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Die Quelle: Wochenbeilage für Bildung und Unterhaltung — 1.1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.44514#0024
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“ orie vans )
jh kt auch durchbebten Glocktenjſchläge die Nacht, erſt leiſe, dann
zu nmiächtisgem Jubel anſchwellenn. Und mit unsäglicher Süße

î nmiſchten ſich in den Gloctenſturm unjſichtvhare Stimmen: ,„Frieve

ven Menſchen auf Erden, die eines guien Willens fino.

Friede auf Erden !



.. Weihnachtsgevattten von Peter Wälde, Frautfurt a. M.

(Nachdruck verboten.)

gait iſis. CEiſig kalt. Stervend verblaßt ver Natur letter
herbftlicher Glanz und verſchwunden iſt es, das taufendfarbige
Laub, das in bunten Klieren noch vor wenigen Tagen an den
Bäumen hing. und lautlos deckt der barmherzige Himmel etn
weißes Linnen über das saulende Laub des Waldbodens. Hoch
oben in der weißen, zuckerigen Baumkrone hackt der Specht, der
Zimmermann des Waldes, in mühfeliger Arbeit sein bißchen Nah-
rung aus der hart gefrorenen Baumrinde. Hier und da ein ſchüch-
ternes, klagendes Vogelstimmlein, sonst hört man nichts, und trau-
rig rauſcht die Stille um mich in der Einsamkeit des weißen

_ Graves. Mich stimmt es immer ernft und nachvenklich, das große

Schiveigen da draußen, und erbarmen tun ſie mich, die hungrigen
. Sänger, für die ich ſtets einige Brotkrümlein in der Taſche habe
zuun Dank für ihre Treue, mit der sie auch in den mageren Zeiten
bei uns aushalten in Sturm und Regen, Eis und Schnee, und die
Jo manchesmal in bitterſter Kälte hungrig und frierend. ihr Nest
gaufſuchen müſſen, ein jammervoltes Dasein in der Oede des Wal-
des, der ihnen nichts mehr geben kann, seitdem der Tod auf weißem

_ Rofle durch die Lüfte heranbrauſte und seinen bleichen Mantel ab-
î warf. Und die es trotßvem nicht machen wie so viele, die den

Winter nicht mögen und im warmen Süden ein beſschauliches
Daſein friſten, während die anderen hier hungern und darben.

gZuavögel nennt man fie. Und es ſoll ſogar Zugvögel geben, die

weder Federn noch Flügel haben und doch, als die Not kam, andere
i Länder aufſuchten, weil gut Freſſen und Saufen ein gar lieblich
Ding ift, bei dem es sich beſſer leben läßt, als in Wintersnot bei
ſtarrer Kälte sich nrühsam sein Brot zu suchen. Ja, es iſt schon
io, es gibt auch ſolche Zuavögel. Und wie gern wären dieſe man-
chesmal wieder zurückgekehrt in die alte Heimat. Aber der Winter,
er will kein Ende nehmen, und kalte, ftarre Not umfängt nach wie
vor die Daheimgebliebenen, die ihrem Vaterland ireu geblieben
iind, denn ſie ſind keine Zugvögel und wolken leben in der Heimat
und sterben in ihr. Alſo ifts noch nichts mit dem Wiederkommen.
Gar arg gerupft hat man fie, die va zurückgeblieben ſind, hungernd
und frierend, kein warmes Gewand auf dem Leibe, mitunter sogar
tein Nest, in dem ſie ihren armfeligen, halberſtarrten Körper des

î Abends einige Stündlein zur Ruhe beiten können. Müßt atſo
noch weiter zuwarten, ihr Zugvögel, bis der Winter vorbei ist und

ſie erst wieder gewachsen find, die Federn bei den Daheimgaebtiebe-

. nen. Und dann soll es wieder angehen, das große Rupfen, ſolange,

bis kein Federlein mehr vorhanden iſt. Und von neuem folien sie
frieren, als Lohn für ihre Treue, mit der sie ſich mühſam durchs
Leben gekämpft, nur um Haaresbreite am Hungerstode vorbetge-
ſchlichen, von neuem ſollen ſie alle Qualen des unerbittlichen Win-
ters auf sich nehmen. Und gierig kreiſt in den Lüften der Raub-

vogel. Ein sicherer Stoß und alles ift aus. Merkts euch, die ihr

daheimgeblieben seid. Hört nicht auf das Locken der falſchen Brut,
[mit der ihr nichts gemein habt. Seid ivachſam und wett euer

