Noch einmal die Komposition des Gigantengiebels vom alten Athena-
tempel der Akropolis.
Zu Heberdeys vorstehendem Versuch, die
von mir im Hauptblatte S. 154 ff. begründete
Rekonstruktion des Gigantengiebels vom alten
Athenatempel der Akropolis zu widerlegen
und zugleich seinen eigenen Rekonstruktions-
vorschlag (Jahresh. XVIII S. 40 ff.) zu ver-
teidigen, möchte ich einige Bemerkungen
machen.
Heberdey findet meine Wiederherstellung
dadurch gekennzeichnet, ,,daß sie Athena und
den Giganten bis zu unmittelbar materieller
Verbindung aneinander rückt; sie steht und
fällt mit der Annahme, daß die Göttin ihren
Gegner an der Helmbuschröhre gepackt habe".
So urteilt Heberdey, weil er den Gegner
Athenas weiter von ihr abrückt als es im
Aufbau der Gruppe in Athen geschehen ist,
und annimmt, daß die Gruppe in dieser mehr
auseinander gezogenen Gestalt wegen ihrer
Asymmetrie für den von mir angenommenen
Platz in der Giebelmitte nicht geeignet sei.
Nun habe ich aber, um diesen Einwand zu
entkräften, in meiner Skizze (Hauptblatt
S. 159) den Giganten ,,fast genau" in den von
Heberdey geforderten Abstand gerückt; er
selbst hat dies bemerkt und muß zugestehen,
daß die Skizze die von ihm geleugnete Möglich-
keit, die Komposition auch bei zentraler
Stellung der Athenagruppe symmetrisch zu
gestalten, zu erweisen scheine. Dabei ist es
von nebensächlicher Bedeutung, daß ich in
der Skizze Athena mit der linken Hand die
Helmbuschröhre des Gegners packen lasse.
Wenn diese Bewegung wirklich durch das
Erhaltene ausgeschlossen sein sollte, so ist
die Hand hinter dem Kopfe des Giganten
vorgestreckt zu denken, etwa wie es in dem
archaischen Flachrelief des Akropolismuseums
der Fall gewesen sein muß (Ath. Mitt. 1897
XXII S. 106 Fig. 12). Heberdey sucht weiter-
hin die von ihm selbst in meiner Skizze zu-
nächst anerkannte Symmetrie als eine unvoll-
kommene zu erweisen, die nur in ,,Zahl und
Schema der Figuren" vorhanden sei, dagegen
vollständig fehle ,,in der Verteilung der
Massen". Ich finde, daß mein Vorschlag in
der Massenverteilung nicht größere Freiheit
in Anspruch nimmt, als sie z. B. in einer nahe
verwandten Komposition, dem Giebel des
Megareerschatzhauses in Olympia, waltet. Hier
ist die Mittelgruppe — Zeus aufrecht heran-
schreitend, vor ihm ins Knie gesunken sein
Gegner — so wenig streng symmetrisch wie
die Athenagruppe meiner Skizze. Noch weniger
genau entsprechen sich in Bewegung und
Massen in Treus wahrscheinlicher Ergänzung
die zunächst folgenden Götter, links, stark
vorgebeugt Athena, rechts mehr aufgerichtet,
nackt, Herakles. Übrigens sind die in meiner
Skizze angenommenen Bewegungen der beiden
Götter links und rechts von Athena und die
der vor ihnen ins Knie gesunkenen Giganten
im einzelnen unbestimmbar, und es bleibt
jede Freiheit, Fehler der Massenverteilung
durch Änderungen zu beseitigen.
Ganz unzulässig ist Heberdeys Versuch,
meine in ihrer Kleinheit offensichtlich nur
zur Veranschaulichung der Hauptmassen und
-bewegungen bestimmte Skizze in Einzelheiten
wörtlich zu nehmen und daraus räumliche
Unmöglichkeiten zu folgern. Er findet, daß
nach meiner Zeichnung der erhobene rechte
Arm der Athena unter dem Geison nur ver-
kümmert unterzubringen sei. Ein besserer
Zeichner als ich, K. Reichhold, hat für
Athenas rechten Arm viel weiter links von
der Giebelmitte, also unter einer tiefer ge-
senkten Stelle des Geison, genügenden Platz
gefunden (vgl. die Gegenüberstellung von
Reichholds und meiner Skizze Hauptblatt
S. 158). Offenbar liegt also eine Ver-
zeichnung bei mir vor. Überdies ist die
Giebelhöhe nicht sicher bestimmbar. Wenn
ich das Steigungsverhältnis von 1 : 4 an-
genommen habe, so hat Heberdey selbst
bemerkt, daß nach Analogie altattischer Poros-
22*
tempel der Akropolis.
