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Instytut Historii Sztuki <Danzig> [Hrsg.]; Zakład Historii Sztuki <Danzig> [Hrsg.]
Porta Aurea: Rocznik Instytutu Historii Sztuki Uniwersytetu Gdańskiego — 10.2011

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Kobe, Rainer: Eine Deutung des Danziger Deckengemäldes von Isaac von den Blocke im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.28102#0047
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Zum Narren im Hintergrund passt das nur bei Lukas erzahlte Gleichnis
vom reichen Mann, der fur seine Reichtiimer ein grofies Haus baute und sich
damit sicher fiihlte. „Gott aber sprach zu ihm: ,Du Narr, diese Nacht wird man
deine Seele von dir fordem; und wes wird’s sein, das du bereitet hast?’ Also
geht es, wer sich Schatze sammelt und ist nicht reich in Gott”60. Im Gemalde
sitzt der reiche, im Gleichnis ais Narr gescholtene Mann vor seinem Schatz-
haus. Die eitlen Pfauen auf der Mauer unterstreichen die Endlichkeit und da-
mit die Vergeblichkeit seines Tuns.
Die Figur rechts von Christus ist nach Auffreten und Kleidung weder
Jiinger noch Pharisaer, auch nicht Dante61 oder die Personifikation von
Gelehrsamkeit oder Weltklugheit ais Gegenpart zum Heiland. Seine Bedeu-
tung bleibt ungeklart.
Mit der Verbildlichung der beiden Evangelienstellen „Vom Kindersinn”
(Mt 18) und dem „Gleichnis vom reichen Mann” (Lk 12) warnt das Tondo
vor Rangdenken und Raffgier. Das zentrale Rundbild ist damit das christliche
„aber” und der Kontrapunkt zu den auCeren Bildern, in denen die Arbeits-
ethik ais Tugend beschworen wird.

Eine Deutung
des Danziger
Decken-
gemaldes...

Der Gesamtzyklus
Auch wenn die Interpretationen der Gemalde im Feld 5 und 8, im Gegensatz
zur Erklarung der andern sieben Gemalde, mit einer gewissen Unsicherheit
behaftet bleiben, so lasst sich doch eine umfassende Gesamtaussage zum Zy-
klus machen. Es handelt sich um Erbauung und Ermahnung: Sei fleifiig und
meide den Miifiiggang (AuEenbilder, Felder 1, 3,4, 6, 7, 9). Folgę dem Beispiel
des Kónigs Salomon im gottgefalligen Leben und Wirken, dann wird es dir
wohl ergehen. Ehre und Reichtum werden die Folgę sein (Feld 2). Bedenke
aber, dass gottloses Tun die Strafe Gottes nach sich ziehen wird, wenn nicht
bei dir, dann bei deinen Nachkommen (Feld 8). Im Mittelpunkt von allem
(Feld 5) steht das Wort Christi: Hohe Stellung und Reichtum sind Nichtigkei-
ten (Mt 18). Das Seelenheil hangt nicht von irdischen Schatzen ab, sondern
vom „reich sein in Gott” (Lk 12).

60 Lk 12, 16-21, hier20f.
61 Die Uberlegung, dass Dante gemeint sein kdnnte, dessen in Portrats uberlieferte Physio-
gnomie (vgl. Max von Boehn, Dante-Portrait und Dante-Illustration, [Berlin] 1921, S. 4-31) und
dessen seiner Zeit nachempfundene Kleidung genau so passten, wie ein dem Kindersinn des
Evangeliums entsprechender Vers aus dem Paradiso (Dante Alighieri, Die góttliche Komódie,
in Prosa iibersetzt v. Walter Naumann, Darmstadt 2004, S. 498, Ze. 121-129) wurde verworfen.
Es erscheint unwahrscheinlich, dass in einer Zeit, ais die Dante-Rezeption so gut wie aufgehórt
hatte (vgl. Friedrich Freiherr von Falkenhausen, Dante, Berlin 1951, S. 191) eine solche ikono-
graphische Neuerung, wie das Hineinnehmen des Dichters in ein Christusbild hatte erfolgen
kónnen. Auch ais „Volk” kommt die Figur wegen ihrer Exponiertheit, anders ais die beiden
hinter ihr stehenden Manner in einfacher zeitgenóssischer Kleidung, nicht in Frage.

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