î Schnäblein, solange es noch Zeit iſt. – ~ ~

_ Auch heute wieder bin ich draußen geweſen und habe gar ernfte
Eindrücke empfangen im Reiche des Todes, und jetzt gehe ich heim,
die Bruſt voller Hoffen und atnerſchütterlichem Glauben an die Auf-
erſtehung aus langer Winternacht, und vaß sie ſich hindurchringt,
die aroße, allumfaſſende Menichenlieve, die ein neues Glück und
Frieden auf Erden üGringen soll. Es ift etwas in mir, das mich
glücklich macht mitten in der Zeit unfſäglichſten Jammers, den
Mentj;chen je erdulden mußten. Es iſt die Hoffnung . . . Wenn die
NKnoſpen springen und gewaltige Stürme erbrauſen und die Luft
erzittert und die Erde dröhnt im Aufruhr der Elemente. Und
ſtrahlend steigt ſie empor, vie junge Frühlingsſonne. Und Men-

jſchen jubein: Herrgott, wie iſt die Welt ſo ſchön. Und Friede soll

iein auf Erden.

Schon détnrimert es und einzeine ferne Lichter zeigen mir an,
daß ich mich der Stadt nähere. Und leiſe, dann wieder lauter,
dringen iſchwere, dumpfe Glockentöne an mein Ohr, mich zur Elle

mahnend, denn zu Hauſe warten gar liebe Menſchen auf mich,
heute, am Heiligen Abend. Will ihnen viel Liebe schenken heate,
an denen mein Herz hängt unvd die allein übriggeblieben sind von
ver frohen Schar, von der ſchon einige ſchlafen gegangen ſind, ehe
es richtig Abend geworden war. Schon zwei Buben hat man mir
weagetragen in der Weihnachtszeit und Jahre hindurch hab ich da
draußen geſtanden und habe gesſlüstert im Geiſte mit ihnen und
meinem heimgegangenen jungen Weibe, das sein blühendes Leben
geopfert hat für mich und ihr Kind. Und hab ein Bäumchen an-
gezündet und hineingeſtarrt in das FIlackert. Unbv vin nicht eher





weggegangen, als bis der Kirchhofsmann gemahnt yat und wür
aim liebften hessttieret, wenn ich nicht noch an die anderen Buben





&, DE VC V DEO RGE
geläutet auf allen Kirchtürmen und erzählt von Liebe und Frieder
auf Erden. Ich hab wenig Liebe empfangen, gar winzig war das
Maß, und als ich sie kaum empfunden, zum erſten Male in metnem
Leben so recht glücklich war, da hab ich ſie in die Erde legen müſſen,
die Liebe, und nichts bleibt, wie vie Erinnerung. Und auch heute
läuten die Glocken ſo dumpf und schwer, als ich die erſten Hüäuſer
erreiche. Noch ein gutes. Stündlein und ich bin zu Hauſe. Luftig
klingend fährt ein Schlitten über den breiten Fahrweg, beſeßt mit
zottigen Gestalten. An einer Straßenecke ſitt ein Drehorgelmäann
und leiert Weihnachtsliede. Im Vorgarten eines vornehmen
Hauſes ſteht ein Mann auf Einlaß wartend. Ein bluijunges, rot-
backiges Ding mit weißem Hänubchen ruft von oben. Und ich ver-
fieße. Er hat einen falſchen Weg gewählt, er hat an dem Ein-

gang für Herrſchaften geklingel. Um das Haus herum muüſſe er
gehen, dort ſei die Lauftreppe, meint das ſschnippiſche Ding und

ichlägt das Fenster zu. Und ſeufzend nimmt er seine ſchwere Kiepe
vom Boden auf und ſucht die Lauftreppe. Und weiter schwingen
die Glocken: Liebe, Friede auf Erden, Liebe, Friede auf Erden,
dumpf und schwer, zwiſchendurch 1wuftiges Gebimmel: Und den

