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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 1.1884

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Nr. 12 (10. Dezember 1884)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29786#0110
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Man darf übrigens einen Nibclnngenbrnnnen auch mitten im
Odenwald annehmen, wenn man sich auf das angeblich ans französischer
Quelle beruhende spät-mittelalterliche Volksbuch vom „härmen Seifried"
bernft, worin es von diesem Helden heißt: „ob einem Brnnnen kalt
erstach ihn der grimmig Hagen, dort nss dem Odenwald."
Allerdings ist dabei zu beachten, daß dieser Passus vielleicht zurück-
geht auf die Erwähnung des Odenwaldes durch den Umarbeiter des
Nibelungenliedes (Laßberg'sche Handschrift, herausgegeben von Holtz-
mann und Zarncke), wahrscheinlich einem Conventnalen des Klo-
sters Lorsch, der das ihm bekannte Gebirge den: Urtexte zusetzte.
Daß er selbst aber nur dessen vorderen Teil gegen die Bergstraße zu
ini Sinue hatte, zeigeu nicht nur die schon oben erwähnten Stellen,
sondern auch der Umstand, daß auch bei ihm, wie im sog. gemeiueu
Texte die ganze Jagdpartie nur einen einzigen Tag wahrte und zn
Pferde, also jedenfalls nicht im hohen Gebirge abgehalten wurde.
Früh am Morgen ritt man von Worms ab (Braunfels 939) und
zwar über den Rhein in einen „Tann" (vgl. Holtzmann 919—921 >
und die Leiche Siegfrieds wird schon in der darauf folgenden Nacht,
die man erst abwartete, über den Rhein nach Worms znrückgebracht
(Braunfels 1034 — Holtzmann 1014). Der Tann (Holtzmann 940, 949,
954 und 1011) kann hiernach kaum etwas anderes sein, als der genannte
Lorscher Wald, dessen Wildreichtuni nicht unbekannt war (vgl. Falk, Geschichte
des Klosters Lorsch S. 104). Hier wird denn auch Otenheim zu suchen
sein, worüber der folgende Abschnitt handelt.
H ewig schöne Weihnachtszeit!
Ein Klang der Erinnerung.
Ich saß im dämmernngsstillen Zimmer
Allein und sinnend. — Draußen schwand
Des Abends letzter blasser Schimmer.
Nun sank die Weihnacht über's Land.
Von drunten drang geschäftige Weise
Heraus in meine Einsamkeit.
Mir aber klang's ini Innern leise:
O ewig schöne Weihnachtszeit!
Es trug ans schwellendem Gefieder
Erinn'rnng mich durch Zeit und Raum:
Und wundersam nmwob mich wieder
Der Jugend holder Märchentraum.
Ich ivar daheim! Der Weihnachtsfiende
Erschloß sich Sinn nud Seele weit,
Und nm mich klang's wie Festgeläute:
O e w i g s chö n e Weihnachtszeit!
Daheim im sriedumhegten Raume
Schaut' ich im Geist, wie Groß und Klein
Geschart ist unter'm Wcihnachtsbanme . . .
In all die Lichterpracht hinein
Tönt Saitenspiel; und rings im Kreise,
In andachtvoller Seligkeit,
Erbranst die jubelfrohe Weise:
O ewig schöue Weihuachtszeit!
Nuu schweigt das Lied; aus Kiudermuude
Erklingt der Christnacht Wundermär;
Und alle lauschen fromm der Kunde
Des heiligen Buches; ringsumher
Weht's Ivie eiu Hauch aus lichteu Höhen;
Zum Tempel ist der Raum geweiht,
Driu singt's von Lippen, ungesehen:
O ewi g s ch öne Weihnachtszeit! —
Und nun das Glück, das aus der Kehle
Der Jugend jauchzend stürmt und schallt! —
Es ist ein Bild, das in die Seele
Sich Prägt mit süßer Allgewalt.
Ter Vater fühlt's; aus seinem Herzen
Hat all des Lebens Sorg' und Leid
Verscheucht der Glanz der Christbanmkerzen. —
O ewig schöne Weihnachtszeit!
Die Mutter aber, wie verkläret
Herzt an der Brust das jüngste Kind,
Das jubelnd nach dem Glanz begehret.
Aus ihrem Herz verstohlen rinnt

Ein Tropfen nach dem andern niider,
Und in der Brnst, voll Seligkeit,
Hallt es wie Fricdensklänge wieder:
O ewig schöne Weihnachtszeit ! . . . .
Ich saß allein im stillen Zimmer,
Verloren in den schönsten Traum
Verwehten Glücks. — Da siel ein Schimmer
Des Mondes in den dunkeln Raum.
Ich wachte auf; und horch, die Glocken,
Sie trugen in die Lande weit
Den Gruß mit jauchzendem Frohlocken:
O ewig schöne Weihnachtszeit!
Chemnitz. Gmil Walther

