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Instytut Historii Sztuki <Danzig> [Hrsg.]; Zakład Historii Sztuki <Danzig> [Hrsg.]
Porta Aurea: Rocznik Instytutu Historii Sztuki Uniwersytetu Gdańskiego — 10.2011

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Kobe, Rainer: Eine Deutung des Danziger Deckengemäldes von Isaac von den Blocke im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.28102#0045
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Wirtshaus und Kegeln52 aber fur MuBiggang und Ausschweifung, denen nun
Gottes Strafe droht: Disteln und zerbrochenes Rad. Das Gemalde im Feld 8 ist
nicht nur nach seiner Position im Zyklus sondern auch nach seinem Inhalt
das Gegenstiick zu Salomons Traum im Feld 2.
Thema des Tondo im Feld 5 (Abb. 16 und V) sind Christus und sein Wort.
Sowohl die Lagę in der Mitte, ais auch seine Form ais Tondo53 heben die Stel-
lung des Gemaldes im Zyklus hervor. Alles, was die anderen acht Bilder zum
Ausdruck bringen - die Arbeitsethik in den AuBen- und die alttestamentliche
„Tun- Folgę” - Morał der beiden Innenbilder - lauft im Mittelbild zusammen.
In der Mitte des Rundbildes, im Zentrum des Zentrums, steht Christus
mit Gloriole. Im linken Vordergrund lagern vier Frauen. Die vorderste halt
ein zu Christus aufschauendes Kind. Im linken Bildmittelgrund sitzt, den Kopf
nachdenklich auf den linken Arm gestutzt, ein Mann in Narrenkleidern vor ei-
ner ummauerten Villenanlage, auf der Mauer zwei Pfauen. Der rechte Vorder-
und Mittelgrund ist von einer Christus begleitenden Mannergruppe ausgefullt.
Auf gleicher Ebene wie Christus steht ein Mann mit markantem Gesicht und
auffalliger, kostbarer und ihn von den andern Begleitern abhebender Kleidung.
Er lachelt Christus an und deutet ebenfalls auf das Kind. Christus hat seine rech-
te Hand segnend auf das Kind gerichtet, dabei bilden Kinderkopf, Hand und
Christi Augen eine Linie, doch sein Gesicht ist dem Betrachter zugewandt.
Der Katalog von 1937 betitelt das zentrale Bild des Deckengemaldes mit
„Lasset die Kindlein zu mir kommen”. Im Katalog von 1995 wird uberlegt, ob
nicht „die linkę Bildseite ais Untugend - Narr und Pfauen, letztere ais Symbol
der Eitelkeit - und die rechte Bildseite mit Christus ais Tugend” bezeichnet
werden kónnten, die entsprechenden Bibelstellen seien noch zu hnden54.
Ein direktes Vorbild fur das Tondo-Gemalde war nicht zu hnden. Wahr-
scheinlich ist es eine eigenstandige Bilderfmdung, in der der Maler Ideen und
Einzelelemente anderer yerwendete. Die Christusńgur konnte in Aussehen,
Haltung, Kleidung und Positionierung vor den Jimgern einem Bild der Evan-
gelicae Historiae Imagines des Jesuiten Flieronymus Natal entnommen sein
(Abb. 17)55, aus dem gleichen Buch móglicherweise die Idee, yerschiedene

Eine Deutung
des Danziger
Decken-
gemaldes...

52 Das Kegeln ais Bruch der Sonntagsheiligung yerwendete Anton Molier um 1610 im Zehn
Gebote-Zyklus, seit 1681 in der Pfarrkirche Praust (poln. Pruszcz) bei Danzig; vgl. Jan Harasi-
mowicz, Danziger Maler Anton Molier ais Burger seiner Stadt und eifriger Moralist im Geiste der
lutherischen Reformorthodoxie, in: Art, religion, societe dans lespace germaniąue au XVIe siecle,
Frank Muller (Hg.) Strasbourg 1997, S. 82 u. [99],
53 Das Tondo ist in den Zwickelfeldern von Personifikationen positiver Eigenschaften ein-
gerahmt: Links oben: Geistige Tatigkeit und Frómmigkeit, rechts oben: Reichtum und Gewinn,
wie Juno im Feld 9, links unten: gutes Regiment und Erhalt des Friedens wie Salomon im Feld 2,
rechts unten: unternehmerische Tatigkeit, wie Athene/Minerva im Feld 1.
54 Tackę, Die Gemalde..., S. 52.
55 Evangelicae Historiae Imagines. Ex ordine Evangeliorum, quae toto anno in Missae Sacri-
ficio recitantur, In ordinem temporis vitae Christi digestae. Auctore Hieronymo Natali Societa-
tis JESV Theologo, Antwerpen 1593, Bibliothek des Bischoflichen Priesterseminars Trier, DM

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