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Panofsky, Erwin; Saxl, Fritz
Dürers "Melencolia I": eine quellen- und typengeschichtliche Untersuchung — Teubner, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.31125#0142
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V. Anhang. Die Entwicklung der Pianetenkinderdarstellun,

I 2 I

V. ANHANG

DIE ENTWICKLUNG DER PLANETENKINDER-
DARSTELLUNG

Eine Geschichte der Planetenkinderdarstellung'en schreiben, hieße
eine Geschichte der Berufsdarstellung-en verfassen. Im Cod.Vindob. 2378
finden wir folgende Überschrift eines Kapitels: „Nunc videndum est de
artibus siue que artes sunt congrue illis qui degunt uel nascuntur uel
de quibus queritur“. Dazu am Rande die Notiz: „Artes planetarum“.
Dann folgt die Aufzählung der Planetenkinderberufe. Was wir heute
Planetenkinderbilder nennen, hieße daher mit seiner mittelalterlichen
Bezeichnung „imagines artium planetarum“. Die Überschrift weist also
darauf hin, daß die Planetenkinderbilder als Bilder der Artes schlecht-
hin anzusehen sind, die nur dem neuen, astrologischen Thema g'emäß
verwendet und angeordnet wurden.

In der Literatur gibt es bisher kaum Ansätze zu einer Geschichte
der Berufsdarstellung. Hier ist selbstverständlich nicht der Ort, dieses
Problem in seinem ganzen Umfange, in seiner ganzen Schwere in An-
griff zu nehmen; nur einige Etappen der Entwicklung, die zu Dürers
„Melancholie“ führt, sollen im Folgenden klargelegt werden.

Es ist eine bekannte Tatsache, daß wir aus der Epoche der klas-
sischen Kunst kaum Berufsdarstellungen kennen. Was sich auf Vasen-
bildern findet, hat Otto Jahn zusammengestellt1), und er selbst sagt, das
Resultat seines Suchens sei gering geblieben, da Berufsdarstellungen
kein Thema der klassischen Kunst waren.

Erst in hellenistischer Zeit finden wir auf klassischem Boden Be-
rufsdarstellungen in weiterem Umfang, vor allem die meist als alexan-
drinisch angesprochenen Bilder aus dem Hirtenleben, Bilder aus jener
Epoche und Umgebung, die durch eine neue Sehnsucht nach dem Na-
turleben gekennzeichnet ist. Neben diesen Hirtenbildern kommen Dar-
stellungen der geistig Schaffenden auf; wir kennen aus dieser Zeit eine
größere Anzahl der Bilder von Dichtern, Philosophen und Schauspie-
lern, hier und da auch eine Szene aus dem Alltag'sleben. Was aber
auch in der hellenistischen Zeit noch fehlt, wenigstens soweit wir das
Material übersehen, sind Berufsbilder aus dem Leben der Banausen, Bil-
der des Handwerks.

1) Otto Jahn, Darstellungen des Handvverks und Handelsverkehrs auf Vasen-
bildern. (Ber. d. sächs. Ges. d. Wiss. 1867, p. 75—113.) Vgl. H. Gummerus, Dar-
stellungen aus dem Handwerk auf röm. Grab- und Votivsteinen in Italien (Jahrb.
d. kais. deutsch. arch. Inst. 1913, Bd. XXVIII. p. 63—126) m. zahlr. Abb.
 
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