Menſchen ein Wohlgefallen. Und „Stille Racht, heilige Nacht“

orgelt der Leierkaſtenmann an der Ecke. Lauftreppe ~ was ift

‘ das nun für ein Ding? Muß das Gegenteil von ver Herrichafts-

treppe ſein, denk ich und hab wohl auch recht damit, denn daß der
arme Teufel mit der Kiepe nicht zur Herrſchafi gehörte, hab ich
wohl gesehen, atſo find doch die, die die Lauftreppe gehen müssen,
das Gegenteil vom Herrn, nämlich Knechte. Ist doch eine gang
närriſche Welt. und alles steht auf dem Kopf, weil alles umgekehrt
ift, als es sein sollte. Der müde, abgearbeitete Mensch muß samt
seinem Buckel voll Gepäck über die ſchmale, steile Lauftreppe und
die ausgeruhte Herrſchaft, die von der Arbeit anderer lebt, benutzt
die breite teppichbelegate Treppe. Muß ja vielleicht so sein und. ift
vielleicht ganz gut so. Heißt es doch, daß er breit iſt, ver Wegs, der
zur Verdammnis führt und daß es gar viele ſind, die darauf wan-

deln. Darum gehet ein durch die enge Pforte. Merk dir das? Kier

penmann. Iſt ja halt ein gar beſchwerlicher Weg, die ſchmale Lauf-
ireppe hinan, höher und höher, aber sie führt ja in den Himmel,
und da lohnt sich das Opfer ſchon. Verſuchs mal, du armer Teu-
fel mit deiner Kiepe, ob dir deine Laft leichter wird, wenn du an
dein Ziel denkst, aber du mußt ja halt immer wieder runter und
merkst nie, daß du höher kommſt. Das ift dumm, wirklich damm.

Und heute soll doch das Chriftkind kommen mit vielen, vielen Ge-

ben. Ob es auch über die Lauftreppe ſteigen muß? Vielleicht bis
du auch ein Chriftkindchen, Kiepenmann? Gar viele Chriftkindchen
mögen vielleicht die letzten Tagen Geschenke gebracht haben, und
wie oft hat es dann geklingelt, aber alle haben sie den beſchwerlichen
Weg über die Lauftreppe machen müssen, ſchwer beladen mit al-
lerlei Paketen, ächzend und stöhnend und dann wieder aufatmend,
wenn ſie ihre Laſt los wurden. Möchte nicht Chriſtkindchen sein,
wirklich nicht. Ift ja noch nicht einmal würdig, über die breite

Treppe zu gehen, betommt keinen Dank für die Freuden, die es

bringt und muß niräde wieder weiterwandern, um andre zu er-
freuen. Aber es macht ja keine aroßen Ansprüche und ist ja auch
garnicht verwöhnt: denn es hat eine harte Iugend hinter ſich. Arm,
bitter arm ist es geboren in einem Stalle. Und eine Krippe war
sein hartes Lager. Und bei ihm saß die Sorge und die Not und
sein Vater war ein Zimmermann. Und arm iſt es geblieben, so-
lange es lebte. Und ein Gethſemane war ſein Daſein und das Ende
war Golgatha. Wo ist sie hingekommen, die große, heilige Men-
schenliebe, die es verkündete? Das frage ich euch alte, die ihr Men-
schen seid. Nur ein Zerrbild iſt übrig geblieben von ihr, Eigennut,
kraſſeſte Ausbeutung sind heute an ihre Stelle getreten. Dazu
kommt die Heuchelei. Und vielen von euch, wie ihr euch Herrſchaf-
ten nennt, erhaben über vas arme Chriſtkindchen, möchte ich raten,
bedingt euch eines aus, wentt ihr euren letten Willen schreibt, was

ihr hoffentlich ſchon getan habt, zumal ja auch ihr nur sterbliche
Menſchen ſeld und nicht wißt, ob ihr morgen noch leben werdet.

Der bleiche Geselle mit der Senfe, er fragt nicht nach Stand und
Würden, er nimmt, was ihm gefällt. Warum ich das fage, fragt
'ihr verwundert? Weil ich es gut mit euch meine. Wollte euch nur
ſagen, raten, Hineinzuſchreiben, daß ihr über die Lauftreppe aetra-
gen sein wollt, wenn ihr dereinst von hinnen gefahren sein werdet,
sonst gehts um éuer Seelenheil; denn es fteht geschrieben, daß er
breit iſt, der Weg, der zur Verdammnis führt, darum gehet ein
durch die enge Pforte. Nur dieses einzige Mal benutt ihr sie, die
Lauftreppe, ihr braucht nicht zu fürchten, daß Ihr mit irgend etnem

Kiepenmann in Berührung kommt, außer mit ven Totenminnren.

