Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein Historisches Museum der Pfalz [Editor]; Historischer Verein der Pfalz [Editor]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 6.1889

DOI issue:
Nr. 11 (1. November 1889)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.29791#0088
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
- 8
zwei unteren Stücke eines Thorgewändes vorhanden, während üppiges
Buschwerk den von keinem Mauerwerk gekrönten Platz, auf welckem
sich früher die stolze Hauptveste erhob, vollständig bedeckt.
Das Haus Nassau verspürte nach solchen Erlebnissen wahrschein-
lich keine Lust mehr, das Schloß wieder auszubauen, weil es in dem
nahen Dorfe Eisenberg später eine Wohnung für seine Beamten er-
stehen ließ, die heute noch ersichtlich ist. Nach einer Inschrift über
der Haustbür war ein gewisser Bartholomäus Bergner im Jahre 1566
dort Amtskeller, der die herrschaftlichen Gefälle zu erbeben hatte.
Johannes Hüll.
L i l i e r a l u r.
Gin moderner Catilina. Roman in Büchern ans oer gierungs-
zeit des Zaren Alexander It. von Alexander Glind a. Verlag von
S. Remnich in Mannheim. Preis broch tO M
Der durch seine Stellung als Redab' m unserer Pfalz, wie auch
durch anderweitige Arbeiten auf schriftstellerischem Gebiete rühmlichst be-
kannte Autor vorliegender Erzählung, hat sich Jahre lang rn Rußland
aufgehalten, und seine Schilderungen der dortigen, gesellschaftlichen Ver-
hältnisse und Zustände beruhen demgemäß auf eigener Beobachtung.
Streng an die Wirklichkeit sich haltend, die ebenso bei einem Maler und
Bildhauer als das vornehmste Gesetz gilt, mag vielleicht Der oder Jener
gegen ihn den Einwurf, einzelne Stellen mit allzu greller Sarbe gemalt zu
haben, erheben, während der Schriftsteller doch immer darauf zu achten
hat, seine Mitteilungen möglichst genau der Thatsächlichkeit anzupassen.
Zar Alexander war es ja selbst gewesen, der durch seine liberalen Reformen
die Notwendigkeit einer Umgestaltung des Bestehenden anerkannte. Er
hatte gleichsam dem Löwen, sozialrevolutionäre Verschwörung geheißen,
den ersten Blutstropfen zu kosten gegeben und so das Raubtier lüstern
und begehrlich gemacht. Er war willens, in Rußland wenigstens die An-
fänge eines Verfassungslebens, die Keime einer Selbstverwaltung entstehen
zu lassen, als das bekannte, nihilistische Attentat ihn auf das Todeslag.r
lieferte. Er mußte sich zu seiner Enttäuschung, leider, überzeugen, daß
die Saat des Liberalismus Nicht aufgehen konnte, weil ihr der passende
Boden fehlte. Denn der Krebsschaden Rußlands ist nicht das absolute
Regime, sondern die Verderbnis des höheren und niederen Beamtentums,
sowie die politische Unreife und Apathie der großen Massen des Volkes.
Diese geschichtliche Episode bildet nun die Grundlage für die Begebenheiten,
welche dem Leser in dem Z bändigen Romane vorgeführt werden — Be-
gebenheiten, welche zum größten Teil auf wirklichen Thatsachen beruhen.
Die Geständnisse der Lauptangeklagten in dem großen Nihilisten-Prozesse
vom Jahre 1877 förderten unter anderm auch das bedeutsame Saktum
zutage, daß an der Spitze dieser Verschwörung ein Sürst stand, der, was
freilich die russische presse damals nicht mitteilen durfte, den verwegenen
plan verfolgte, sich durch die von ihm und seinen Helfershelfern geplante
Umwälzung zum Kerrscher Rußlands zu machen. Und von diesen Ge-
ständnissen hat der Herr Verfasser des sehr interessanten Merkes viele
Momente für seine Erzählung benützt Alle diese Vorgänge werden in
lichter Sprache, mit kunstvoll verschlungenem Gang in der spannenden
Handlung vorgetragen. Der Dichter hat die Sorderung erfüllt, die der
Ästhetiker gestellt; im historischen Roman auf dem Hintergründe dec be-
sagten Zeit und mittels des Apparates derselben Menschen und Ereignisse
darzustellcn, die uns um ihrer selbst willen fesseln, ergreifen und mit Nicht-
geahnten: bekannt machen. Der Verfasser zeigt sich uns als ein scharfer
Beobachter, der nicht nach der Schablone schreibt und es nicht minder
versteht, durch seine lebendige Darstellungsweisc in wohllautender Schreib-
weise sich beim Publikums einzuschmeichcln Als hochinteressante und
spannende Lektüre für die jetzt immer länger werdenden Abende kann so-
nach Glindas „Ein moderner Eatilina" bestens empfohlen werden. H.
