Die Tugendsymbolik dev Hesperiden-Äpfel
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es jetzt kurz und klar: „Quarta fortitudo Herculis scribitur, quia dicitur
Hesperides spoliasse, que fuerunt Athlantis regis Affrice filie. Hee orturn
habebant, in quo erant mala aurea Veneri consecrata. Ad quorum
custodiam draco nunquam dormiens positus erat. Oue poma Hercules
abstulit occiso dracone. Nam virtus animi non ftotest fructum car-pere
ohne Stolz 31. Demgegenüber hatte aber Boethius in einem berühmten Gedicht seines
oft kommentierten Hauptwerks (Consol. Philos. IV, Metrum 7) einen Zwölftatenzyklus
verherrlicht, der sowohl in der Reihenfolge als in der Auswahl der Taten von dem kanoni-
schen abweicht. Und dieser, dem Bedürfnis nach zahlenmäßiger Abrundung entgegen-
kommende ,,Boethius-Zyklus“ hat nun im späteren Mittelalter große Bedeutung ge-
wonnen. Einerseits hat er zwei selbständigen, ausdrücklich auf Boethius bezugnehmenden
Herculestraktaten als Grundlage gedient, die von den andern Mythographen ziemlich
unabhängig sind, nämlich der sehr merkwürdigen, den Stoff vielfach moralisierenden
Schrift des Enrique de Villena „Los trabajos de Hercules“ (Zamora 1483 und Burgos
1499, zu den Holzschnitten vgl. Lyell a. a. O., S. 7ff.; die spätere Ausgabe auch in biblio-
philem Neudruck s. a.) und einer „Adicion du Compileur“, die den französischen Drucken
des Ovide moralise eingefügt worden ist, und die der Moralisation entraten konnte, weil
diese ohnedies im Haupttext stand (fol. N 2 v des Drucks von 1499, fol. 225 v des Drucks
von 1484). Andererseits aber ist der „Boethius-Zyklus“, vermutlich unter Heranziehung
des Trivethschen Kommentars (den wir in clm. 348, fol. 77 r ff. benutzen konnten), mit
dem Berchoriustext, dem Mythographus III und möglicherweise noch mit einem andern,
selbständigen Traktat in der Art der „Trabajos“ zu einem Mischprodukt verschmolzen
worden. Dieses Mischprodukt ist das Herculeskapitel des „Libellus de Ima-
ginibus Deorum“, dessen vermittelnde Stellung schon in der Reihenfolge der Taten
zum Ausdruck kommt.
Mythograph. III
Boethius
(sowie Villena und
„Adicion du Com-
pileur“)
Libellus
Kanonischer Dode-
kathlos (nach Anthol.
lat. 627 und Anthol.
graec. XVI, 92)
1. Cacus
Zentauren
Zentauren
Löwe
2. Antaeus
Löwe
Löwe
Hydra
3. Alceste-Cerberus
Harpyien
Alceste-Cerberus
Eber
4. Löwe
Hesperiden
Hesperiden
Hirschkuh
5. Eber
Cerberus
Hydra
Harpyien
6. Atlas
Diomedes-Rosse
Achelous
Amazonen
7. Hydra
Hydra
Cacus
Augias
8. Achelous
Achelous
Diomedes-Rosse
Stier
9. Hesperiden
Antaeus
Antaeus
Diomedes-Rosse
10. Geryones
Cacus
Eber
Geryones
11. —
Eber
Geryones
Cerberus
12. —
Atlas
Atlas
Hesperiden
Die — durchweg kurzen — Moralisationen des „Libellus“ sind teils dem Berchorius
entnommen, teils aber (nämlich in den Fällen 1, 3, 4, 8, 10) aus Eigenem hinzugefügt. Und
diese Eigenprodukte basieren allemal auf dem einfachen Begriff der „Virtus" („In quo
similiter notatur animi virtus, que omnia superat et devincit“ oder ähnlich). Da die Taten
7 und 9 schon in den älteren Quellen nur als Bewährung der', .Virtus" gedeutet worden
waren, hat sich das ganze Moralisierungs-System im „Libellus" in sehr weitgehendem
Maße auf eine einfache Tugend-Symbolik eingeschränkt.