Weihnachtsgesche n k e.
Bei Unterzeichneten sind erschienen und durch alle Buchhandlungen,
wie auch durch den Verfasser selbst zu beziehen: Dichtungen eines
Pfälzischen Poeten von Johannes Hüll. Ladenpreis brochiert
4 Ml., in Prachtband 5 Mk. l480 Seiten). Leipzig. Carl Reißner's Verlags-
brchhandlung.
Eine Stimme der deutschen Presse, welche dem Werke eine
sehr günstige Beurteilung angedeihen ließ, möge hier folgen.
— r. „Wer einen erquicklichen Trunk aus dem frischen und unver-
fälschten Quell lyrischer Dichtkunst liebt, der lese Johann Hüll's „Dichtungen
eines Pfälzischen Poeten," erschienen bei Carl Reißner in Leipzig. Das ist
noch herzgesunde Poesie, weit entfernt von der blasierten und schablonen-
haften Goldschnittliteratur unserer Zeit, weit entfernt von aller krankhaften
Anempftndelei und von den heutigen Tages bis zum Überdruß gepflegten
alterthümelnden Redeschnörkeln. In diesen Dichtungen pulsiert ächtes rheinisches
Blut; was frischer, freier Mannessinn, treue tiefinnige Vaterlandsliebe, kecke
und zarte Fraucnminne, tiefe und herzerquickende Natnrempfindnng, — kurz
was in Leid und Liebe, in träumerischem L-innen und in begeisterter Er-
hebung eine ursprüngliche Dichterseele sehnt und denkt und zürnt und jubelt,
das spricht und klingt uns entgegen aus den Liedern des rheinischen Sängers,
und über allem liegt der Zauber und der Reiz einer Stimmung, die uns
unwiderstehlich erfaßt und bannt. Der Ton in vielen dieser Lieder ist so
schlicht und nngesncht und dabei so unmittelbar und volkstümlich, daß sie
ganz von selbst zum Singen auffordern; zuweilen glaubt man das eine oder
das andere schon längst gekannt zn haben, und doch ist es originell und neu.
Der Dichter hat es eben nur verstauben, den gesunden und ächten Em-
pfindungen seines Volkes die rechte Form und den naiven Ausdruck zu ver-
leihen. — Wo aber das gedankliche Element in seinen Versen einmal beliebt
wird, ist es stets durch das wahre dichterische Gefühl abgeklärt, so daß es nie
lehrhaft und aufdringlich erscheint. In der 4. und 5. Abteilung seines reich-
haltigen Buches wird Johannes Hüll zum berufeneu Nomanzier seines en-
geren pfälzischen Heimatlandes, indem er die reiche romantische^sagenwelt
desselben in einer Reihe kleiner Dichtungen verherrlicht. Den Schluß des
Werkes aber bildet ein Kranz feinsinniger, formenreiner L-onette. Die präch-
tige, geschmackvolle Ausstattung der 480 Seiten betragenden Sammlung macht
sie auch äußerlich zu einer Perle unserer Geschenkliteratur." — (Chemn. Anz.)

Bei Duncker n. Hnmblot in Leipzig erschien soeben: Studien zur
ältesten Geschichte der Phcinlnude, von Dr. C. Mehlis.
III. Abt. enthaltend archäologische Karte der Pfalz und der Nachbar-
gebiete mit Text — 6 M. Der Generalsekretär der deutschen anthropologischen
Gesellschaft Pros. Dr. Ranke urteilt darüber, daß wir in dieser Publikation
ein von unverwüstlicher Arbeitskraft Zeugnis ablegendes archäologisches
llrk n n d e n w er k ersten Range s besitzen.
Wchische Meratnr.
Adelige Allianzen des Grafen- und F ür st e n g e sch l e ch tes
Leiningen von Karl Emich Graf zu L e i ni ng en-W e ste r b urg,
Rotenburg a/d. Fulda 1884. Eine fleißige Zusammenstellung der Verbindungen
des hochberühmten Hauses Leiningen inweiblicher und männlicher Linie ! Als
erstes Ehgemahl eines Leiningers erscheint urkundlich um 1165 Elisabeth, Gräfin
Oberstein, als ersten an eine Leiningerin verheiratheten Fürst finden wir um
1189 Rupprecht, Graf von Nassau verzeichnet. Der eifrige Autor bereitet auch
eine Münz geschichte des Hauses Leiningen vor, von welcher uns durch die
Güte des Autors zwei trefflicheTaselu vorliegen. Ein Glückauf den literarischen
Bestrebungen des Hauses Leiningen-Westerbnrg! C- M-

Kintaduug zur Bestellung auf das

Mit kommendem Januar tritt das Pfalz. Museum in sein zweites
Jahr. In der Hoffnung, daß seine bisherigen Frennde ihm treu bleiben nnd
es in weiteren Kreisen empfehlen, bitten wir nm unverzügliche
Bestellung, damit wir rechtzeitig die Höhe der Auflage bestimmen können.
Der Abounemeutspreis beträgt 1 Mk. vierteljährig. Bestellungen nehmen
sämtliche Postanstalten nnd die Expedition zn Speier entgegen.


Für die Redaktion verantwortlich: A. v. Vangerow.

Druck der L. Gil ardone'schen Bnchdruckerci, Speier.
 
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