Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 1.1884

DOI Heft:
Nr. 7 (15. Juli 1884)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29786#0070
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
56

verrosteter Eisenkeil, mittelalierliche Gefäßreste von gelber Farbe mit regel-
mäßigen Riefen. In der Tiefe von 1L- Meter lagen ein mehrere Pfund
schwerer Eisenklumpen, frühmittelalterliche Scherben und Kohlen. 80 Centimeter
oberhalb des oben erwähnten Fclseustuhles (des eigentlichen Brnnholdisstuhles?i
fand sich die Jahrzahl 1204. Die Form der Zahlzeichen stimmt mit den an dem
Kämpfer auf Ruine Schloßeck gefundenen Zeichen (1202) überein. Etwas weiter
nach Osten ist im Fels ein rätselhaftes springendes Pferd cingehauen, weiternach
Osten die merkwürdige» Felszeichen, deren Grundschema in „Studien" 2. Abt. IV.
Tafel angegeben. — An der Felswand stieß man bei weiterer Entblößung auf mittel-
alterliche Gefäßreste, Kohlen und Spn'wn von Verbrennungs-Prozessen. Bis zn
einer Tiefe von 1,80 in unterhalb des Plateaus fiel die Wand senkrecht ab; dann
begann auf eine Länge von 1,60 in eine künstliche Abschrägung, welche eine Aus-
dehnung von 3 in hat und sich von der nächsten nach Westen gelegenen Ecke
der Felsmassc aus nach Norden ILsin lang fortsetzt. Gerade in der Mitte
der Abschrägung, 80 ein oberhalb der Kanten, ist ein Kreuz mit schiefem
Querbalken eingehauen ^Dimensionen 38: 19 ein). Unterhalb diefer künst-
lichen Höhlnng springt eine schmiege auf 20 ein hervor, welche nach Osten
zn schmäler wird. Auf dieser Schmiege fand sich nun ein 37 mn hoher,
aus aufgesetzten Steinen gebildeter Feuerherd. Kohlen von Eichenholz, Asche
verbrannter Steine bezeichneten diese Stelle. Auch mehrere regelrecht aufge-
fchlagene Tierknochen -vom Hirsch?) fanden sich vor. An der Ecke der
Felsenwand hatten sich oberhalb der schmiege mehrere prähistorische Scherben,
Stücke von rotem und gelbem Bolus, sowie durch und durch verrostete Eisen-
fragmente vorgefunden. Unterhalb der Schmiege setzt sich der jetzt wieder
sorgfältiger behauene Fels senkrecht bis in eine Tiefe von 1 ni fort. Dann
stieß man ans eine längs der Höhlnng fortziehende, an den Seitenkanten abgespitztc
Horizontalplatte. Mittelst einiger Stangen, für deren Einlage neben dem
Kreuze noch eine künstliche 10 ein tiefe Lochung vorhanden ist, war hier leicht eine
Wohnung herzustellen, die halb im Felsen geborgen war. — Aus diesen Be-
funden geht hervor, daß schon in sehr früher und dann in frühmittelalterlicher
(12. Jahrhundert bis 1204) Zeit hier am Brunholdisstuhl Steine gebrochen
wurden, daß jedoch die Gunst der Lage diese sorgfältig abgemeißelten Fels-
wände auch zu fortifikatorischen Zwecken gebrauchen ließ nnd daß in manchen Zeit-
käufen hier au sonniger und verborgener stelle sogar menschliche Siedelnngen
vorhanden waren. — Die landläufige Ansicht, welche in dem 1360 urkundlich
wiederholt erwähnten „Brinholdisstuhl" nur einen gewöhnlichen Steinbruch
sah, aus dessen Material die Dürkheimer Schloßkirche hergestellt worden sein
soll, ist mit den gefundenen Daten und Objekten wesentlich corrigirt und einer
objektiveren und allerdings auch schwierigeren Erklärung der ganzen Anlage
Bahn gebrochen. Hierzu Veranlassung und Anhalt gegeben zn haben, ist das
Verdienst des hiesigen Altertumsvereins, der nach einem bestimmten System
die Umgebung Dürkheims seit Jahren durchforscht, und dessen kleine, aber
wertvolle und praktisch ausgestellte Sammlung in den Fachkreisen der deutschen
Altertums-Wissenschaft gerade deshalb volle Beachtung findet.
3. Münzsund von Böbingen.
Einen für Numismatiker wertvollen Fund hat Herr Bürgermeister
Bogel dahier jüngst gemacht. Bei'm Grashacken in einem im vorigen Jahre
angelegten Weinberge rollten plötzlich zehn Goldstücke unter der Hacke hervor,
auf weiteres Suchen fand der Herr Bürgermeister noch 25 Stück. Vermutlich
ist das Gold gegen Ende des 17. Jahrhunderts vergraben worden. Fünf der
Münzen scheinen bedeutend älter zu sein, als die übrigen. Zwölf Stück
tragen die Inschrift Concordia und verschiedene Anfangsbuchstaben, sowie
Jahreszahlen von 1595—1632: cs scheinen Münzen der niederländischen
Generalstaaten zn sein: drei tragen das Wappen der freien Reichsstadt Nürn-
berg mit dem Bildniß Gustav Adolphs (1624), eines zeigt den Kopf Kaisers
Ferdinand II. (1623), ein anderes das Bildniß des Kurfürsten Johann
Philipp von Sachsen (1651). Sämtliche Münzen sind in gutem Zustand.
4. Grabhügel bei Wolfstein.
Im Jungenwalde, in der Nähe des zur Gemeinde Wolfstein gehörige
Reckweilerhofes nw. vom Dorfe Tiefenbach, werden zur Zeit Grabhügel, die
aus der Römerzeit stammen sollen, durchgraben, um nach Altertümern zu
suchen. Sieben Hügel befinden sich in genanntem Walde. In einem dieser
Hügel, der einen Durchmesser von ungefähr 10ni hat, fand man bis jetzt
mehrere Ringe aus Bronze, von denen einzelne einen Durchmesser von circa
6, die anderen einen solchen von 12—15 ein haben. Außerdem wurde
noch der Rest einer Schnalle (? Fibel?) aufgefunden. Da der Boden allent-
halben Spuren von Holzasche zeigt, so ist dies ein sicheres Zeichen, daß die
Toten, die in diesem Hügel ihren ewigen Ruheplatz gefunden haben, ver-
branntwurden.— Die Vermutung, daß die Hügel aus Römerzeit stammen,
ist nach dem Befund nicht unmöglich, doch lassen die Bronze ringe ebenso
der Ansicht Raum, daß die Tumuli wie die vom Danbenborner Hofe
und zahlreiche andere der vorrömischen Zeit d. h. der In-Nmm-Periode
angehören. Auch damals schon war die L e ichc nv erbren nung im Ge-
brauch. Näheres bleibt abzuwarten. Zu wünschen wäre, daß die Funde an
zuständiger Stelle zur Prüfung gelangen.

