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Verein Historisches Museum der Pfalz [Editor]; Historischer Verein der Pfalz [Editor]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 22.1905

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Nr. 3 (März 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29783#0046
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36 —

ein wackerer Kriegsheld, als Mensch ein lebenslustiger, leutseliger Herr und trink-
fester Mann, dazu ein großer Jäger vor dem Herrn!

Kein Wunder, daß sich an seine hohe Person, an sein Tun und Treiben bald
Reden und Sagen knüpften, insbesondere wenn er mit reisigem Troß von Lautern
oder Neustadt aus längere Jagdzüge ins Innere des damals noch unwegsamen
und urwaldartigen Psälzerwaldes unternahm. Noch mehr aber mögen seine nur
mit kleinstem Gefolge oder allein ohne fürstliches Gepränge im unscheinbaren Jagd-
habit beliebten, unauffälligen, oft mehrtägigen Jagdritte und die im wilden Forst
bei der Jagd wie im verschwiegenen Jagdhause erlebten mannigfaltigen Abenteuer
von der Bevölkerung mit dem Schleier des Geheimnisvollen umwoben und mag
dabei seine Person als jagdliebender Fürst mit glänzendem Schimmer umgeben
worden sein, ähnlich wie drei Jahrhunderte später als romantischer Fürst unser
unvergeßlicher König Ludwig II. mit seinen reizvollen, von mir auch seinerzeit
beobachteten nächtlichen Ritteil und Ausfahrten mi bayerischen Hochgebirge!

Auf diese Weise, denk ich mir, ist die halb wirkliche, halb sagenhafte, dabei
doch so lebenswahre Figur des Jägers aus Kurpsalz im Liede entstanden und der
Nachwelt überliefert worden: Der Fürst zieht als einfacher Jäger aus die Jagd,
hat als solcher auch seinen Schatz, schießt Hmche und Hasen, zecht mit durch-
reisenden Fremden als Gastgeber und gefällt sich in der Rolle überall nur als
simpler kurpfälzischer Jäger zu gelten.

Die beiden von Jägerliebe und Jägerfreundschaft handelnden Episoden im
Liede, der ans Befehlen gewohnte und Gehorsam heischende Ton „Auf, sattelt mir
mein Pferd re.", das Bewahren des Inkognitos vor den beiden Wanderern „Wißt
ihr wohl, wer ich bin? — Der Jäger aus Kurpfalz" — dies alles sind scheinbar
zwar nur kleine Züge, aber sie reihen sich doch immerhin Glied für Glied an als
beweiskräftige Zeugen für die Richtigkeit meiner Vermutung über Ursprung und
Herkunft des Liedes.

Mit dieser Anschauung stehe ich auch nicht allein da, sondern befinde mich in
ganz giiter Gesellschaft. Herr Pfarrer Bilfinger nämlich, früher zu Schmalen-
berg, nun in Meckenheini, als pfälzischer Lokalschriststeller rühmlichst bekannt, geht
sogar noch einen Schritt weiter als ich und identifiziert mit dem Jäger aus Kur-
pfalz den Kurfürsten von der Pfalz in höchst eigener Person. (Bgl. die jagd-
geschichtlichen Ausführungen S. 134—136 seines wertvollen „Johanniskreuz, eine
Pfälzerwaldgeschichte."

Für diejenigen, welche das zu Weihnachten erschienene, empfehlungswürdige,
gut illustrierte Buch nicht kennen, will ich einige prägnante Stellen erläuternd
herausgreifen:

„Im Elmsteiner Forst hatte die Kurpfalz die Jagdgerechtigkeit. Hier wie
auch im Lauberwald und in dem eigentlichen Holzlande, dem ehemaligen Gerichte
Wnldfischbach, mit seinen großen Waldungen konnte der Kurfürst als der „Jäger
aus Kurpfalz" durch den grünen Wald hinreiten."

Auch in dem an den Lauberwald unweit Johanniskreuz am weißen Stein
anstoßenden Hornbacherwald, heute noch mit seinen herrlichen Eichenbeständen eine
der wertvollsten Perlen rrn reichen, grünen Kranze des Psälzerwaldes, hatte der
Kurfürst von der Pfalz als Ausfluß der Territorialhoheit ebenfalls das Jagdrecht,
während die Holznutzung dem waldbesitzenden Kloster Hornbach zustand.

,,Als mit Aufhebung des letzteren der Herzog von Zweibrücken indessen
Rechte erntrat, machte er dem Kurfürsten die Jagd strittig. Im Jahre 1587 (also
während der Kurverwesung durch Johann Kasimir) wurde nebst anderen Punkten
dieser Streit in der Weise beigelegt, daß der Herzog von Zweibrücken einen gewissen
Anteil an der Jagd bekam. Der tatsächliche Zustand war darnach der, daß, wie
es im alten Pfälzerwaldgesang heißt, der „Jäger aus Kurpfalz" d. h. der
 
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