die euer lettes Bettlein herrichten. Ganz ſoragfältig trägt man euch
hinunter, die Lauftreppe. Vielleicht gibt euch dann der himmltſche
Pförtner auch ein alleiniges Wartezimmer, venn das wäre sie doch
wahrlich nicht, die echte Seligkeit, wenn ihr mit ihnen zuſammen-
sein müßtet, mit den Mühfeligen und Beladenen, die als ausge-
mergelte, zerlumpte Gestalten, den beschwerlichen, fteilen Weg gen
Himmel machen müſſen und die fo lange der Lazarus auf Erden

waren u. nun ruhen ſollen in Abrahams Schoß; u. dann geht es auf,

das große, goldene Himmelstor, und dann kommt er angeſchwevt,
der liebe Himmelsvater, und drinnen spielt eine gar liebliche Mu-

ſik. NMtst dat nicht erfchrecken, wenn er isis anbtickt mit aroßen,

my .I. N Un
laufen wird, wenn man aus Beobachtungen weiß, wie ſchnell er

fernt, da er ja nicht in einem Kreis, sondern in einer Ellipſe um

die er in der Umlaufszeit (d. h. die Zeit, die er braucht, um einmal
die ganze Ellipſe zu durcheilen) annimmt, die Durchſchnittsentfer-

_ entſernung, umso größer die Umlaufszeit, und zwar wächst nicht

î wie die Kubikzahlen (8. Potenz) der mittleren Entfernungen, d. h.
alſo: Die Produkte Umlaufszeit mal Umlaufszeit für die einzelnen
Mlaneten verhalten ſich wie die dreifachen Produkte: mittlere Ente

§ ſelwen q mal mittlere Eztfermzug mal mittlere Entfernung dere
selben Planeten.

î_ Jedoch in kurzen Umrissen sei gezeigt, zu welcher weiteren Entwick-
. lmg der Astronomie sie den Wea freimachten. ;
_ In jener. Zeit gewaltiger Umwälzungen ereignete sich nicht
nur eine Revolution der Astronomie, ſondern eine solche der ge-
ſamten Vissenſchaft. Galilei hatte sein bedeutendes Trägheits-

HYenverung vorliegt. Ein Körper alſo, auf den keine Kraft wirkt, ;
wird weder seine Geſchwindigkeit noch ſeine Richtung ändern. wir!.
können alſo das Trägheitsgeſeß sſo formulieren: Ein Körper, auf |_

dat ſich leichte Körver mit geringerer Anstrengung (d. h. mit ge-
_ ringerer Kraft) beſchleunigen laſſen als schwere Körper. Man | _
î_ dente nur daran, welch verſchiedene Kräfte es erfordert, einen Kin-
î derwagen oder einen Eiſenbahnzug in Bewegung zu ſseten oder
g«anguhalten. Das lieat allein in der verſchieden großen Maſſe.
. Ebenfalls iſt es einleuchtend, Daß die Krafi umſo größer sein muß, |.
je größer die Beſchleunigung ift, die ich einem Körper erteilen will.

den Avyfel, sondern auch der Apfel die Erde an, freilich letzteres

Weise. Die Planeten befinden ſich gegenüber der Sonne in den-
. lelbven Verhältniſſen wie der Apfel gegenüber der Erde. Es ver- |
mag ällerdings die Sonne nicht die Planeten einfach auf ſich her-

. Geſchoß auf der Erde ja auch nicht ohne weiteres zur Erde fliegt,

î Ha haben nun die Keplerſchen Geseße Newton eine Möglichkeit

chen Geſehe, nur daß das dritte etwas verbeſſert werden muß,
indem man das Quadrat der Umlaufszeiten noch mit der Summe

" überschreiten, fo bewegen sie sich nicht in Ellipſen, ſondern in Hy-

ff dieſes Gejietß zu erklären, wenn wir berückſichtigen, daß für den



mI.L...uI.Ê..ÒÊÒÓffÒOI.Ê...... \
eine aleich große Fläche. Man kann mit Hilſe dieſes Geſetzes steis
berechnen, wie schnell einmal zu irgend ‘einer Zeit der Planet

feht tt Planet ist nicht immer gleich weit von der Sonne ent-

die Sonne sich bewegt. Ich kann mir aber aus allen Entfernungen,

nung berechnen. Dann gilt das Geſetz: Je arößer die Durchſchnitts-

die Umlaufszeit im selben Verhältnis wie die mittlere Entfernung,
iondern die Quadrate (2. Potenz) der Umlaufszeiten verhalten fich