Mustkakisches.
Mit Vergnügen können wir heute von neuen musikalischen Erscheinungen
berichten, welche eine Besprechung und Empfehlung in dem „Museum" ganz
wohl verdienen. Der Regsamkeit auf schriftstellerischem und poetischem Gebiete
in der Pfalz steht erfreulicher Weise auch die Pflege holder Tonkunst gegen-
über, die ebenso ihre Anerkennung heute erfährt, wie jene. Und daß es in
dieser Beziehung zum Bessern geht, beweisen die uns zugekommenen Compo-
sitionen pfälzischer Sänger und Musiker, die wir hier unfern Lesern vorzu-
führen uns erlauben.

Martin Lia mm er in Neustadt läßt im Selbstverläge erscheinen:
! „Künstlergrüße", Walzer für das Piauofonc. Opus 4. Preis M. 1. — Ge-
fällig und einschmeichelnd, mclodienreich nnd belebend hören sich die verschie-
denen Abteilungen an. Herr Hammer, auch als Zithervirtnos nnd Sänger
wohlbekannt, verdient Beachtung und Hochschätzung, die durch Anschaffung des
z Musikstückes am besten bewiesen werden dürften.
V. Seiler in st. Ingbert, der weitbekannte beliebte pfälzische Länger
und Musiker tritt, irren wir nicht, znm erstenmale mit 3 Compositionen vor
die Öffentlichkeit: „Drei heitere Lieder für eine Singstimme mit Pianoforte,
Preis 60 Pfg. Leipzig, Emil Grude. Wer den liebenswürdigen Sänger schon
gehört nnd dessen reichhaltiges Rcpcrtoir kennt, vermag sich leicht eine Vor-
stellung von dem Werte des hier Dargebotenen zu machen. Das sind keine
Gesänge, die heute znm Überdrusse der Kenner eigentümliche Mitteldinge zwi-
schen Lieder und Arien darstellen, sondern volksmäßige Lieder, die das Ohr
der Zuhörer entzücken nnd fesseln, mehr als die vollständig oft unglücklich
durchcomponierten. Möge Herrn seiter hinsichtlich der Verbreitung seiner
Geistesprodukte ein gnter Stern leuchten, welcher ihn ermutigt, weiter auf
diesem schönen Gebiete voranznschrciten, zu seiner eigenen und seiner Lands-
leute Freude! Wir wünschen ihm Glück von ganzem Herzen.
Professor Heinrich Lützel in Zweibrücken beschenkt unsere Provinz
ebenfalls mit einer prächtigen Gabe. Der unermüdliche Nestor pfälzischer
Gesangsdirigenten hat ein allerliebstes Büchelchen: „Der Liebe Lnst und Leid"
im Verlage von M. Schauenburg, Lahr, Preis 50 Pfg., erscheinen lasse», das
alte und neue Volslieder, zweistimmig von ihm selbst gesetzt, enthält. In dem
Vorworte läßt Herr Lützel sich folgendermaßen vernehmen : „Unsere herrlichen
j Volkslieder, die früher in den Häusern, im Wald und auf dem Felde erklangen,
j und in Freud und Leid die lieben und treuen Begleiter des deutschen Volkes
j waren, sind in manchen Gegenden fast ganz verschwunden, und nur noch selten
! vernimmt der Wanderer, der des Abends durch ein Dörflein schreitet, die
- lieben, trauten, anheimelnden Klänge. In vielen Häusern der Städte hat man
dem Volksliede, dieser lieblichen und einfachsten Hausmusik, schon längst die
Thürc gewiesen nnd dasür den modernen Klingklang und den krankhaft senti-
mentalen Bänkelsang eingelassen. Daß das Volkslied, das neben dem Kir-
chenlied mehr als jeder andere Gesang das Herz zu erquicken nnd das un-
verdorbene Gemüt zu erheben vermag, wieder im Volke lebendiger werde, dazu
! möchte auch das vorliegende kleine Büchlein etwas beitragen. Es wendet sich
zunächst an die reifere Jugend, die in den gebotenen Liedern das am innigsten
und sinnigsten ausgesprochen finden wird, was ihr Herz am meisten bewegt:
„Der Liebe Lust und Leid". — Möge die Jugend das Büchlein lieb gewinnen
nnd sich recht ost an den innigen Liedern und Weisen erfreuen. Es werden
daun gewiß auch manchmal die Alten mit einstimmen und im Herzen wieder
frisch und jung werden. 1. N.

