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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 19-20.1919

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Hild, Adolf: Ein römischer Ziegelofen in Brigantium (Bregenz)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33681#0359

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Ein römischer Ziegelofen in Brigantium (Bregenz)

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stück, das mit einem Rundstempel versehen
war, dessen Legende nach der Lesung des
Herrn Hofrates Prof. Kubitschek in Wien
CAR!Nt ATtVS neben einem Blatte lautet.
Gegen den Bach zu (nordöstlich) kamen
eine Menge Reibschalenbruchstücke zum Vor-
schein, die innen grün glasiert sind. Außer-
halb der Mauern zerstreut wurden 46 kleine
Bronzemünzen gefunden, die, soweit es die
überaus schlechte Erhaltung noch zuließ, von
Herrn Prof. Dr. Hirn in Innsbruck als der
zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts n. Chr.
angehörend bestimmt wurden. Dieser Münz-
fund läßt die Annahme, daß der Ziegelofen
dem Ende der römischen Besiedlungszeit
Brigantiums angehört, sicher erscheinen.
Im nachfolgenden seien Einzelbeobach-
tungen über die Ofenanlage gegeben.
Heizkammern und Vorraum.
Die in rechteckigem Grundrisse erbauten
inneren Mauern der beiden Heizkammern
waren zum Großteile ans Ziegelbruchstücken
aufgeführt. An jenen Stellen aber, die den
Sockel für die eingefügten Gewölberippen zu
bilden hatten, waren tragfähigere Unterlagen
aus 0*44*" langen, 0*155—0*16"* breiten und
0*065"'starken Ziegeln geschaffen.
Dieser rechteckig umfaßte Raum wurde
durch einen in der Mitte in Längsachsen-
richtung aufgeführten Pfeiler, dem Mittel-
stützpunkte der Überdeckung, in zwei gleich
große Kammern, von 4*20*" Länge und 1*20"*
Breite innerer Lichtweite, geteilt. Der Fuß-
boden bestand bei der Durchsuchung nur
aus dem grundgewachsenen Erdboden. An
den Seitenwänden 085"', am Mittelpfeiler
0*70*" über dem tiefstgelegenen Ziegel setzten
die beide Heizkammern überspannenden und
auf dem Mittelpfeiler vereinigten Gewölbe-
rippen an. Die lichte Scheitelhöhe der Ge-
wölbe betrug bei der Untersuchung noch
1*06'". Beide Kammern waren mit neun
durch verschieden breite Zwischenräume ge-
trennten Gewölberippen überbrückt. Die Spann-
bogen maßen eine Breite von je 0*30*" und
wurden aus 34 Keilziegeln erstellt, von denen
jeder 0*31"' Höhe, 0*30"* Breite, 0*055"'
obere und 0*035"' untere Stärke hatte. Die

Bindung der Keilziegel bestand aus einer
Lehmschichte, die wie die Ziegel selbst durch
die jedenfalls sehr lange Benutzung des
Ofens zu Klinkersteinhärte gebrannt war;
die Gewölbe zeigten einen starken Glasur-
überzug. Neben den Keilziegeln kamen auch
Bruchstücke von Backsteinen und Falzziegeln
zur Verwendung, als Schlußziegel der Gewölbe
waren meist Falzziegel mit abgeschlagenen
Leisten benutzt. Wie bereits erwähnt, fußten
die Gewölberippen auf dem Pfeiler 015"'
tiefer als an den Seitenwänden, die Bogen
waren daher nach außen ansteigend, eine be-
absichtigte Anlage zum besseren Abzüge der
Heizgase. Die für die Ableitung derselben
bestimmten, die Gewölbe trennenden Zwischen-
räume hatten eine durchschnittliche Breite
von 0*15—0*20 nur der letzte, nordöstlich
gelegene war auf 0 08 "* beschränkt.
Abb. 35 zeigt das Innere der seewärts
(NW) gelegenen Heizkammer; die Rückwand
war ursprünglich glatt.
In die erwähnten Zwischenräume waren
entsprechend den in der Decke angebrachten
Zuglöchern schräg aufrecht stehende Ziegel
eingefügt, die kaminartige Ableitungen der
Heizgase bildeten und zugleich als Sperrziegel
die Gewölberippen auseinanderhielten. An den
Außenseiten der Wandungen waren die Züge
nach oben abgeschrägt, so daß die Heizgase
seitlich aufwärts strichen. Da der vierte und
fünfte Bogen, vom Heizvorraume aus ge-
rechnet, durch die Legung einer Wasser-
leitung für den Fabrikbau zerstört wurden,
können die Maße und Zahlen der konischen
Pfeifenlöcher nur von den noch vorhanden
gebliebenen angegeben werden. Die Sperr-
ziegel waren leider nur mehr in wenigen
Stücken an ihrem ursprünglichen Platze vor-
handen.
Die Art und Weise der Überdeckung der
Gewölberippen wie der Anlage der Pfeifen ist
in den Grundzügen auffallend ähnlich der von
Prof. Dr. Georg Wolff im Archiv für Frankfurts
Geschichte und Kunst Band 4, 1893 beschrie-
benen eines römischen Ziegelofens in Nied bei
Höchst am Rhein. Hier wie dort sind die Ge-
wölberippen 0*30*" breit. Die Überdeckung des
Bregenzer Ofens war in folgender Form er-
folgt: Die durch Ausmauerung der Gewölbe-

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