Voraussetzungen
I. Die Entstehungsumstände
1. Die Person des Autors
Ein Konventuale der Abtei Nonantola bei Modena namens Placidus wird gewöhnlich in
lexikalischen Darstellungen als Verfasser des Liber de Honore Ecclesiae bezeichnet, wobei
lediglich die Frage offen erscheint, ob dieser ein einfacher Mönch oder Prior war1. Jedoch
nennen nur zwei der erhaltenen Handschriften des Traktates, nämlich die Admonter und die
Göttweiger, einen Mönch Placidus als Autor, nicht jedoch sein Heimatkloster2, während die
beiden anderen Abschriften in Venedig und in Wien keine Angaben zum Urheber des Werkes
enthalten.
Der Autor, den die Hss. A und G nennen, mit dem norditalienischen Kloster Nonantola in
Verbindung zu bringen, erlaubt lediglich das 115. Kapitel des literarhistorischen Abrisses De
scriptoribus ecclesiasticis: Placidus prior Nonantulani cenobii scribit contra investituras et
iniquam potestatem quinti Heinrici.3
Wenngleich diese Notiz den Titel des angesprochenen Werkes verschweigt, charakterisiert
sie doch in gröbsten Zügen den Inhalt des Liber de Honore Ecclesiae. Daher identifizierte Pez,
der beide Werke erstmals herausgab, den Placidus des Schriftstellerkataloges mit jenem der
Hs. G, die er seiner Traktatedition zugrunde legte4.
Die Nachricht des Kataloges, den Pez nach dem Fundort seiner Druckvorlage einem
Melker Anonymus zuschrieb, kann insoweit als zuverlässig gelten, als in den Urkunden der
Abtei Nonantola tatsächlich ein Mönch Placidus am 7. Juni 1117 und im Februar 1123
auftritt5. Die erste Urkunde von 1117, die im Kloster Heiligenkreuz in der Vorstadt von
Cremona über eine Güterbelehnung ausgestellt wurde, unterschrieb nach dem Abt Johannes
III. von Nonantola und dem Bruder Silvester ein frater Placitus, bevor die weltlichen Zeugen
folgten. In dem zweiten Dokument, das eine 1123 in Sicco vorgenommene Landleihe festhält,
ist die Stellung bemerkenswert, die die Unterschrift des frater Placidus einnimmt. Denn sie
1 Vgl. Conrat, S. 372 (Prior); Potthast, Bd. 2, S. 29 (Mönch, nach Anderen Prior); Manitius, Bd. 3,
S. 50 (Mönch); G. Ermini, Placido di Nonantola, in: Enciclopedia Italiana di scienze, di lettere ed di arti,
Bd. 27 (Rom 1949), S. 472 (Mönch); Deshusses, S. 14 (Mönch); Wattenbach - Holtzmann - Schmale,
Bd.3, S. 881 (Mönch, höchstens Prior), und E. Corsini, Placido di Nonantola, in: Grande Dizionario
Enciclopedico, Bd. 14 (Turin 1970), S. 713 (Mönch).
2 Hs. A, Bl. 68v, und Hs. G, Bl. 5r; vgl. im Druck Ldl 2,575,12.
3 Ettlinger, S. 96; erstmals hg. von B. Pez, Bibliotheca Benedictino Mauriana (Graz 1716),
Sp. 417-498, wo die Notiz auf Heinrich IV. bezogen wurde; vgl. dazu den ND PL 213,984A.
4 Vgl. Pez, S. XXIIIf. (ND PL 163,613ff.).
5 ASMod MF AAN, Cartone IX, Nr. 38 und Nr. 54; vgl. Tiraboschi, Bd. 2, S. 228 und 233f., Nr. 222
und 232; im folgenden »T« mit der betr. Urkunden-Nr. zit.
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I. Die Entstehungsumstände
1. Die Person des Autors
Ein Konventuale der Abtei Nonantola bei Modena namens Placidus wird gewöhnlich in
lexikalischen Darstellungen als Verfasser des Liber de Honore Ecclesiae bezeichnet, wobei
lediglich die Frage offen erscheint, ob dieser ein einfacher Mönch oder Prior war1. Jedoch
nennen nur zwei der erhaltenen Handschriften des Traktates, nämlich die Admonter und die
Göttweiger, einen Mönch Placidus als Autor, nicht jedoch sein Heimatkloster2, während die
beiden anderen Abschriften in Venedig und in Wien keine Angaben zum Urheber des Werkes
enthalten.
Der Autor, den die Hss. A und G nennen, mit dem norditalienischen Kloster Nonantola in
Verbindung zu bringen, erlaubt lediglich das 115. Kapitel des literarhistorischen Abrisses De
scriptoribus ecclesiasticis: Placidus prior Nonantulani cenobii scribit contra investituras et
iniquam potestatem quinti Heinrici.3
Wenngleich diese Notiz den Titel des angesprochenen Werkes verschweigt, charakterisiert
sie doch in gröbsten Zügen den Inhalt des Liber de Honore Ecclesiae. Daher identifizierte Pez,
der beide Werke erstmals herausgab, den Placidus des Schriftstellerkataloges mit jenem der
Hs. G, die er seiner Traktatedition zugrunde legte4.
Die Nachricht des Kataloges, den Pez nach dem Fundort seiner Druckvorlage einem
Melker Anonymus zuschrieb, kann insoweit als zuverlässig gelten, als in den Urkunden der
Abtei Nonantola tatsächlich ein Mönch Placidus am 7. Juni 1117 und im Februar 1123
auftritt5. Die erste Urkunde von 1117, die im Kloster Heiligenkreuz in der Vorstadt von
Cremona über eine Güterbelehnung ausgestellt wurde, unterschrieb nach dem Abt Johannes
III. von Nonantola und dem Bruder Silvester ein frater Placitus, bevor die weltlichen Zeugen
folgten. In dem zweiten Dokument, das eine 1123 in Sicco vorgenommene Landleihe festhält,
ist die Stellung bemerkenswert, die die Unterschrift des frater Placidus einnimmt. Denn sie
1 Vgl. Conrat, S. 372 (Prior); Potthast, Bd. 2, S. 29 (Mönch, nach Anderen Prior); Manitius, Bd. 3,
S. 50 (Mönch); G. Ermini, Placido di Nonantola, in: Enciclopedia Italiana di scienze, di lettere ed di arti,
Bd. 27 (Rom 1949), S. 472 (Mönch); Deshusses, S. 14 (Mönch); Wattenbach - Holtzmann - Schmale,
Bd.3, S. 881 (Mönch, höchstens Prior), und E. Corsini, Placido di Nonantola, in: Grande Dizionario
Enciclopedico, Bd. 14 (Turin 1970), S. 713 (Mönch).
2 Hs. A, Bl. 68v, und Hs. G, Bl. 5r; vgl. im Druck Ldl 2,575,12.
3 Ettlinger, S. 96; erstmals hg. von B. Pez, Bibliotheca Benedictino Mauriana (Graz 1716),
Sp. 417-498, wo die Notiz auf Heinrich IV. bezogen wurde; vgl. dazu den ND PL 213,984A.
4 Vgl. Pez, S. XXIIIf. (ND PL 163,613ff.).
5 ASMod MF AAN, Cartone IX, Nr. 38 und Nr. 54; vgl. Tiraboschi, Bd. 2, S. 228 und 233f., Nr. 222
und 232; im folgenden »T« mit der betr. Urkunden-Nr. zit.
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