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gleich seit den ersten Jahren der Kolonie in hoher Blüte20). In den
Akten aus den Jahren 1562—1600 tauchen über 40 Namen von Teppich-
webern auf, die ihre Erzeugnisse u. a. an den Hof des Kurfürsten Fried-
rich IV. von der Pfalz und an Maximilian I., Herzog in Bayern, lieferten,
der auch den 1603 in Frankenthal ansässigen Teppichwirker Dietrich
Wauters nach München zur Gründung einer Wandteppichfabrikation
berief27). Auch in den Nürnberger Ratsverlässen werden am 12. Ok-
tober 1612 die Verhandlungen mit einem „tapetzirer von Franckenthal“
wegen der Ausschmückung der „regimentsstuben“ erwähnt26). —
Nachdem einmal ein kleiner Stamm von Malern sich in Frankenthal
niedergelassen hatte, zogen beständig neue zu. Neben den Künstlern,
die einige Jahre hier ansässig waren, machten wahrscheinlich manche
auf der Wanderschaft nach dem Süden bei ihren niederländischen Ge-
nossen in Frankenthal Halt, führte doch die Straße nach Italien den
Rhein hinauf über Frankenthal.
Diese Menge Künstler, all die Maler, .Goldschmiede und Teppich-
wirker, waren glücklicherweise nicht auf Frankenthal als einziges Ab-
satzgebiet angewiesen. Liebhaber ihrer Werke fanden sich überall in
der näheren und weiteren Umgebung, ganz besonders in Frankfurt und
am kurfürstlichen Hofe in Heidelberg. Denn wenn auch die wohl-
habenden Bürger Frankenthals ihrer Vorliebe für Kunstgegenstände,
insbesondere für Gemälde, die den Niederländern jener Zeit eigen war,
auch in ihrer neuen Heimat treu blieben, so war die Zahl der Künstler in
der Stadt doch viel zu groß, als daß sie alle dauernd Aufträge finden
konnten.
Die Berichte in den Ratsprotokollen über Hans van der Bossche und
Gelein van Mullern legen von den ärmlichen Verhältnissen, in denen diese
beiden Maler lebten, Zeugnis ab.
Materielle Sorgen mögen daher wohl der Anlaß gewesen sein, daß
manche Künstler schon nach wenigen Jahren Frankenthal wieder ver-
ließen. —
Von neun Malern aus der ersten Periode Frankenthals, von
Daniel de Weerdt, von Hans Reynault, Jacob van der Borcht, Gelein
van Müllem, Jan Cornelisz. van Delft, Hans van den Bossche, Laurents
de Munter, Everard Mohaerts und von Peter Schiumberg kennen wir
keine Werke mehr.
 
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