182 Die Deutsche Kunst in Dürers Mannesjahren
DAS GESCHLECHT VON 1440—50
Unsere Skizze wollte nur eine Gruppierung andeuten. Wir über-
gehen, was von den Meistern des Pachergeschlechtes noch weit über ijoo
hinaus gelebt hat, fast durchweg aber genau bis 1519, bis zum Todes-
jahre Maximilians, zwei Jahre nach den 95 Thesen. Pollak und Wol-
gemut, rund 1435 geboren, haben das Jahr 1519 erreicht, aber nicht
mehr überlebt. Zeitblom, wohl 10—15 Jahre jünger, ist 1518 gestor-
ben, nicht lange davor wohl auch Dierik Baegert (jedenfalls nach
1515). Dürfen wir Ph. M. Halm glauben, so ist auch Grasser nicht
erst 1526, sondern 1518 von der Erde gegangen. Fast sinnbildhaft
wirkt das Zusammentreffen dieser Sterbefälle. Es sind die reinen „Spät-
gotiker", die das Ende der Maximilians-Zeit nicht mehr erreichten.
Riemenschneider, einem schon jüngeren Geschlechte angehörig, schuf
um 1519 sein Grabmal des Lorenz von Bibra. Wir werden sehen, daß
seine Altersgenossen fast sämtlich ihr „Bibra"-Erlebnis hatten, den
Zusammenstoß mit einer neuen Formenwelt.
HANS PÄUERLIN
Einer war uns noch nicht erschienen, der den Geist der letzten
Friedrichs-Zeit in sehr wohllautender Formensprache über 1500 hinaus
gerettet hat und schon durch die Wirkung auf seinen Schüler Loy He-
ring unsere Aufmerksamkeit verdienen würde: Hans Päuerlin, den
Halm den „kraftvollsten, formenreichsten und empfindungstiefsten
Bildhauer der Augsburger Spätgotik" genannt hat. Er taucht für uns
1470 auf, muß also spätestens um, eher vor 1450 geboren sein. 1508
ist er schon gestorben. Wir verdanken ihm bedeutende Grabmäler in
Rotmarmor mit ungemein feinbeweglichen und wirklich seelenerfüll-
ten Reliefdarstellungen, namentlich im Augsburger und im Eichstätter
Dome: im ersteren Bischof Friedrich von Hohenzollern (gest. 1505),
im letzteren Bischof Wilhelm von Reichenau (gest. 1496). Halm
konnte seine Spuren nach Landshut und weiterhin verfolgen. Wir ver-
zichten auf eine weitere Betrachtung Jörg Syrlins d. J., der, um 1455
DAS GESCHLECHT VON 1440—50
Unsere Skizze wollte nur eine Gruppierung andeuten. Wir über-
gehen, was von den Meistern des Pachergeschlechtes noch weit über ijoo
hinaus gelebt hat, fast durchweg aber genau bis 1519, bis zum Todes-
jahre Maximilians, zwei Jahre nach den 95 Thesen. Pollak und Wol-
gemut, rund 1435 geboren, haben das Jahr 1519 erreicht, aber nicht
mehr überlebt. Zeitblom, wohl 10—15 Jahre jünger, ist 1518 gestor-
ben, nicht lange davor wohl auch Dierik Baegert (jedenfalls nach
1515). Dürfen wir Ph. M. Halm glauben, so ist auch Grasser nicht
erst 1526, sondern 1518 von der Erde gegangen. Fast sinnbildhaft
wirkt das Zusammentreffen dieser Sterbefälle. Es sind die reinen „Spät-
gotiker", die das Ende der Maximilians-Zeit nicht mehr erreichten.
Riemenschneider, einem schon jüngeren Geschlechte angehörig, schuf
um 1519 sein Grabmal des Lorenz von Bibra. Wir werden sehen, daß
seine Altersgenossen fast sämtlich ihr „Bibra"-Erlebnis hatten, den
Zusammenstoß mit einer neuen Formenwelt.
HANS PÄUERLIN
Einer war uns noch nicht erschienen, der den Geist der letzten
Friedrichs-Zeit in sehr wohllautender Formensprache über 1500 hinaus
gerettet hat und schon durch die Wirkung auf seinen Schüler Loy He-
ring unsere Aufmerksamkeit verdienen würde: Hans Päuerlin, den
Halm den „kraftvollsten, formenreichsten und empfindungstiefsten
Bildhauer der Augsburger Spätgotik" genannt hat. Er taucht für uns
1470 auf, muß also spätestens um, eher vor 1450 geboren sein. 1508
ist er schon gestorben. Wir verdanken ihm bedeutende Grabmäler in
Rotmarmor mit ungemein feinbeweglichen und wirklich seelenerfüll-
ten Reliefdarstellungen, namentlich im Augsburger und im Eichstätter
Dome: im ersteren Bischof Friedrich von Hohenzollern (gest. 1505),
im letzteren Bischof Wilhelm von Reichenau (gest. 1496). Halm
konnte seine Spuren nach Landshut und weiterhin verfolgen. Wir ver-
zichten auf eine weitere Betrachtung Jörg Syrlins d. J., der, um 1455