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F. Eichler
durchgehenden schrägen Parallelen der Figuren bildeten der erhobene rechte Arm
des Verfolgers und das Vorgesetzte linke Bein der Amazone das nötige Gegen-
gewicht. Durch das scharfe Vorwärtsdrängen des Kriegers wird das Schwergewicht
der Komposition mit der durch den Schild aufs engste zusammengeschlossenen
Masse der beiden Körper nach rechts verschoben. Der Füllung der so entstandenen
Leere der linken Metopenseite dient der nachflatternde, auf dem Grunde sich aus-
breitende Mantel, derjenigen der leeren Flächen zwischen den Beinen wenigstens in
ihren oberen dreieckigen Teilen zwischen den Oberschenkeln das bewegte Spiel
zurückwehender Gewandpartien — denn den Chiton der Amazone hat man sich
gleichfalls etwa bis Kniehöhe herabreichend zu denken.
Die übrigen Reste lassen erkennen, daß I über den Einzelfall hinaus gewertet
werden darf. Von V und VI ist wenigstens je eine Figur soweit erhalten, daß von
ihrem Motiv eine genaue Vorstellung gewonnen und für das der zweiten die Haupt-
züge erkannt werden konnten. Im übrigen sind wenig Grundfragmente ohne Relief-
rest, und wenn, so fast nur solche von Rändern vorhanden. Eine gewisse Absicht-
lichkeit, den Grund zu decken, ist überall ersichtlich; ihr dienen die flatternden Ge-
wänder (I, VII), die Schilde (V, VI, VIII). Mit diesem Bestreben nach Füllung des
Raumes geht aber möglichst enge Anpassung des Motivs der Gruppe an die Um-
rahmung des Bildfeldes Hand in Hand; ihr steht mitunter der kraftvolle, über-
zeugende Ausdruck der Handlung nach. Dies wird bei einem Vergleich mit den
Mausoleumfriesen besonders deutlich, wo eine viel eindringlichere Wirkung und
überzeugendere Kraft erzielt ist.
Die Tendenzen, die in den Heraionmetopen als leitend zu erkennen sind, führen
auf den Boden der jetzt von den meisten an Paionios angeschlossenen Kunstrichtung;
sie stehen in mehr oder weniger hervortretendem Gegensatz zu jenen Einflüssen nicht
unterworfenen attischen Werken, den Reliefs des sogenannten Theseions (vgl. Sauer,
a. a. O. S. 196) und den Metopen des Parthenon'95) (über deren Stil zuletzt Schröder,
Jahrb. d. Inst. XXX 1915, 119 ff.; vgl. unten S. 128 Anm. 214).
Die Gestaltung der Motive ist von solchen Tendenzen gewiß nicht unabhängig,
wenn auch längst allgemein geläufige mitverwertet werden^) und daher vor weit-
gehenden Rückschlüssen aus ihrer Übereinstimmung mit Recht gewarnt wird,
sofern ,,nicht auch Auffassung und Stil identisch sind" (Watzinger, Jahreshefte
*95) wo zwar wiederholt völlige Füllung des
Bildfeldes erzielt ist, aber die Absicht weniger in
den Vordergrund tritt als in Xanthos, Bassai usw.
196) Als eines von vielen Beispielen sei der
den Harmodios wiederholende Jäger der Berliner
Themisschale, Furtwängler-Reichhold, Taf. 140, ge-
nannt, worauf Hauser im Texte III 111 aufmerk-
sam macht.
F. Eichler
durchgehenden schrägen Parallelen der Figuren bildeten der erhobene rechte Arm
des Verfolgers und das Vorgesetzte linke Bein der Amazone das nötige Gegen-
gewicht. Durch das scharfe Vorwärtsdrängen des Kriegers wird das Schwergewicht
der Komposition mit der durch den Schild aufs engste zusammengeschlossenen
Masse der beiden Körper nach rechts verschoben. Der Füllung der so entstandenen
Leere der linken Metopenseite dient der nachflatternde, auf dem Grunde sich aus-
breitende Mantel, derjenigen der leeren Flächen zwischen den Beinen wenigstens in
ihren oberen dreieckigen Teilen zwischen den Oberschenkeln das bewegte Spiel
zurückwehender Gewandpartien — denn den Chiton der Amazone hat man sich
gleichfalls etwa bis Kniehöhe herabreichend zu denken.
Die übrigen Reste lassen erkennen, daß I über den Einzelfall hinaus gewertet
werden darf. Von V und VI ist wenigstens je eine Figur soweit erhalten, daß von
ihrem Motiv eine genaue Vorstellung gewonnen und für das der zweiten die Haupt-
züge erkannt werden konnten. Im übrigen sind wenig Grundfragmente ohne Relief-
rest, und wenn, so fast nur solche von Rändern vorhanden. Eine gewisse Absicht-
lichkeit, den Grund zu decken, ist überall ersichtlich; ihr dienen die flatternden Ge-
wänder (I, VII), die Schilde (V, VI, VIII). Mit diesem Bestreben nach Füllung des
Raumes geht aber möglichst enge Anpassung des Motivs der Gruppe an die Um-
rahmung des Bildfeldes Hand in Hand; ihr steht mitunter der kraftvolle, über-
zeugende Ausdruck der Handlung nach. Dies wird bei einem Vergleich mit den
Mausoleumfriesen besonders deutlich, wo eine viel eindringlichere Wirkung und
überzeugendere Kraft erzielt ist.
Die Tendenzen, die in den Heraionmetopen als leitend zu erkennen sind, führen
auf den Boden der jetzt von den meisten an Paionios angeschlossenen Kunstrichtung;
sie stehen in mehr oder weniger hervortretendem Gegensatz zu jenen Einflüssen nicht
unterworfenen attischen Werken, den Reliefs des sogenannten Theseions (vgl. Sauer,
a. a. O. S. 196) und den Metopen des Parthenon'95) (über deren Stil zuletzt Schröder,
Jahrb. d. Inst. XXX 1915, 119 ff.; vgl. unten S. 128 Anm. 214).
Die Gestaltung der Motive ist von solchen Tendenzen gewiß nicht unabhängig,
wenn auch längst allgemein geläufige mitverwertet werden^) und daher vor weit-
gehenden Rückschlüssen aus ihrer Übereinstimmung mit Recht gewarnt wird,
sofern ,,nicht auch Auffassung und Stil identisch sind" (Watzinger, Jahreshefte
*95) wo zwar wiederholt völlige Füllung des
Bildfeldes erzielt ist, aber die Absicht weniger in
den Vordergrund tritt als in Xanthos, Bassai usw.
196) Als eines von vielen Beispielen sei der
den Harmodios wiederholende Jäger der Berliner
Themisschale, Furtwängler-Reichhold, Taf. 140, ge-
nannt, worauf Hauser im Texte III 111 aufmerk-
sam macht.