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I Aus den „Dichtungen eines pfälzischen Poeten".
voin Millenstein herunter
Zunr Hain das lNägdlein eilt,
Mo bei der Guelle munter
Der schöne Schäfer weilt
Nicht fragen ihre Herzen,
Zn stillverschmiegner Heid,
Bei holdem lLiebesscherzen
Nach Hirt' und Grafenmaid.
Sie sitzt beim Schäferknaben
In mancher Seierstund.
was könnt' ihn Süßrcs laben?
Gr küßt sie auf den wund.
Der Wald hat's nicht verraten.
Der Vogel es nicht sang,
was sich von Gott erbaten
Die beiden mondenlang.
G Minne, warum stillst du
Nicht treuer Seelen Pein?
G Born der Liebe, quillst du
Nie klar einmal und rein?
Der Schäfer, schmerzenstrunken,
Erlag der Trennung Weh,
Das Mägdlein ist versunken
vor Gram im tiefen See
G Schäfer, siehst du reiten
viel Ritter dort empor,
Die Jungfrau zu crstreiten, >
Die sich dein Herz erkor?
was quälst du so mit Klagen
Den stillen Waldesgrund?
Ts ernten deine Sragen
Nur falsche Trauerkund!
können; im Freien aufgeschlagene Tische und Dünke ermöglichen
den Aufenthalt aus grüner Wiese und unter schattigen Bäumen.
Für Fremde ist der Ausflug auf den Posfen (der übrigens
von solchen, die nicht gut zu Fuß sind, auch per Wagen aus-
geführt werden kann) in den Nachmittagsstunden besonders
empfehlenswert, da um diese Zeit regelmäßig der alte Fürst-
Vater oben weilt, der sich in großer Leutseligkeit gern den
Fremden nähert und mit diesen oft stundenlang unterhält. Dies
ist sozusagen das einzige Vergnügen, welches der beinah ganz
erblindete, alte Herr noch hat. Im vorigen Jahre besuchte auch
ich mit meiner Frau in Begleitung eines uns befreundeten
Herrn aus N. den Possen, wobei wir die Gelegenheit hatten
den Fürsten-Vater kennen zu lernen, und wir denken noch heute
mit vielem Vergnügen an diesen Ausflug zurück. Als uns die
Nichte des Försters, welche die Gäste bedient, den Kaffee ins
Freie herausbrachte, wo wir uns niedergelassen hatten, fragten
wir dieselbe, ob der Fürst-Vater oben sei; die Frage wurde be-
jaht, und das Mädchen ging wieder in das Hans zurück. Nach
einigen Minuten kam auch schon ein fürstlicher Leibdiener an
unseru Tisch und sing mit uns ein Gespräch an. Er fragte uns,
ob wir Fremde wären und woher wir kämen. Auf die Antwort
meiner Frau, daß wir weither aus der bayerischen Rheinpfalz
gekommen wären, um eine Vergnügungsreise in Thüringen zu
machen, fragte uns der Leibdiener weiter, ob wir Wohl Se.
Durchlaucht den Fürsten zu sprechen wünschten. Auf unsere
Antwort, daß wir den alten Herrn nicht belästigen möchten, er-
widerte der Leibdiener, daß sich der Fürst ein besonderes Ver-
gnügen daraus mache, die Fremden auf dem Possen zu begrüßen.
Der Leibdiener verließ hierauf unfern Tisch und ging ins Schloß.
Es vergingen keine 10 Minuten, da kam, vom Leibdiener ge-
führt, auch schon der alte Herr auf unfern Tisch zu. Wir stan-
den auf, gingen ihm entgegen und lüfteten zu seiner Begrüßung
unsere Hüte. Der Fürst that ein Gleiches, fragte, ob wir die
Fremden aus der Pfalz wären und bat uns, uns zu bedecken.
Der Fürst reichte hierauf jedem von uns die Hand zur Be-
grüßung, sprach seine Freude darüber aus, daß wir den „Possen"
Dom Possen.
Tin Idyll aus dem kleinstaatlichen Sürstenleben.
von Hugo Weil kJ)
o ich auch bin und gehe,
Der Sage denk' ich oft;
Nietn Herz wird mir so wehe,
-o traurig unverhofft
Die Maldeskronen blühen,
Ls duftet allerwärts;
Die Liebe sonder Mühen
Erschließet jedes Herz.
