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Verein Historisches Museum der Pfalz [Editor]; Historischer Verein der Pfalz [Editor]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 1.1884

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Nr. 2 (15. Februar 1884)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29786#0030
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16

schlag (wie gesagt, ehemals freies Feldi „In der Saubir." Ja anderen
Fällen wieder waren es künstliche Hügel oder Steinaufschüttungen nnd
erst in späterer Zeit sing man an, regelrechte Grenzsteine zn setzen,
wofür nnsere Inschrift einen interessanten Beleg bietet.
Bei Veranlassung des im obigen über die Gegend ovn Gallen-
bach nnd Kailbach Gesagten, sowie unserer weiteren Mitteilungen darüber
im Gorrespondenzblatt des deutschen Gesamtvereins 1883 Nro. 5,
anläßlich des dort beschriebenen Ringwalles aus dem Stutz, sowie des
sogenannteu Steinhäusels bei Obersensbach, macheu nur auf Blatt 16
lSchlossau) der ueueu topographischen Karte von Baden aufmerksam,
woraus wir, wie auch auf deu übrigen badischen Ldenwaldkarten die
monumental, historisch, topographisch nnd mythologisch interessanten
Punkte eingezeichnet haben, wie den des Wildfrauensteins, einer Höhle
im Nindengrund nordwestlich von Friedrichsdorf z— ein Wildeleutstein
auch südlich von Hebsthal am Spitzberg —Z oder wie römische Punkte.
Heidelberg. Karl Christ.

Wermut tliut selten gut.
Gs sitzen drei Mädchen beisammen und spinnen
Und plaudern und necken sich, wie es so geht,
Daß ihnen die Stunden gar flüchtig entrinnen,
Bis endlich der Zeiger auf Mitternacht steht.
Ta sagte die eine mit ängstlicher Miene:
Ach, wär' ich zuhause! Ich fürchte mich sehr.
Wenn mir ein Gespenst aus der Straße erschiene,
Ich fände vor Schrecken den Heimweg nicht mehr.
Da lachte die zweite und sagte verwegen:
Ich habe noch niemals so etwas geseh'n
Und ließe mich wahrlich ganz gerne bewegen,
Sogleich noch hinaus aus den Kirchhof zu geh'n.
Wers glaubt! spricht die dritte mit höhnischem Lachen.
- Du zweifelst darau, daß ich fähig es biu?
So warte, ich werde die Probe gleich macheu -
Und geflügelten Schritt eilt zum Kirchhof sie hin.
Gs schauen die beiden betroffen und bange
Der Eilenden nach, die im Dunkel verschwand,
Noch zweifelnd am Wagnis; doch währt es nicht lange,
Bis jene zurückkehrt, eiu Kreuz iu der Hand.
Es ist dies das Kreuz von dem neuesten Grabe;
Der Name drauf zeigt es unzweifelhaft au.
Und eh' sic sich fassen, läuft wieder im Trabe
Tie Magd mit dein Kreuze zum Kirchhof hinan.
Und stumm und erbleichend von jähem Erschrecken
Schau'n wieder die Mädchen ins Dunkel ihr nach.
Vergangen war beiden mutwilliges Necken;
Kein Laut die unheimliche Stille mehr brach.
Sie warten und warten — wo mag sie nur bleiben —
Und eisig läufts beiden den Rücken hinab.
Vermutlich will sie nur Scherz mit uns treibeu,
Sie null uns erschrecken, ging heimwärts vom Grab.
Am Morgen jedoch kam die Schwester gegangen,
Zn fragen, wo doch die Vermißte nnr sei?
Und wieder ergreift sie entsetzliches Bangen —
Sie sagens und weinen und klagen dabei.

*) Bei Aufzählung der sog. Wildeleutsteine, Wildsrauenlöcher rc. im '
Odenwald ans hessischem Gebiete wird gewöhnlich auch das Wildelenthäuschen
ans der Trumm bei Furt übersehen. Aber auch der badische Odenwald enthält
viel Hierhergehöriges aus dem Gebiete der Mythologie, so den Wildleutsteiu
auf dem Eichelberg bei Altenbach, die Wildweibersteine auf dem Katzenbuckel !
und gegenüber, bei der Ruine istolzeneck, links am Neckar u. s. w.