io:
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es jetzt kurz und klar: „Quarta fortitudo Herculis scribitur, quia dicitur
Hesperides spoliasse, que fuerunt Athlantis regis Affrice filie. Hee orturn
habebant, in quo erant mala aurea Veneri consecrata. Ad quorum
custodiam draco nunquam dormiens positus erat. Oue poma Hercules
abstulit occiso dracone. Nam virtus animi non ftotest fructum car-pere
ohne Stolz 31. Demgegenüber hatte aber Boethius in einem berühmten Gedicht seines
oft kommentierten Hauptwerks (Consol. Philos. IV, Metrum 7) einen Zwölftatenzyklus
verherrlicht, der sowohl in der Reihenfolge als in der Auswahl der Taten von dem kanoni-
schen abweicht. Und dieser, dem Bedürfnis nach zahlenmäßiger Abrundung entgegen-
kommende ,,Boethius-Zyklus“ hat nun im späteren Mittelalter große Bedeutung ge-
wonnen. Einerseits hat er zwei selbständigen, ausdrücklich auf Boethius bezugnehmenden
Herculestraktaten als Grundlage gedient, die von den andern Mythographen ziemlich
unabhängig sind, nämlich der sehr merkwürdigen, den Stoff vielfach moralisierenden
Schrift des Enrique de Villena „Los trabajos de Hercules“ (Zamora 1483 und Burgos
1499, zu den Holzschnitten vgl. Lyell a. a. O., S. 7ff.; die spätere Ausgabe auch in biblio-
philem Neudruck s. a.) und einer „Adicion du Compileur“, die den französischen Drucken
des Ovide moralise eingefügt worden ist, und die der Moralisation entraten konnte, weil
diese ohnedies im Haupttext stand (fol. N 2 v des Drucks von 1499, fol. 225 v des Drucks
von 1484). Andererseits aber ist der „Boethius-Zyklus“, vermutlich unter Heranziehung
des Trivethschen Kommentars (den wir in clm. 348, fol. 77 r ff. benutzen konnten), mit
dem Berchoriustext, dem Mythographus III und möglicherweise noch mit einem andern,
selbständigen Traktat in der Art der „Trabajos“ zu einem Mischprodukt verschmolzen
worden. Dieses Mischprodukt ist das Herculeskapitel des „Libellus de Ima-
ginibus Deorum“, dessen vermittelnde Stellung schon in der Reihenfolge der Taten
zum Ausdruck kommt.
Mythograph. III
Boethius
(sowie Villena und
„Adicion du Com-
pileur“)
Libellus
Kanonischer Dode-
kathlos (nach Anthol.
lat. 627 und Anthol.
graec. XVI, 92)
1. Cacus
Zentauren
Zentauren
Löwe
2. Antaeus
Löwe
Löwe
Hydra
3. Alceste-Cerberus
Harpyien
Alceste-Cerberus
Eber
4. Löwe
Hesperiden
Hesperiden
Hirschkuh
5. Eber
Cerberus
Hydra
Harpyien
6. Atlas
Diomedes-Rosse
Achelous
Amazonen
7. Hydra
Hydra
Cacus
Augias
8. Achelous
Achelous
Diomedes-Rosse
Stier
9. Hesperiden
Antaeus
Antaeus
Diomedes-Rosse
10. Geryones
Cacus
Eber
Geryones
11. —
Eber
Geryones
Cerberus
12. —
Atlas
Atlas
Hesperiden
Die — durchweg kurzen — Moralisationen des „Libellus“ sind teils dem Berchorius
entnommen, teils aber (nämlich in den Fällen 1, 3, 4, 8, 10) aus Eigenem hinzugefügt. Und
diese Eigenprodukte basieren allemal auf dem einfachen Begriff der „Virtus" („In quo
similiter notatur animi virtus, que omnia superat et devincit“ oder ähnlich). Da die Taten
7 und 9 schon in den älteren Quellen nur als Bewährung der', .Virtus" gedeutet worden
waren, hat sich das ganze Moralisierungs-System im „Libellus" in sehr weitgehendem
Maße auf eine einfache Tugend-Symbolik eingeschränkt.
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