Es iſt schwer, dem Laien eine Vorstellung von der Bedeutung
dieſer Gesetze, mit deren Hilfe man aus wenigen aſtronomiſchen
Beobachtungen die aanzen Pianetbahnen feftlegen kann, zu geben.

geſetz aufgeftelit. Es läßt sich leicht auf folgende Weiſe einem
jeden klarmachen: Eine Aenderung eines Zuſtandes wird nur
dann eintreten, wenn eine Urjache - jagen wir Kraft - für diese

den keine Kraft wirkt, bewegt ſich geradlinig und mit stets gleicher
Geschwindigkeit. Eine Aenderung der Geſchwindigkeit und Rich-
tung nennen wir eine Beſchleunigung (eine Verlangſamung iſst

eine negative Beſchleunigung). Es ist eine Erfahrungstatfache, |

Von dieſen Ueberlegungen ift es nicht mehr weit zu dem Gefetz:

Die Kraft, die auf einen Körper einwirkt, iſt ſo groß, wie das
_ Produkt Mafſe dieſes Körpers mal der Befſchleunigung gleich
î Kraft. Ein fallender Apfel lenkte nun die Aufmerkſamkeit des |
. Engländers Newton (geb. 1643, gest. 1727) im Jahre 1665 auf eine |
. der geheimnisvollen Kräfte: die Erdanziehung oder Gravitation.

Er erkannte, daß auch. hier diese geheimnisvolte Kraft der An-
‘ziehung zwischen allen Massen beſtehe. Es zieht nicht nur die Erde

Wegen der kleinen Maſſe des Apfels nur in ganz unbedeutender

abzuziehen, dazu sind ſie zu entfernt, und ihre Geſchwindigkeit in
einer anderen Richtung ist zu groß, genau toie ein ichneltfliegendes

—sondern eine Parabel beschreibt. Nun wäre es doch sehr inter-
eſſant zu twiſſen, wie groß nun eigentlich die Anziehungskraft iſt.

geboten, dieſe Anziehungskraft festzuſtellen. Er sette nämlich ein-
mal. zunächſt die Anziehungskraft, die die Sonne und ein Planet
nufeinander ausüben, gleich dem Produkt Maſſe der Sonne mal
Marſſe des Planeten, dividiert durch Das Produkt Entfernung dieſer
beiden Himmelskörper voneinander mail derſelben Entſernung (also
dividiert durch das Quadrat + 2. Potenz - der Entfcrnung). Zu-

lamnmengeſseßt mit dem Geſetz, das oben benannt wurde. ergibt |
_ das: Masse des Planeten mal Beſchleunigung des Planeten gleich

dem Produkt Planetenmaſſe mal Sonnenmafſſe dividiert durch das
Quadrat der Entfernung. Wenn man dieſes Geſeß in Formeinr k

ausdrückt, ſo kenn man daraus mit Hilfe äußerſt ſchwieriger mathe-
nurtiſcher Rechnungen, die -auch von Netvton stammen, die Bahnen
ver Planeten berechnen. Es ergeben fich wieder die drei Kepler-

der Sonnenmaſſe und der Planetenmaſſe zu multiplizieren . hat.
Man erkennt: Die Anziehungstraft iſt alſo der Grund für die
Bewegung der Planeten. Man erkennt aber noch mehr. Wenn
Maſſe und Seſchwindigkeit der Himmelskörper eine gewiſſe Srenze

perbeln. Dieſer Fall wird in der Wirklichkeit durch eine Anzahl
von Kometen verwirklicht. Aber auch die Mondbew?gung vermag

Mond nicht nur die Anziehung der Sonne, sondern noch. viel



eye die der Erde eine Rolle fſptelt. Die jteistonjche Merchant,



mögliche und richtige. Erſt die Jettzeit, insbveſondere die Einſteime
iche Relativitätstheorie, hat in diese Anſicht Breiche geschlagen.
Allerdings ift die weitvervreitete Anficht irrig, daß mit Einstem nun
die ganze Newtonfſche Theorie hinfätcia geworden sei. Nein, sie

lebt fort, fort in der allgemeineren Theorte von Einftein. "Aehnlich

wie Newton feststellte, daß die Keplerschen Geſeße nicht für alle

Himmelskörper gelten,. ſondern nur einen Spezialfall darstellen,

ähnlich stellt die Newtonſche Theorie einen Spezialjatl ver Einftein-
ſchen dar. Allerdings konnte Newton die Keplerſchen Gesetze nicht
so volltommen übernehmen. Wir wiſſen ſchon: Das dritte ftimmte
nur annäherungsweisſe, genau nur dann, wenn man zwei Planeten
verglich mit aleichen Maßen. In RNetwtons Theorie ſteckt die still:
ichweigend hingenommene Vorausjſetung: Sind mir zwei Körper

gegeben, so iſt es gleich, von welchem Nörper aus ich Strecen.