^Wjpner der schönsten Sommer-Ausflugs-Puukte in Thüringen,
on solchem diejenigen Touristen, welche insbesondere zur
Pfingstzeit Thüringen oder den Harz durchstreifen, nicht
Vorbeigehen sollten, ohne ihn zu besuchen, ist die kleine
Residenzstadt des Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen.
Sondershausen, weithin bekannt durch die sogenannten
Loh-Konzerte, die von Pfingsten ab den ganzen Sommer
hindurch allsonntäglich im fürstlichen Parke stattfinden. Diese
von der fürstlichen Hofkapelle, unstreitig einer der besten Kapellen
Deutschlands, und deren letzte Dirigenten die berühmten Hof-
kapellmeister Erdmannsdörfer (jetzt in Moskau) und
Schröder (später Leiter des K. Opernhausorchesters iu Berlin)
waren und die z. Zt. Professor Ad. Schultze dirigiert, iu dem
herrlichen Laub-Parke (Loh genannt) ausgeführten Frei-Konzerte
bieten einen seltenen Kunstgenuß dar, und die Fürsten von Son-
dershausen, welche mit großen Opfern die Hofkapelle auf die
Höhe der Zeit zu erhalten bemüht sind, erwerben sich dadurch
ein großes Verdienst nicht blos um die Kunst, sondern auch um
das kunstsinnige Publikum, welches zu den Konzerten aus weiter
Ferne in großer Zahl herbeiströmt. Denjenigen, welche Son-
dershausen besuchen, ist ferner zu empfehlen, den nahe an der
Stadt belegenen, vom schönsten Laubwerk besetzten Berg, den
Possen zu besteigen, auf dessen Höhepunkt schattige Wege hin-
aufführen. In Verbindung mit dem oben angebauten Jagd-
schlösse, dessen Nutznießung sich der 87 Jahr alte und seit dem
17. Juli 1880 in Ruhestand getretene Fürst-Vater Günther
Friedrich Karl von Schwarzburg-Sondershausen Vorbehalten hat,
steht eine von dem oben stationierten, fürstlichen Förster in alt-
patriarchalischer Weise betriebene Restauration, in welcher sich
die Bergbesteiger mit Milch, Kaffee, Bier oder Wein erfrischen
I Nachdruck ohne Erlaubnis untersagt.
I Aus den „Dichtungen eines pfälzischen Poeten".
voin Millenstein herunter
Zunr Hain das lNägdlein eilt,
Mo bei der Guelle munter
Der schöne Schäfer weilt
Nicht fragen ihre Herzen,
Zn stillverschmiegner Heid,
Bei holdem lLiebesscherzen
Nach Hirt' und Grafenmaid.
Sie sitzt beim Schäferknaben
In mancher Seierstund.
was könnt' ihn Süßrcs laben?
Gr küßt sie auf den wund.
Der Wald hat's nicht verraten.
Der Vogel es nicht sang,
was sich von Gott erbaten
Die beiden mondenlang.
G Minne, warum stillst du
Nicht treuer Seelen Pein?
G Born der Liebe, quillst du
Nie klar einmal und rein?
Der Schäfer, schmerzenstrunken,
Erlag der Trennung Weh,
Das Mägdlein ist versunken
vor Gram im tiefen See
G Schäfer, siehst du reiten
viel Ritter dort empor,
Die Jungfrau zu crstreiten, >
Die sich dein Herz erkor?
was quälst du so mit Klagen
Den stillen Waldesgrund?
Ts ernten deine Sragen
Nur falsche Trauerkund!
können; im Freien aufgeschlagene Tische und Dünke ermöglichen
den Aufenthalt aus grüner Wiese und unter schattigen Bäumen.
Für Fremde ist der Ausflug auf den Posfen (der übrigens
von solchen, die nicht gut zu Fuß sind, auch per Wagen aus-
geführt werden kann) in den Nachmittagsstunden besonders
empfehlenswert, da um diese Zeit regelmäßig der alte Fürst-
Vater oben weilt, der sich in großer Leutseligkeit gern den
Fremden nähert und mit diesen oft stundenlang unterhält. Dies
ist sozusagen das einzige Vergnügen, welches der beinah ganz
erblindete, alte Herr noch hat. Im vorigen Jahre besuchte auch
ich mit meiner Frau in Begleitung eines uns befreundeten
Herrn aus N. den Possen, wobei wir die Gelegenheit hatten
den Fürsten-Vater kennen zu lernen, und wir denken noch heute
mit vielem Vergnügen an diesen Ausflug zurück. Als uns die
Nichte des Försters, welche die Gäste bedient, den Kaffee ins
Freie herausbrachte, wo wir uns niedergelassen hatten, fragten
wir dieselbe, ob der Fürst-Vater oben sei; die Frage wurde be-
jaht, und das Mädchen ging wieder in das Hans zurück. Nach
einigen Minuten kam auch schon ein fürstlicher Leibdiener an
unseru Tisch und sing mit uns ein Gespräch an. Er fragte uns,
ob wir Fremde wären und woher wir kämen. Auf die Antwort
meiner Frau, daß wir weither aus der bayerischen Rheinpfalz
gekommen wären, um eine Vergnügungsreise in Thüringen zu
machen, fragte uns der Leibdiener weiter, ob wir Wohl Se.
