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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 22.1905

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Nr. 3 (März 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29783#0047
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Kurfürst schießen durste, gleich wie es ihn, gefiel. Der Zweibrücker hatte dagegen
nur das Recht auf die niedere Jagd, d. i. Rehe,'Hasen und Füchse."

Bilfinger erzählt auch S. 35 seiner kleineren, „Johanniskreuz usw." teilweise
unterlegten Schrift l899 ,,Das Holzlaud vor 300 Jahren und jetzt" noch folgende
zwei bezeichnende Züge von unse'rein danach u,m somehr alsUrbild
des Jägers aus Kurpfalz erscheinenden Pfalzgrafen Johann
Kasimir: An dem großen Felsen auf dem wie zur Weidmannsrast geschaffenen
Gipfel des im Waldfischbncher Amt gelegenen Huudsberges habe Johann Kasimir
seinen noch im Jahre 1600 sichtbaren Namen mit der eisernen Zwinge seines
Jagdstockes eigenhändig eingeritzt.

Auch ließ er nach Beilegung des Konfliktes mit dem Zweibrücker Herzog im
Jahre 1568 an der Grenzscheide des Schmalenberger-, Meisen und Hornbacher-
waldes, wohl bei dem heutigen Kastauieubaum an der Straßengabelung, einen
abhanden gekommenen Grenzstein setzen, auf welchem sein eigenes Bildnis einge-
hauen war, für die Untertanen ein stetes deutliches Erinnerungszeichen an den
Landesherrn!

Vielleicht gab sein darauf abgekürzt angebrachter Name K 0. scherzhaft ver-
anlagten Leuten Veranlassung, den beiden Buchstaben die Bedeutung „Jäger-
Churpfalz" mit beizulegen, ähnlich wie für X. 8l. X. „Komm Weib Steig Ein"
statt „Kgl. Württembergische Staats-Eisenbahnen" und andere gelungene "Volks-
witze mehr.

Gewährsmann für vorstehende Angaben ist uns der kurpfälzische Forstmeister
Philipp Velmann von Germersheini, welcher im Sommer 1600 sämtliche links-
rheinischen kurpfälzischen Waldungen im Regierungsauftrag bereifte und vom Stand-
punkte der damaligen Forstwirtschaft aus eine genaue Begehung, Aufnahme und
Beschreibung der Forste vornahm. Der stcorstbeschrieb enthält z. B. die Dar-
stellung der Grenzen, des Areals, der Holzarten, des Holzbestandes, der Holz-
iind Mastnutzung, der Forstberechtigungen, des Weidganges, der Jagd und Fischerei re.

So nimmt denn auch Velmann in seiner „Beforchung" ches Gerichtes Wald-
fifchbach im Jahre 1600 mit Recht Veranlassung seinem damals 26jährigen Kur-
fürsten Friedrich deni Vierten die sonderlich in der Brunft gute Wildbahn des
Pfälzerwaldes angelegentlich zu empfehlen, desgleichen auch die von dem vor 8
Jahren erst verlebten Pfalzgrafen Johann Kasimir so gern und ost besuchte Auer-
hahnbalz daselbst.

„Ein fein oder herrlich Jagen auf Rotwild und^Rehe im ganzen Revier",
so rühmt es gar verführerisch nnd wohl auch erfolgreich verlockend der Forstmeister
seinem gnädigen Herrn und Jäger aus Kurpfalz, dem Hagen, Jagen und Bürschen
mit Hoch und Nieder allein zustand.

Zn hegen und zu erlegen gab es damals im Pfälzerwald außer Hirsch,
Reh und Hase Wildschwein, Dachs (Grimbart) und Fischotter, dazu neben dem
sonstigen kleinen Raubzeug Fuchs, Wildkatze, Luchs sowie der während und nach
dem dreißigjährigen Kriege besonders häufige, auch irr den verödeten Ortschaften
sich Herunitreibende Wolf (Isegrim).

An Flugwild zählte mau Auer-, Hasel- und Feldhühner — Birkwild hat
es in der heutigen Pfalz nie gegeben — Fasanen, Schnepfen, Wildenten und
Wildgänse, Fischreiher, dazu an geflügeltem Raubadel Adler und Weihen, Habichte,
Falken u. s. w. —

Die volkstümliche, den Pfälzer HumorPverratende ^Parodie zum Jäger aus
Kurpfalz: „Der stolpert über den Grundbirnsack (auch „stock") und bricht dabei
den Hals" statt „der reitet durch den grünen Wald und schießt das Wild daher"
gehört selbstverständlich einer späteren Zeit an. Wahrscheinlich entstammt dieser
Spottvers deni Leiuingischen Jägerkreise vom Jägertal zwischen Dürkheim und
 
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