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Instytut Historii Sztuki <Danzig> [Editor]; Zakład Historii Sztuki <Danzig> [Editor]
Porta Aurea: Rocznik Instytutu Historii Sztuki Uniwersytetu Gdańskiego — 10.2011

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Kobe, Rainer: Eine Deutung des Danziger Deckengemäldes von Isaac von den Blocke im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.28102#0037
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„MiiFigganger” ein. Zwei Details des Gemaldes beweisen, dass der Maler nicht
die Galle-Grafik, wohl aber den Junius-Text kannte. In dem Salomonspruch
zum Vorlagenstich heifit es: „So wird dich die Armut iibereilen wie ein FuB-
ganger und der Mangel wie ein gewappneter Mann”20. Bei Galie steht der „ge-
wappnete Mann” ais „Egestas” links, der „Fufiganger” ais „Inopia” rechts. Bei
von den Blocke ist die Postierung umgekehrt. In der lunius-Bildunterschrift
wurde aus dem „gewappneten Mann” des Bibelverses ein „clypteo tectus gla-
diator aheno” [ein durch einen ehernen Schild geschiitzter Kampfer]21. Und
genau so, ais furchterregenden, mit Heim und metallenem Schild22 gerusteten
Krieger, malte von den Blocke seinen rechten Angreifer.
Vorbild des Gemaldes in Feld 4 (Abb. 8 und VI) ist die Galle-Grafik Der
Muftigganger ruht wahrend der Erntezeit (Abb. 9)23. Darauf liegt ein bartiger
Mann beąuem im Schatten eines Baumes und sieht zufrieden der geschaftigen
Landbevólkerung bei der Ernte zu. Die Bildunterschrift von Junius unter der
Grafik besagt, dass der MuEigganger gerne zuschaut wie andere arbeiten24.
In der gemalten Fassung liegt ein schlafender liingling auf einer Terrasse an
einen ebenfalls schlafenden Esel25 gelehnt und ihn umarmend, in der linken
Hand ein geleertes Trinkgefass, vor sich eine sich ófFnende Landschaft mit
Bauern bei der Erntearbeit, hinter sich auf dem Tursturz die Inschrift und
damit das Motto des Gemaldes: „Faulheit bringt Armut”.
Im Gemalde von Feld 6 (Abb. 10 und VII) tritt aus einer Winterlandschaft
ein zerlumpter junger Mann, angebellt von einem Hund, in einen Raum voller
anstandiger Feute bei gutem Essen. Die Tischgesellschaft ist erstaunt, der Mann
am Kopf des Tisches weist mit erhobenen Handen in seine Richtung. Nach
dem Katalog von 1937 ist es eine Allegorie auf den Reichtum, im 95er-Katalog
wird das Gleichnis vom armen und reichen Mann oder das vom verlorenen
Sohn fur moglich gehalten26.
Auf dem Vorlagestich (Abb. II)27 tafelt eine Gruppe bauerlicher Personen
unter einem Sonnendach vor dem Hintergrund einfahrender Erntewagen und
weist den halbnackten Bettler ab, darunter der lateinische Junius-Vers: „Zuletzt

Eine Deutung
des Danziger
Decken-
gemaldes...

20 Prov 6. 11.
21 Junius, Poematum liberprimus..., BI. 185, Vers 2.
22 Der Schild des gerusteten Kampfers ist eine Aegis mit dem Schlangenumwundenen Gor-
gonenhaupt. Der Maler bzw. Konzeptor betonte so die Bedrohlichkeit der Armut und stellte mit
der Verwendung eines antiken Vorbildes seine humanistische Bildung unter Beweis.
23 TIB 56, Nr. 074: 3.
24 Junius, Poematum liber primus..., BI. 185, Vers 3. Auf der Grafik wird auf Prov20. [4] ver-
wiesen: „Um der Kalte willen will der Faule nicht pfliigen; so [...]”.
25 Neben positiven Bedeutungen stand der Esel fur Widerspenstigkeit sowie geistige und
kórperliche Tragheit, s. Hildegard Kretschmer, Lexikon der Symbole, Stuttgart 2008, S. 1 lOff. In
der Galle-Serie taucht der Esel in diesem Sinne auf dem, im Niirnberger Gemalde nicht verwen-
deten, ersten Blatt auf (TIB 56, Nr. 074: 1).
26 Tackę, Die Gemalde..., S. 52.
27 TIB, 56, Nr. 074: 4.

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