meſſe, reſp. auf welchem Körper die Uhr steht, mit der ich Zeiten -
meſſe. Einfiein zeigt (veranlaßt durch Verſuche und Theorien von
Michelſon und Lorentz), daß dieſe Vorausſeßung nur dann ftimmt,

| wenn die Körper im Verhältnis zu einander ruhen und nur an-

näherungsweite, wenn fie fich mit Geſchwindigkeiten im Verhältnis,
zu einander bewegen, die klein find im Verhältnis zur Lichtge-
ichivindiakeit. Letzteres ftiimmt für die Planeten, so daß atfo
Newtons Geſetze hier. ihre Gültigkett behalten (vom Fall des
Merkurmondes abgeſehen, desſen Bewegung nur Einftein zu er-
klären vermag). Immerhin find die Newtonſchen Gesetze durch
Einstein ihrer Allgemeingültigkeit enthoben und zu Spezialfätten

heravgedrückt, ähnlich wie es den Keplerſchen Geſeßen durch New-

ton ergangen war. Also die Wiſſenſchaft revolutioniert nicht, in-
dem fie Bewährtes stürzt, ſondern indem fie von spezielten zu all-
semeineren, umfaſſenderen Theorien fortichreitet. f —

Von Büchern und Menſchen.

Ein Buch, das nicht wert ift, zweimal gelesen zu l Ul |
auch nicht würdig, daß mans eiunrtatitek. Gear Paul) >
|

Gediegene Bücher find Spiegel: wenn. ein Alkfe jineinguät; .
kann kein Apoftel herausſehen. . u (ichtenver a.)

Eigentlich lernen wtr nur von Büchern, die wir nicht veurteilen
können. Der Autor eines Buches, das wir beurteilen können,
müßte von uns lernen. | s / B : Goetye) '
E)s iésci 4y cis Jae jâdtes Bias (c 2 it
.:. . Ein Gelehrter iſt noch viel werter; . uz
» Doch beide vereinigt, wiegen gern...
. Das é Saue hetst:. „Buchgeleyrter“. w
q aun : : f Gritiparzer)
Bücher “. immer noch die woÿlfeilften Lehr- und Freuden.
meister und der wahre Vetſarh hittzéden für Millionen beſſerer



Mertfchen. ". (K. I. Weher)he.

Gute Bücher ſind Yicacving.: icitechte Bücher Zeitverderber,
seysttiole Bücher find Zeitvertuſt. (Rosette Niederer.)

Ein Bücherfchatz ift wie ein "tiger Baum, der Beftand hat
und ſeine köſtlichen Früchte ſpentet von Jahr zu Jahr, von Ge-
schlecht zu Geſchlecht. (Th. Egrtyte).

. Der Huchſtäse tötet, aer vet Geist macht lebendig.
s "&8writer Korintherbriet.)

Es ift ein tindiſcher Wahn, vas Bücher, al eich Eiern, friſch
genosſen werden müſſen. Es wäre gut Bücher kaufen, wenn man

; ie Zett, fie zu lefen, mittaufen lönnte. . (Schopenhauer)

Die meisten Lefer fiecken tier Bücher in ihre Bibliothet, und
die zretftez Schrittteyer. fetten ihre vunerher. ". cru. .




gans? Hh IL Ur E
beschweren. Er wohnt auf der zweiten Etage. Die Zeitunasfrau

aber wirft aus Bequemlichkeit die Zeitung jeden Abend in des

Treppenhaus, wo sie dann von untwitlkommenen Interessſentert
mitgenommen wird. „No waùdt,“ dachte der Herr Schmit, „et kütt
jo och Neujohr!“ und Neujahr kam. Prompt ſchellt es. an der
Uudſugt temitſti." Zabeſte 'fejolt ve Sung
uc! wet] '§atnd tutte, she sint! äh! Tr tive t



Trapp gelaht. Weßt Ehr do, wo Ehr et ganze Johr de Zeid



| beraetaht hai! Eauft ftö> erant sm Engi ritt e: ve



do han ich, am Uech entgägezukumme, et G el US u


 
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