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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 19-20.1919

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Reisch, Emil: Die Tempeldienerin des Nikomachos
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https://doi.org/10.11588/diglit.33681#0315

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Die Tempeldienerin des Nikomachos.

Erst als die Begleitworte, mit denen Bankö S. 296 f. die auf Taf. VI abgebildete
Bronzestatuette erläutert, schon im Drucke Vorlagen, drängte sich mir die Vermutung
auf, daß zwischen der Wiener Statuette aus Neviodunum und der Lysimachestatue
des Demetrios noch engere, aber allerdings etwas andersartige Beziehungen obwalten
könnten, als von Bankö S. 298 angedeutet wurde. Nicht unmittelbar auf die
Statue der Priesterin Lysimache scheint mir nämlich die Statuette zurückgeführt
werden zu können, wohl aber auf die Statuette ihrer Dienerin, von derPausanias I 2*7, 4
berichtet: Ttpog *CM vam A9"y]V<z$ soix p,ev *süy]pt.$ TtpeußOng, Soov te {Jt,aXt,crKE,
(pap-svy] sfvat Auc:[ux)r{j*)-
Bekanntlich hat man lange Zeit geglaubt, daß in diesen Worten eine Er-
wähnung jener Statue der greisen Priesterin Lysimache sich verberge, die Plinius
als ein Werk des Bildhauers Demetrios bezeugt T und man hat versucht, den Text
des Pausanias dementsprechend zu ,,verbessern". Ja, man hat Benndorfs einleuchtender
Beobachtung3), daß die (im folgenden S. 303 ff. noch näher zu besprechende) Statuen-
basis IG II 3, 13*76 (Löwy 1GB 64) eben jene Statue des Demetrios getragen
habe, deshalb die Zustimmung versagt, weil die 0*20^ lange Fußspur auf dieser
Statuenbasis mit dem von Pausanias für jene Statuette angegebenen Maße von bloß
einer Elle sich nicht vereinigen ließ. Erst bei der Bearbeitung der Nachträge zur
zweiten Auflage von 0. Jahns Arx Athenarum a Pausania descripta (1901) erkannte
Michaelis, daß uns die Basis jener von Pausanias gesehenen Statuette der
noch erhalten sei in der durch ein neues Bruchstück vervollständigten Inschriftbasis
IG II 3, 1378 (p. 349), durch die der in den Handschriften überlieferte Wortlaut
des Pausaniastextes seine Bestätigung und Erläuterung findet, die Gleichsetzung der
Statuette mit der Statue des Demetrios aber ausgeschlossen wird**).
Die Basis IG II 3, 1378 (Löwy 1GB 75), deren obere Fläche zerstört ist, ist
0*49^ hoch, 0*27^ lang und 0*20^ breit, die Statuette kann also nicht mehr als 0*50'"
Höhe, etwa ein Drittel Lebensgröße, gehabt haben. Die Inschrift, deren beide nach

1) AuoqrdxY] oder Aoo^KX^t. bieten die Hand-
schriften, Aooqrdx^g schreibt unter Hinweis auf die
im Folgenden behandelte Inschrift IGII3, 1378 Spiro.
2) Plin. 34, 76: Demetrius Lysimachen (fecit),
quae sacerdos Minervae fuit LXIIII annis. Vgl.
Benndorf, Athen. Mitt. d. d. a. Inst. I S. 50 ; Michaelis

ebenda II S. 33. Den wahren Sachverhalt hat im
wesentlichen schon Schubart, Jahrb. f. Phil. 1880
S. 316 f. richtig erkannt.
3) Athen. Mitt. d. d. a. Inst. VII 47.
4) Vgl. Michaelis, Jahrb. d. d. arch. Inst. 1902
S 54; Arx Athenarum 2 p. 117 Nr. 129.

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