II. Die Handschriftenüberlieferung
Der Traktat des Placidus von Nonantola war im 12. Jahrhundert von Mittelitalien bis in den
deutschsprachigen Südosten verbreitet. Kannten ihn doch sowohl der anonyme Kompilator
der mittelitalienischen Dreibüchersammlung1 als auch der Verfasser des Schriftstellerkataloges
De scriptoribus ecclesiasticis, der wohl nach 1165 in Regensburg wirkte, wo der Liber de
Honore Ecclesiae zumindest in Prüfening nicht vorhanden war2. Zur gleichen Zeit befand er
sich in der Salzburger Abtei St. Peter3, in dem steirischen Stift Admont und in dem
niederösterreichischen Stift Göttweig. Die beiden Stifte bewahren heute die einzigen vollstän-
digen Exemplare der Arbeit des Placidus. Sie war also in Klöstern des deutschsprachigen
Südostens bekannt, die wie Prüfening und St. Peter der Reform des 11. Jahrhunderts zuneigten
oder die wie Admont und Göttweig dieser Bewegung ihre Entstehung verdankten4. Unbe-
kannter mittelalterlicher Provenienz sind eine mit Defekten behaftete Abschrift in der
Österreichischen Nationalbibliothek Wien und das fragmentarische Exemplar der Markusbi-
bliothek Venedig, dessen Fassung deutlich von den drei österreichischen Handschriften
abweicht. Die vier erhaltenen Abschriften werden künftig mit der Initiale ihres Bibliotheksor-
tes nachgewiesen5, weil die Siglen der Traktatedition ein Stemma beschreiben, das zu
modifizieren ist.
1. Die erhaltenen Traktatexemplare
Das Admonter Exemplar des LdHE hegt als zweiter Teil der Sammelhandschrift 735 vor6, die
im ersten Teil Psalmenexzerpte aus den Homilien und der Moralia Gregors I., im dritten
Herrscherlisten und im vierten einen unidentifizierten Traktat De sacramento altaris enthält7.
Die Reste separater Lagenzählung und die unterschiedlichen Zeilenspiegel in den einzelnen
Teilen sowie die starke Beschneidung der Lagen mit der Arbeit des Placidus zeigen, daß die
1 Zur Rezeption des LdHE in der C3L s. u. S. 54ff.
2 S. o. S. 7 mit Anm. 15.
3 Salzburg, Stiftsbibliothek St. Peter, Hs. a IX 3, Bl. 103v (vgl. MBÖ 4, S. 70,2f.): Placidus de honore
ecclesiae. Die Vermutung von Manitius, S. 50, bei diesem Exemplar könne es sich um die Hs. W handeln,
hat sich nicht bestätigt.
4 Vgl. Schmitz, passim; St. Weinfurter, Salzburger Bistumsreform und Bischofspolitik im 12. Jahr-
hundert. Der Erzbischof Konrad I. von Salzburg (1106-1147) und die Regularkanoniker (Kölner
Historische Abhandlungen 24, Köln - Wien 1975); R. List: Stift Admont 1074-1974. Festschrift zur
Neunhundertjahrfeier (Ried im Innkreis 1974), der aber die verdienstvolle Arbeit von J. Wichner,
Geschichte des Benediktinerstiftes Admont, 4 Bde. (Graz 1874-1880), nicht ersetzen kann; und
Geschichte des Stiftes Göttweig. Festschrift zum 900-Jahr-Jubiläum, in: StMGBOZ 94 (1983), Heft 1 und
2.
5 S. o. S. XII.
6 Admont Hs. 735, Vorlege- und 166 Bll. in Oktav: A: (1-8) IV64; B: (9-14) IV112, (15) II116; C: (16)
IV124, (17) IV+2134; D: (18-21) IV166.
7 A: Psalmenexzerpte; B: (Bl. 65r-114v) LdHE, (Bl. 115r-116r) Gregor VII., Reg. 8,21, S. 546-549,9,
(Bl. 116v) frei; C: (Bl. 117r-126v Z. 5) Papstliste von Petrus bis Paschalis II., (Bl. 127r-132v Z. 2)
Kaiserliste von den sagenhaften Ursprüngen bis zur Kaiserkrönung Heinrichs V., (Bl. 132v Z. 3-134v Z. 5)
Regino von Prüm, Chronik (Auszüge ab MGH SS 1, S. 547b,43ff.) fortgesetzt bis zu Heinrich V., (Z. 5ff.)
späterer Nachtrag Lothars, Konrads III. und Friedrichs I., (Z. 8) Einleitungssatz einer nicht ausgeführten
Herzogsliste; D: Cum animadverterem de illo altaris terribili sacramento ... qui est benedictus in secula.