Was hilft alles Klagen? Wir müssenjetzt festen,
Wohin sie gekommen, spricht mntig der Knecht. —
Wir müssen sogleich nach dem Kirchhose gehen;
Tenn da nur erfahren allein wir es recht.
Und als sie mit Zittern zum Grabe hinkamcu,
Da lag sie mit gräßlich verzerrtem Gesicht.
Welch schrecklicher Anblick! Man ruft sie mit Namen—
Man rüttelt und schüttelt — sie rühret sich mcht.
Man will sie jetzt endlich vom Boden erheben;
Das Grab läßt jedoch die Erhaschte nicht los.
Sie hatte es frevelnd entweihet im Leben,
Nun hält es die Kecke, sich rächend, im Schoos.
Ta fasset die Mädchen noch größerer Schrecken:
So daß sie fast tötliche Ohnmacht befällt.
Ter mutige Knecht aber sucht zu entdecken,
Was wohl nur die Tote am Grabe noch hält.
Was war's ? Als das Kreuz in den Boden sie steckte,
Ta drückte sie auch ihr Gewand mit hinab.
Das hielt sie, sie glaubte, ihr Frevel eweckte
Den Toten, er griffe heraus ans dem Grab.
Der Schreck war ihr tätlich. Sie hm sich vermessen
Ins Reich des vernichtenden Todes gewagt
Und frevelnd die Achtung der Toten vergessen,
Drum ward ihr die Rückkehr zum Leben versagt.
Iggelheim. p. Gärtner.

Wünsche Ktteratur.
C. G. Hrg: Forst- undt Waldordnuug der Pfaltzgrave-
schnfft bey Rhein. 19 Seiten. Supplement zur Forst- und Jagdzeitung,
Bd. XII. Heft 1. 1883.
Auf Grund einer im General-Landesarchiv zu Karlsruhe befindlichen
Abschrift gibt unser Landsmann sz. Z- kaiserl. Oberförster zn Hagenau) die
kurpsillzische Forst- und Waldordnuug von 1580 heraus. Erlassen ward sie
unter Friedrich III. Recht interessant ist der Vergleich mit den jetzt gütigen
Verordnungen. Schon damals war das Niederhauen der Waldungen durch
Gemeinden und Private verboten (S. 17). Im Hochsommer war es streng
verboten „Feuer aufs die Wälder zu tragen oder zu bringen" sS. 17Ü Zum
Schutze der Waldungen war schon damals das Ztreurechen eingeschränkt PS.
18). Das schädliche „Geisvieh" zu halten war nur bedingungsweise gestattet
(S. 19). Auch die Verordnungen über den Schatz des „Wildbrechts" zeugen
von hoher Einsicht. —- Die Schrift bietet dem Forstmann und dem National-
ökonomen reiche Belehrung.

GAuchen an alle Arennde der Malz!
Der 2. deutsche Geographeutag hat zur Feststellung aller zur
Landeskunde Deutschlands gehörigen Werke eine K o m m issi v n
gewählt. Eine bayerische Unterkommission arbeitet znr Zeit an der
Herstellung einer „8 ib liotfteku A6OAi'upIiieu Unvurius",
welche alle auf Bayern bezügliche geographische und historische
Schriften enthalten soll. Auch die Pfalz hat darin zu vertreten sein.
Alle Verehrer und Kenner unserer Heimat stnd nun er-
sucht, Titel, Format und kurzen Inhalt besonderer älterer
Werke, kleinerer Schriften nnd seltener Artikel, welche sich mit der
Pfalz beschäftigen, dem Unterzeichneten bis spätestens Ende März
1884 gütigst mitteilen zn wollen.
Dürkheim im Januar 1884. Dp. G. Mehlis.

Grn 1 crdurr g.
Tie verehr!. Mitglieder und Freunde des Pfalz. Schriftsteller-
und Kttnstlervereins werden hiermit frcnndl. cingeladen zu einer
geselligen Zusammenkunft am Samstag den 8. März nächsthin
Nachmittags 3 Uhr in Neustadt a. H., Restauration Knllmann
am Bahnhof. Der Ausschuß.

DM" Manuscripte poetischen Inhalts wollen an I. Hüll zu Urustadt,
Novellen und biographische Mittheünngen an Iw. Heisser zü Ueustadt, Beiträge
znr Geschichte nnd Altertumskunde der Pfalz an vr. Mehlis zn Dürkheim,
solche znr Volkskunde an Karl Christ zn Heidelberg gesandt werden.

AM" Das „Pfälzische Mnsenm" erscheint monatlich einmal. Abonnementspreis: 1 vierteljährig.
Anzeigen: die viergespaltene Zeile oder deren Raum 10 4.

Für die Redaktion verantwortlich: A. v. Vangerow.

Druck der L. Gil ard on e'schcn Buchdrnckerei, Speier.
 
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