Zu Heberdeys vorstehendem Versuch, die
von mir im Hauptblatte S. 154 ff. begründete
Rekonstruktion des Gigantengiebels vom alten
Athenatempel der Akropolis zu widerlegen
und zugleich seinen eigenen Rekonstruktions-
vorschlag (Jahresh. XVIII S. 40 ff.) zu ver-
teidigen, möchte ich einige Bemerkungen
machen.
Heberdey findet meine Wiederherstellung
dadurch gekennzeichnet, ,,daß sie Athena und
den Giganten bis zu unmittelbar materieller
Verbindung aneinander rückt; sie steht und
fällt mit der Annahme, daß die Göttin ihren
Gegner an der Helmbuschröhre gepackt habe".
So urteilt Heberdey, weil er den Gegner
Athenas weiter von ihr abrückt als es im
Aufbau der Gruppe in Athen geschehen ist,
und annimmt, daß die Gruppe in dieser mehr
auseinander gezogenen Gestalt wegen ihrer
Asymmetrie für den von mir angenommenen
Platz in der Giebelmitte nicht geeignet sei.
Nun habe ich aber, um diesen Einwand zu
entkräften, in meiner Skizze (Hauptblatt
S. 159) den Giganten ,,fast genau" in den von
Heberdey geforderten Abstand gerückt; er
selbst hat dies bemerkt und muß zugestehen,
daß die Skizze die von ihm geleugnete Möglich-
keit, die Komposition auch bei zentraler
Stellung der Athenagruppe symmetrisch zu
gestalten, zu erweisen scheine. Dabei ist es
von nebensächlicher Bedeutung, daß ich in
der Skizze Athena mit der linken Hand die
Helmbuschröhre des Gegners packen lasse.
Wenn diese Bewegung wirklich durch das
Erhaltene ausgeschlossen sein sollte, so ist
die Hand hinter dem Kopfe des Giganten
vorgestreckt zu denken, etwa wie es in dem
archaischen Flachrelief des Akropolismuseums
der Fall gewesen sein muß (Ath. Mitt. 1897
XXII S. 106 Fig. 12). Heberdey sucht weiter-
hin die von ihm selbst in meiner Skizze zu-
nächst anerkannte Symmetrie als eine unvoll-
kommene zu erweisen, die nur in ,,Zahl und
Schema der Figuren" vorhanden sei, dagegen
vollständig fehle ,,in der Verteilung der
Massen". Ich finde, daß mein Vorschlag in
der Massenverteilung nicht größere Freiheit
in Anspruch nimmt, als sie z. B. in einer nahe
verwandten Komposition, dem Giebel des
Megareerschatzhauses in Olympia, waltet. Hier
ist die Mittelgruppe — Zeus aufrecht heran-
schreitend, vor ihm ins Knie gesunken sein
Gegner — so wenig streng symmetrisch wie
die Athenagruppe meiner Skizze. Noch weniger
genau entsprechen sich in Bewegung und
Massen in Treus wahrscheinlicher Ergänzung
die zunächst folgenden Götter, links, stark
vorgebeugt Athena, rechts mehr aufgerichtet,
nackt, Herakles. Übrigens sind die in meiner
Skizze angenommenen Bewegungen der beiden
Götter links und rechts von Athena und die
der vor ihnen ins Knie gesunkenen Giganten
im einzelnen unbestimmbar, und es bleibt
jede Freiheit, Fehler der Massenverteilung
durch Änderungen zu beseitigen.
Ganz unzulässig ist Heberdeys Versuch,
meine in ihrer Kleinheit offensichtlich nur
zur Veranschaulichung der Hauptmassen und
-bewegungen bestimmte Skizze in Einzelheiten
wörtlich zu nehmen und daraus räumliche
Unmöglichkeiten zu folgern. Er findet, daß
nach meiner Zeichnung der erhobene rechte
Arm der Athena unter dem Geison nur ver-
kümmert unterzubringen sei. Ein besserer
Zeichner als ich, K. Reichhold, hat für
Athenas rechten Arm viel weiter links von
der Giebelmitte, also unter einer tiefer ge-
senkten Stelle des Geison, genügenden Platz
gefunden (vgl. die Gegenüberstellung von
Reichholds und meiner Skizze Hauptblatt
S. 158). Offenbar liegt also eine Ver-
zeichnung bei mir vor. Überdies ist die
Giebelhöhe nicht sicher bestimmbar. Wenn
ich das Steigungsverhältnis von 1 : 4 an-
genommen habe, so hat Heberdey selbst
bemerkt, daß nach Analogie altattischer Poros-
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