Durchlaucht den Fürsten zu sprechen wünschten. Auf unsere
Antwort, daß wir den alten Herrn nicht belästigen möchten, er-
widerte der Leibdiener, daß sich der Fürst ein besonderes Ver-
gnügen daraus mache, die Fremden auf dem Possen zu begrüßen.
Der Leibdiener verließ hierauf unfern Tisch und ging ins Schloß.
Es vergingen keine 10 Minuten, da kam, vom Leibdiener ge-
führt, auch schon der alte Herr auf unfern Tisch zu. Wir stan-
den auf, gingen ihm entgegen und lüfteten zu seiner Begrüßung
unsere Hüte. Der Fürst that ein Gleiches, fragte, ob wir die
Fremden aus der Pfalz wären und bat uns, uns zu bedecken.
Der Fürst reichte hierauf jedem von uns die Hand zur Be-
grüßung, sprach seine Freude darüber aus, daß wir den „Possen"
Dom Possen.
Tin Idyll aus dem kleinstaatlichen Sürstenleben.
von Hugo Weil kJ)
o ich auch bin und gehe,
Der Sage denk' ich oft;
Nietn Herz wird mir so wehe,
-o traurig unverhofft
Die Maldeskronen blühen,
Ls duftet allerwärts;
Die Liebe sonder Mühen
Erschließet jedes Herz.
^Wjpner der schönsten Sommer-Ausflugs-Puukte in Thüringen,
on solchem diejenigen Touristen, welche insbesondere zur
Pfingstzeit Thüringen oder den Harz durchstreifen, nicht
Vorbeigehen sollten, ohne ihn zu besuchen, ist die kleine
Residenzstadt des Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen.
Sondershausen, weithin bekannt durch die sogenannten
Loh-Konzerte, die von Pfingsten ab den ganzen Sommer
hindurch allsonntäglich im fürstlichen Parke stattfinden. Diese
von der fürstlichen Hofkapelle, unstreitig einer der besten Kapellen
Deutschlands, und deren letzte Dirigenten die berühmten Hof-
kapellmeister Erdmannsdörfer (jetzt in Moskau) und
Schröder (später Leiter des K. Opernhausorchesters iu Berlin)
waren und die z. Zt. Professor Ad. Schultze dirigiert, iu dem
herrlichen Laub-Parke (Loh genannt) ausgeführten Frei-Konzerte
bieten einen seltenen Kunstgenuß dar, und die Fürsten von Son-
dershausen, welche mit großen Opfern die Hofkapelle auf die
Höhe der Zeit zu erhalten bemüht sind, erwerben sich dadurch
ein großes Verdienst nicht blos um die Kunst, sondern auch um
das kunstsinnige Publikum, welches zu den Konzerten aus weiter
Ferne in großer Zahl herbeiströmt. Denjenigen, welche Son-
dershausen besuchen, ist ferner zu empfehlen, den nahe an der
Stadt belegenen, vom schönsten Laubwerk besetzten Berg, den
Possen zu besteigen, auf dessen Höhepunkt schattige Wege hin-
aufführen. In Verbindung mit dem oben angebauten Jagd-
schlösse, dessen Nutznießung sich der 87 Jahr alte und seit dem
17. Juli 1880 in Ruhestand getretene Fürst-Vater Günther
Friedrich Karl von Schwarzburg-Sondershausen Vorbehalten hat,
steht eine von dem oben stationierten, fürstlichen Förster in alt-
patriarchalischer Weise betriebene Restauration, in welcher sich
die Bergbesteiger mit Milch, Kaffee, Bier oder Wein erfrischen
I Nachdruck ohne Erlaubnis untersagt.