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EINLEITUNG

Der Kupferstich „Melencolia I“ — dem künstlerischen Gefiihl so
unmittelbar verständlich — gibt der historischen Betrachtung Rätsel
auf, um deren Lösung sich die Wissenschaft jahrzehntelang bemüht
hat. Die merkwürdige Inschrift, das Zahlenquadrat, der große Block,
das ganze Durcheinander scheinbar heterogener Gegenstände, die doch
durch irgendeinen gemeinsamen Sinn verbunden sein müssen, all das
verlangt nach einer „Deutung“, verlangt — wenn diese Deutung
etwas anderes sein soll als die mehr oder minder scharfsinnige, mehr
oder minder gelungene Auflösung eines Bilderrätsels — nach einer
entwicklungsgeschichtlichen Erklärung, die die Voraussetzungen der
Dürerischen Konzeption — und dann von hier aus deren Einzigartigkeit
— ins Licht zu stellen versucht. Die Verfasser maßen sich weder in der

einen noch in der anderen Hinsicht an, das Problem der „Melencolia I“

„gelöst“ zu haben; das wird, zum mindesten, was die „Deutung“ be-
trifft, kaum eher möglich sein, als nicht der Zufall ein Programmkon-
zept von der Hand Pirckheimers oder eines anderen humanistischen
Beraters des Kiinstlers zutage gebracht hat. Sie haben auch ihre
Aufgabe nicht so sehr darin erblickt, für jedes einzelne Symbol eine
präzise und womöglich neuartige Auflösung zu finden, als vielmehr
darin, die große Linie, deren Endpunkt oder zum mindesten Höhepunkt
durch Dürers Kunstwerk bezeichnet wird, in einiger Klarheit hervor-
treten zu lassen. Und gerne bekennen sie, daß sie dabei nichts anderes
g*etan haben, als die von zwei großen Gelehrten — Giehlow und War-
burg — gewiesenen und großenteils geebneten Wege um ein Stück
weiter zu verfolgen, als es den Pfadfindern selber notwendig oder
möglich erschien.1) Ein besonderer Dank gebührt Herrn Regierungs-

i) Es sind hier — von den zu Unrecht fast vergessenen „Dürerstudien“ Allihns
(1871) abgesehen —- vor allem zu nennen: Karl Giehlow, Diirers Kupferstic
Melencolia I und der Humanistenkreis Maximilians I. . . . in Mitteil. d. Ges. für
vervielfält. Kunst 1903/1904. Ein nicht zum Abschluß gelangtes, noch umfäng-
licheres Werk des gleichen Autors konnte, sovveit es vorliegt, von den Verfassern
in den Aushängebogen benutzt werden. (Vgl. darüber das Geieitwort zur vorllfL

Studien der Bibliothek Warburg, 2. Heft: Panofsky-Saxl I
 
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