31
Der Traktat des Placidus von Nonantola war im 12. Jahrhundert von Mittelitalien bis in den
deutschsprachigen Südosten verbreitet. Kannten ihn doch sowohl der anonyme Kompilator
der mittelitalienischen Dreibüchersammlung1 als auch der Verfasser des Schriftstellerkataloges
De scriptoribus ecclesiasticis, der wohl nach 1165 in Regensburg wirkte, wo der Liber de
Honore Ecclesiae zumindest in Prüfening nicht vorhanden war2. Zur gleichen Zeit befand er
sich in der Salzburger Abtei St. Peter3, in dem steirischen Stift Admont und in dem
niederösterreichischen Stift Göttweig. Die beiden Stifte bewahren heute die einzigen vollstän-
digen Exemplare der Arbeit des Placidus. Sie war also in Klöstern des deutschsprachigen
Südostens bekannt, die wie Prüfening und St. Peter der Reform des 11. Jahrhunderts zuneigten
oder die wie Admont und Göttweig dieser Bewegung ihre Entstehung verdankten4. Unbe-
kannter mittelalterlicher Provenienz sind eine mit Defekten behaftete Abschrift in der
Österreichischen Nationalbibliothek Wien und das fragmentarische Exemplar der Markusbi-
bliothek Venedig, dessen Fassung deutlich von den drei österreichischen Handschriften
abweicht. Die vier erhaltenen Abschriften werden künftig mit der Initiale ihres Bibliotheksor-
tes nachgewiesen5, weil die Siglen der Traktatedition ein Stemma beschreiben, das zu
modifizieren ist.
1. Die erhaltenen Traktatexemplare
Das Admonter Exemplar des LdHE hegt als zweiter Teil der Sammelhandschrift 735 vor6, die
im ersten Teil Psalmenexzerpte aus den Homilien und der Moralia Gregors I., im dritten
Herrscherlisten und im vierten einen unidentifizierten Traktat De sacramento altaris enthält7.
Die Reste separater Lagenzählung und die unterschiedlichen Zeilenspiegel in den einzelnen
Teilen sowie die starke Beschneidung der Lagen mit der Arbeit des Placidus zeigen, daß die
1 Zur Rezeption des LdHE in der C3L s. u. S. 54ff.
2 S. o. S. 7 mit Anm. 15.
3 Salzburg, Stiftsbibliothek St. Peter, Hs. a IX 3, Bl. 103v (vgl. MBÖ 4, S. 70,2f.): Placidus de honore
ecclesiae. Die Vermutung von Manitius, S. 50, bei diesem Exemplar könne es sich um die Hs. W handeln,
hat sich nicht bestätigt.
4 Vgl. Schmitz, passim; St. Weinfurter, Salzburger Bistumsreform und Bischofspolitik im 12. Jahr-
hundert. Der Erzbischof Konrad I. von Salzburg (1106-1147) und die Regularkanoniker (Kölner
Historische Abhandlungen 24, Köln - Wien 1975); R. List: Stift Admont 1074-1974. Festschrift zur
Neunhundertjahrfeier (Ried im Innkreis 1974), der aber die verdienstvolle Arbeit von J. Wichner,
Geschichte des Benediktinerstiftes Admont, 4 Bde. (Graz 1874-1880), nicht ersetzen kann; und
Geschichte des Stiftes Göttweig. Festschrift zum 900-Jahr-Jubiläum, in: StMGBOZ 94 (1983), Heft 1 und
2.
5 S. o. S. XII.
6 Admont Hs. 735, Vorlege- und 166 Bll. in Oktav: A: (1-8) IV64; B: (9-14) IV112, (15) II116; C: (16)
IV124, (17) IV+2134; D: (18-21) IV166.
7 A: Psalmenexzerpte; B: (Bl. 65r-114v) LdHE, (Bl. 115r-116r) Gregor VII., Reg. 8,21, S. 546-549,9,
(Bl. 116v) frei; C: (Bl. 117r-126v Z. 5) Papstliste von Petrus bis Paschalis II., (Bl. 127r-132v Z. 2)
Kaiserliste von den sagenhaften Ursprüngen bis zur Kaiserkrönung Heinrichs V., (Bl. 132v Z. 3-134v Z. 5)
Regino von Prüm, Chronik (Auszüge ab MGH SS 1, S. 547b,43ff.) fortgesetzt bis zu Heinrich V., (Z. 5ff.)
späterer Nachtrag Lothars, Konrads III. und Friedrichs I., (Z. 8) Einleitungssatz einer nicht ausgeführten
Herzogsliste; D: Cum animadverterem de illo altaris terribili sacramento ... qui est benedictus in secula.
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