LID
8 -
Aufruf!
Im Jahre 184Z erschien „Der Einzige und sein Eigentum" von
Max Stirn er (Kaspar Schmidt, 1806 —18Z6.) Noch leben viele, welche
sich erinnern, welches Aufsehen dieses Merk zu jener Zeit erregte und
gewiß noch manche, welche mit seinem Verfasser in entferntere oder nähere
Berührung gekommen sind.
Alle diese bitte ich, mir aus ihren Erinnerungen mitzuteilen, was
sie über Max Stirncr wissen, vor allem ersuche ich jene, welche sich noch
im Besitze von Handschriften, Briefen oder Bildern Stirners befinden, mir
solche für eine kurze Zeit freundlichst zur Verfügung stellen zu wollen.
Ich werde mich auch durch die kleinste Mitteilung, mag sie sich nun auf
dre Person oder die Merke Stirners beziehen, zu Dank verpflichtet fühlen.
John Henry Mackay.
z. At. Saarbrücken, Rheinprovinz, Lerrengartenstraße 4.
Allerlei.
Main?, 2 Gkt. In den letzten Mochen sind hier bei Lrdauf-
grabungen wieder drei Inschriftsteine von römischen Legionen zutage
gefördert und den Altertumssammlungcn im Museum einverleibt worden.
Alle drei sind, nach der „K. Z.", aus Kalkstein und in den Schriften noch
gut erhalten. Zwei davon sind Legions-Baufteme, der dritte ein Grabstein.
Der erste besagt, daß die „zweite Eohorte, die X.V. Legion, die doppelte,
den: Mars geweihte, siegreiche, die Eeirturre des Julius Sedatus" den
Bau errichtet hat. Die wenig sorgfältige Inschrift stammt aus der Zeit
von 70—100 n. Ehr., ist aber um deswillen von Bedeutung, weil eine
so eingehende, genaue Bezeichnung des Truppenteils auf früher gefundenen
Steinen noch nicht vorhanden war. Die zweite Inschrift ist zum Unter-
schied von der vorhergehenden sehr scharf und sauber gearbeitet, der Stein
ist zum Teil mit Rot bemalt und gibt an, daß „die l. Legion, die Helferin
(aäjutrix), die Lenturie des Lucius Valerius Modestus" den Bau ausge-
führt hat. Diese Inschrift stammt aus dec Zeit von 100 bis 1Z0 n. Ehr.
Der dritte Stein ist das Grabdenkmal eines Legionärs, gefunden bei der
römischen Wasserleitung, mit scharfen Buchstaben und ornamentaler Be-
arbeitung. Die Inschrift sagt, daß „Marcus Aurelius Metellus, des
Metellus Sohn, aus der Lamilrschen Lürgerklasse, aus Alba in Ligurien,
Soldat der !V. Legion, der Macedonlschen, ZO Jahre alt, 10 Jahr im
Dienste, hier begraben liegt, und daß sein Erbe errichtet hat das Grab-
mal". Dieser Stein stammt aus der Zeit von 4Z bis 70 n. Ehr.
Durch Herrm. Kaysers Verlagshand-
lung in Kaiserslautern ist zu beziehen :
WMes WM
enthaltend die wichtigsten bezüglichen
Reichs- L bayerischen Gesetze,
K. Verordnungen, Ministerialentschlie-
ßungen u. Regierungsverfügungen.
H. Biffar, kgl. Notar
Preis, elegant geb. mit Goldpreüung.
Mark 5.-
Durch Herrm Kaysers Verlags-
handlung in Kaiserslautern ist zu
beziehen:
AönigDagoßert
in
Geschichte, Legende und Sage,
besonders des Elsasses und der Pfalz
von vi-. I. H. Albers.
Zweite vermehrte u. verbesserte Auflage
Preis Mark 1,20
Durch die Verlags-Expedition des
„Pfälzischen Museum" (Herrmann
Kayser, Kaiserslautern) sowie durch
jede solide Buchhandlung kann gegen
Einsendung des Betrages nebst Porto
bezogen werdest:
Reifebüder M KMien
nebst einem
JüHrer für Spanien-IcrHrer
von
Preis, eleg. gebunden mit Goldpressung,
Mark 4,50
Durch die Verlagsexpedition des
„Pfalz. Museums" in Kaiserslautern
kann bezogen werden:
Zagen L Erzälilaagm,
HistorischeZkMllLMitteililnaeu
aus dem
Wosettyake
mit einem Anhänge:
Dichterklängc aus demMoselthale
von
P. Chr. Plein.
Kleinoktav (308 Seite). Mark 2,50.
Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Hüll, Nr. U. Neustadt a. d. H.
Druck und Verlag von H. Kayser in Kaiserslautern.
 
Annotationen