Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
121

Crispin van den Broeck

„Fides“ die „Caritas“ krönen.1) Der andere Weg führt über das übliche
Lnstgelage zur Höllenstadt, wo Bosch-artige Dämonen ihr Wesen treiben
und ein gewaltiger Ofen Flammen und giftige Dämpfe speit (vgl. Genesis
1,19,28); und wie um diese an und für sich schon drastische Symbolik noch
eindringlicher zu machen, sind in den unteren Bildecken Embleme ange-
bracht, die unmittelbar dem Y-Signet des GeoffroyTory entnommen
sind: auf der einen Seite Lorbeerkranz und Ruhmespalme, auf der andern
Fußeisen, Richtschwert und Staupbesen (vgl. Kopfstück S. 37). Die ganze
Konzeption weist trotz der modern-manieristischen Stilisierung und trotz
des humanistischen Virtus-Fortuna-Motivs sehr stark auf Darstellungen
in der Art der Narrenschiffsillustrationen und der Murerschen Emblemata-
Radierung zurück (ja man kann sagen, daß die dort implizit vorausgesetzte
Gleichung „Tugend“ gleich „Arbeit“ erst hier ihre explizite Formulierung
erhält), und auch die Unterschrift ist wörtlich j ener pseudo-virgilischen
Dichtung entnommen, die, wie wir wissen, für die Konstituierung des
nordisch-predigthaften Bildtypus so bedeutsam gewesen war, — wörtlich
bis auf die Schlußwendung, die den Höllendämonen zu Liebe aus ,,volvit-
que per aspera saxa“ in „tradit crudelibus umbris“ verändert ist.2)

In der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts ist das Philo-
stratische Schema nach zwei verschiedenen, ja fast diametralen Richtungen
hin weitergebildet worden: derselbe Bildtypus, den Rübe ns — denn auch
er hat das weniger bahnbrechende, als bahnverlassende Wagnis des Uf-
fizienbildes nicht wiederholt — zu einem Hymnus auf die kriegerische
Machtentfaltung eines Fürsten benutzt, dient dem Holländer Pieter
Potter zu einer Verherrlichung der „Mühseligen und Beladenen“.

Als der Kardinalinfant Ferdinand von Österreich, der Sieger in der
Schlacht von Nördlingen, am 17. April 1635 als Statthalter der Nieder-
lande in Antwerpen einzog, durchschritt der Festzug auch einen „Her-
cules-Bogen“3), dessen komplizierter architektonischer Aufbau, ge-

1) Die Deutung dieser Dreiergruppe ist mangels Attributen nicht unbedingt sicher,
doch werden die theologischen Tugenden schwerlich gefehlt haben, wenn die philosophi-
schen dargestellt sind.

2) Unterschrift des Stiches:

Haec via virtutis dextra petit ardua
callem,

Sed requiem praebet fessis in vertice
summo.

Molle ostentat iter via laeva, sed ultima
meta

Praecipitans captos tradit crudelibus
umbris.“

Maximinus:

Nam via virtutis dextrum petit ardua
callem . . .

Sed requiem praebet fessis in vertice
summo.

Molle ostendit iter via laeva, sed ultima
meta

Praecipitat captos volvitque per aspera
saxa.“

3) Eigenhändiger Entwurf in Leningrad Kl. d. K., 4. Aufl., S. 367. Unsere Abb.
nach Th. van Thulden, Pompa introitus Ser. Princ. Ferdinandi Austriaci, Antwerpen 1635,
fol. 38. Der Bezeichnung „Hercules Prodicius", die schon dem oben S. 109 Anm. 2 er-
wähnten Werke des Pighius — einer kolossalischen Nänie auf den jung verstorbenen Her-
 
Annotationen