Wchische Meratnr.
vr. G. Mehlis, Grabhügel und Verschanzungen bei Thal-
müssig in Mittelfranken, mit zwei vom k. b. Hauptmann Göring er
ausgesührten Tastln. Schrey'sche Hofbuchhandlnng zn Nürnberg 1884. Se-
paratabdruck aus dem „Archiv für Anthropologie" X V. B.
Diese ausführliche Untersuchung schildert die Resultate von Ausgrab-
ungen, welche der Verfasser im Herbste 1882 im Auftrage des germanischen
Nationalmuseums zu Nürnberg bei Thalmüssig in Mittelfranken unter-
nahm. Mehrere Grabhügelgrnppen wurden auf ihren Inhalt geprüft und
einige Verschanzungen barbarischen und römischen Ursprungs vermessen. Für
weitere Kreise von Interesse sind die im letzten Abschnitte dargelegten Resultate
über die Kulturhöhe der hier vor den Hunnen angesiedelten gallischen Be-
völkerung. Ihr Niveau mag den Zuständen der Pfalz zur vorrömischen Zeit
ziemlich nelLgrmt gewesen sein. Die Tafeln sind sehr hübsch nnd deutlich
ausgeführt. U.
Rieks: Der Altkarholizimus in Baden, Heidelberg 1883. Diese Publi-
kation vonseiten des Stadtpfarrcrs Rieks zn Heidelberg bildet eine Festschrift
znm zehnjährigen Bestehen der badischen Gemeinden, sie bringt auf Grund
authentischen Materiales genaue Nachrichten über Vie Entstehung der Beweg-
ung im allgemeinen, über die Bildung von Vereinen, die Thätigkeit des Hei-
delberger Zentralkomite's, den Altkatholikenkongreß zu Konstanz (18731, Ge-
meindebildung nnd Gemeindeleben in Baden. Auch für weitere Kreise
bietet der Inhalt dieser Zusammenstellung wertvolles historisches Material für
die Beurteilung diefer Reformbewegung. C. M.

Briefkasten der Redaktion.
E. W. in Sp. Manuskript erhalten und vorgemerkt.
M. V. in B. Ihr geschätzter Beitrag kann erst im Monate August
znm Abdrucke gelangen, weil für Nr. 7 des Museums älteres Material Ver-
wendung finden mußte.
Girrierdnrr g.
Die Mitglieder und Freunde unseres Vereines sind mit ihren
Damen zu einem Anskkuge auf Sonntag den 27. Juli in die
AsenaH zwischen Dürkheim nnd Frankenstein eingeladen. Ankunft der
Mahnzchrge von Neustadt und Landan her zu Frankenstein 7,24 kkhr M.
von Kaiserslautern und Zweibrücken her um 8 Uhr M. Wegzeit
von Frankenstein in die Jsenach Vtt Stunden. Für ein einfaches
Mittaasmahl wird Sorge getragen sein.
I. A. Der Vorstand.

Das „Pfälzische Museum" erscheint monatlich einmal. Abonnementspreis: 1 .^k vierteljährig.
Anzeigen: die viergespaltene Zeile oder deren Raum 10 4.

Für die Redaktion verantwortlich: A. v. Vangerow.

Druck der L. Gil ardo ne'schen Buchdruckerei, Speier.
 
Annotationen