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Ausblick

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AUSBLICK

Baldung und Altdorfer sind wichtigste Zeugen für die Möglichkeiten,
die beim Überschreiten der eigentlichen Dürer-Zeit noch übrig
blieben: die kaltgesehene Gestalt mit der ewigen Mahnung des Todes
— und die warmerlebte Allnatur mit der Gewißheit des Lebens. Die
Gegensätze sind nicht so hart betont wie bei den Plastikern. So weit,
wie die Söhne Vischers von H. L. getrennt stehen, so weit entfernen
sich Baldung und Altdorfer doch nicht voneinander. Es sind aber die
gleichen Grundkräfte wirksam. Von dem aus, was Baldung wollte,
war noch eine große und einzigartige, eine geniehafte Erhebung mög-
lich: Holbein d. J., der Baldung weit übertroffen hat, als einsamer
Felsen in die sich entleerende Geisteslandschaft des Deutschland nach
der Reformation hinausragend. Altdorfer hat in Wolf Huber seinen
Nachfolger gefunden. Huber war kein Genie wie Holbein, aber das
Tor, das er aufstieß, führte in noch größere Zukunft — wenn auch
die Deutschen selber zunächst nicht hindurchgingen, wie sie denn oft
und auf vielen Gebieten Tore lieber geöffnet als durchschritten haben.
Die „Felsenschlucht Klus vor dem Prätigau" (1553) verspricht Rem-
brandt! (Abb. 166). Die nähere Zukunft liegt in Holbein. Ein einziger
Blick auf sie im voraus zeigt, welche Spannweite der Möglichkeiten
bestehen bleibt (Abb. 167).
Baldung und Altdorfer bleiben die größten Zeugen des Geschlech-
tes von 1485 in der Malerei. Die einzigen sind sie nicht. Es war ein
sehr leidenschaftliches Geschlecht. Schon Jörg Ratgeb hatte sich seinem
Ausdruck genähert. Die Schweizer Urs Graf und Manuel Deutsch
haben ihm angehört und noch viele Künstler, wie der Meister von
 
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