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156 Die Deutsche Kunst in der Jugendzeit Dürers

genannt, der noch aus der alten Kampfzeit seine Kräfte zog. Funhof
ist ein niederdeutsch gemäßigter Beitrag zur Kunst der achtziger Jahre.
Hinrich Bornemann hat in seinem gegen 1499 geschaffenen Lukas-
Altare der Hamburger Jacobi-Kirche schon eine deutliche Wendung
zu noch stillerem Wesen durchgesetzt. Es ist die Art, der wir uns nun-
mehr zuwenden werden.

DIE KUNST UM 1490
Wir hatten von einer Kunst der achtziger Jahre oder gar „um
1480" gesprochen. Der Ausdruck ist erlaubt, weil eine große Reihe ge-
sicherter Jahreszahlen für bestimmte Kunstwerke ihn zahlenmäßig
rechtfertigt. Völlig genau darf er nicht genommen werden, er bleibt ein
Verabredungswort. Wissen wir dies, so können wir ihn auch da an-
wenden, wo das Jahr 1490 erreicht oder schon überschritten ist. Völlig
scharfe Abgrenzungen verbietet das stets gegebene Nebeneinander ver-
schiedenaltriger Geschlechter. Im Kefermarkter Altar sowie in den
etwas späteren Gestalten Luchspergers durften wir, wenn auch abge-
mildert, den Geist der achtziger Jahre noch immer vermerken. Im all-
gemeinen meldet im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts der Stil
der ruhigeren Gegenkräfte, die nie ganz verschwunden, nur stark zu-
rückgedrängt waren, sich wieder deutlicher an. Der Atemrhythmus
der Geschichte wurde den stilleren Meistern günstig. Manchmal scheint
eine ferne Erinnerung an die wirkliche Gotik des 14. Jahrhunderts,
eine „Regotisierung" aufzutauchen. Wie ein Atemholen ist das vor der
sturmbewegten Geniezeit um und nach 1500. Die Geschichte ist nie
reines Nacheinander, ihr Gewebe zeigt ein Ineinander vieler Ein-
schläge. Ein Werk wie die Mantelmaria des Friedrich Schramm von
Ravensburg (heute im Deutschen Museum), 1480 gesichert, gehört dem
Stile, den wir nach jener Zeit benannten, trotz des Entstehungsjahres
nicht mit Entschiedenheit an (eher schon die kleinen Gruppen der
Gregorsmesse und der Enthauptung Katharinas). In der Madonna
selbst wirkt etwas anderes mit, eine Sonderart des Ulmischen. Der
 
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