die beiden
Figuren im Gegensätze zu Schräder möglichst
weit voneinander abzurücken seien. Den
negativen Teil seiner Beweisführung ver-
suchte ich dann a. a. O. S. 41 f. durch weitere
Feststellungen an Arm und Hand der Göttin
zu dem Nachweise zu vervollständigen, daß
Schräders Erklärung der Durchbohrung der
letzteren überhaupt unzulässig und nur die
von Furtwängler gegebene mit dem Tat-
bestände vereinbar sei, und gelangte auf
Grund dieser und anderer Beobachtungen an
den erhaltenen Resten zu einer zwischen
Furtwänglers völliger Zerdehnung und Schrä-
ders engstem Zusammenschluß der Gruppe
die Mitte haltenden Anordnung.
In seiner Erwiderung auf meinen Aufsatz
im vorigen Bande dieser Zeitschrift, XVIII
S. 40 ff., hält H. Schräder oben S. 154 ff. seine
Rekonstruktion dieses Giebels gegen meine Ein-
wände im wesentlichen unverändert aufrecht.
Seine Behandlung der Frage hat mich belehrt,
daß manche Punkte, die ich nur kurz andeuten
zu sollen geglaubt hatte, doch eingehenderer
Darstellung bedürfen; dies und die Bedeutung
des Kunstwerkes für die Entwicklungsgeschichte
der Giebelkomposition veranlassen mich, die
Erörterung noch einmal aufzunehmen.
Über die Zuteilung der Fragmente an
bestimmte Figuren besteht erfreuliche Über-
einstimmung; daß der von mir aus dem
linken Eckgiganten ausgeschiedene Fuß diesem
nicht gehöre, gibt Schräder jetzt selbst zu,
ich meinerseits habe, soweit sich ohne Autopsie
urteilen läßt, gegen dessen Ersatz durch
C. Praschnikers schönen Fund nichts ein-
zuwenden. Auch darüber sind wir einig, daß
jener Fuß nur von einem Giganten herrühren
könne und dieser nach links vom Beschauer
bewegt zu ergänzen sei, nicht minder auch,
daß aus der damit erwiesenen Existenz einer
siebenten Giebelfigur die Erhöhung der Ge-
samtzahl auf acht mit Notwendigkeit ge-
folgert werden müsse.
Erst über die Rekonstruktion der ein-
zelnen Figuren und Gruppen gehen unsere
Anschauungen auseinander. Dabei hat aber
Schräder viel zu großes Gewicht auf die
Frage gelegt, wie die Reste des vierten Giganten
zu ergänzen seien, worüber noch unten zu
sprechen sein wird; um dem Kompositions-
problem von dieser Seite beikommen zu können,
müßten sie eine unzweideutigere Sprache
führen, als ihre Geringfügigkeit dies gestattet.
Der Angelpunkt der Untersuchung liegt viel-
mehr in der Feststellung, wo überhaupt die
Raumverhältnisse im Giebel gestatten, eine
siebente und achte Figur einzuschalten. Dafür
ist, da die Eckgiganten nur um weniges ver-
schoben werden können, die Reste der schrei-
tenden Götter aber sich verschiedenartigen
Ergänzungen fügen und nur ihre Verteilung
auf die beiden Giebelhälften als gesichert
gelten kann, die Rekonstruktion der Athena-
gruppe von ausschlaggebender Wichtigkeit;
erst wenn Größe und Gestalt der von ihr
besetzten Fläche des Giebeldreieckes fest-
stehen, kann ihr Platz innerhalb desselben
bestimmt und weiterhin ein sicheres Urteil
über Umfang und Verteilung der verbleibenden
Lücken gewonnen werden.
Schräders Wiederherstellung ist dadurch
gekennzeichnet, daß sie Athena und den
Giganten bis zu unmittelbarer materieller
Verbindung aneinander rückt; sie steht und
fällt mit der Annahme, daß die Göttin ihren
Gegner an der Helmbuschröhre gepackt habe,
die ihrerseits wieder auf seiner Erklärung
der Zurichtung der linken Hand der Athena
beruht. Die Beweiskraft dieser Argumentation
hatte schon Furtwängler stark erschüttert,
indem er für letztere eine andere, den ge-
wichtigen technischen Bedenken gegen die
Schradersche nicht ausgesetzte und auch an
sich einwandfreie Erklärung beibrachte; ästhe-
tische und typologische Erwägungen führten
ihn dann zu dem Schlüsse, daß die beiden
Figuren im Gegensätze zu Schräder möglichst
weit voneinander abzurücken seien. Den
negativen Teil seiner Beweisführung ver-
suchte ich dann a. a. O. S. 41 f. durch weitere
Feststellungen an Arm und Hand der Göttin
zu dem Nachweise zu vervollständigen, daß
Schräders Erklärung der Durchbohrung der
letzteren überhaupt unzulässig und nur die
von Furtwängler gegebene mit dem Tat-
bestände vereinbar sei, und gelangte auf
Grund dieser und anderer Beobachtungen an
den erhaltenen Resten zu einer zwischen
Furtwänglers völliger Zerdehnung und Schrä-
ders engstem Zusammenschluß der Gruppe
die Mitte haltenden Anordnung.