Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Instytut Historii Sztuki <Danzig> [Hrsg.]; Zakład Historii Sztuki <Danzig> [Hrsg.]
Porta Aurea: Rocznik Instytutu Historii Sztuki Uniwersytetu Gdańskiego — 10.2011

DOI Artikel:
Kobe, Rainer: Eine Deutung des Danziger Deckengemäldes von Isaac von den Blocke im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28102#0034
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Rainer Kobe Vorlage und Gemalde: Die Arbeit und das „Schaffen” bilden einen eigenen
besonders anzustrebenden Wert.
Feld 9 (Abb. 4 und Farbtafel Abb. IX) an der diagonal gegenuberliegen-
den AuCenseite der Decke geht auf die Radierung Honor zuruck (Abb. 5)14.
Nach der Bildunterschrift der Radierung soli Juno, die menschliches Leben
und Arbeit in eine vernunftige Ordnung und jeden Menschen an den ihm
gebuhrenden Platz gestellt hat, die im Arbeitsleben des abgebildeten Mannes
erworbenen Reichtiimer ais Dankopfer an die Gótter entgegennehmen. Die
abgelegten weltlichen und kirchlichen Macht- und Ehren-Insignien zeigen
dereń Unwichtigkeit fur den am Schreibpult seiner geistigen Arbeit nachge-
henden Mann.
Fur die iibrigen Aufienbilder gab es bisher keine schliissige Deutung. Mit
Hilfe der jetzt herausgefundenen Vorlagen und ihren Bildunterschriften lassen
sich drei eindeutig erklaren. Die Vorlagen stammen aus der Kupferstichserie von
Phillips Galie Die Bestrafung des Mufiiggangers15 von ca. 1565. Inhalt der Blatter
ist die Arbeitsmoral, ein haufiges Thema in den damals beliebten Moralspruch-
sammlungen. Phillips Galie griff fur seine Stichserie auf Verse von Fladrian Juni-
us aus den „pia et moralia carmina”16 sowie auf Spruche Salomons zuriick17.
Im Gegensatz zu der getreuen Wiedergabe der Sadeler-Grafiken Labor und
Honor in den Feldern 1 und 9, zeigen die Gemalde in den Feldern 3, 4 und
6 wenig Ahnlichkeiten mit den Galie-Vorlagen. Der Danziger Maler, kannte
sie moglicherweise nur vom Horensagen. Was ihm bzw. dem Auftraggeber
und Konzeptor der Decke auf jeden Fali bekannt war, sind die Junius-Texte
unter den Grafiken.
Im Gemalde von Feld 3 (Abb. 6 und III) wird ein Mann auf einem Waldweg
von zwei anderen niedergeschlagen. Der Katalog von 1937 betitelte das Bild ais
Mordszene18. Mit Hilfe der Galle-Serie und mit dem Junius-Text lasst sich der
eigentliche, allegorische Sinn des Bildes klaren. Vorlage war das Blatt Not und
Armut schlagen den Mufiiggdnger nieder (Abb. 7)19. Auf der Grafik sind die
drei handelnden Personen mit Aufschriften yersehen. Die zerlumpten mann-
lichen Personifikationen Egestas, Not und Inopia, Armut schlagen mit Spaten
und Kniippel auf den bereits am Boden liegenden halbnackten „Piger”, den
und Erde. Nirgendwo ist in mir die ungezahmte Natur wirksam. Ich schaffe, ich erbaue und
strebe bestandig nach Ruhm”.
14 TIB 71-01, Nr. 191.
15 TIB 56 by Arno Dolders, New York 1987, Nr. 074: 1-4. Der zeitgenossische Begriff
„Miifiigganger” steht fur den arbeitsunwilligen Faulenzer. Vgl. Ordnung, Fleifi und Sparsamkeit.
Texte und Dokumente zur Entstehung der „burgerlichen Tugend”, Paul Miinch (Hg.), Munchen
1984, S. 51.
16Hadrian Junius, Poematum liber primus: pia et moralia carmina, ąuorum indicem post
encomiastica carmina repeńcs, Leiden 1598, BI. 174 u. Bl. 185.
17 Prov 6, Prov 20 u. Prov 24.
18 Tackę, Die Gemalde..., S. 50.
19 TIB 56, Nr. 074: 2.

28
 
Annotationen