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Die Quelle: Wochenbeilage für Bildung und Unterhaltung — 1.1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.44514#0026
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go ergs efſen mußte.






~ [jind dle unb da. fhauksln Handhſalernen,

_ . wie leuchtende Engelein über die Wege.

_ Jett iſt die s-unde, i
. od die Frauen und Mädchen die Abendttülch holen.
Und manche Magd, die im nüchternen Licht des Tages, !:
. von Arbeit vietfältigſter Art umgeben.

; Þ dem Mick des Mißtrauens und des Tratſches aus3geſett, -
.. auf vas Dasein des kleinen roten Dinges in der Bruſt

_ lätzn es nun frei über die Gase laufen
. in die Winkel, hinter die Ecken und Tore
und trivvetn ibm freurdig neh.
bis zwei- Müynerarme die Milchbolende umfangen,
trockene Lippen feucht werden von Küſſen. :
ÖHeintliche Tänze wachen auf.
Jugend blüht berauſchend
:. ZJugend empor + ;
. - und es raunt allenthatben in die Nacht:
î „Grüß Dich Gott in Liebe!“
. y„Gute Racht ~ aute Nacht in Liebe!“
1 _ Ganz ftin iſt es geworden in der Welt. z
. :; . Da trete ich in den Garten hinaus,. !
HBeuge mich zu Boden, ftreichte das flimmernve Schneefeae.
der Erde .
und flüſtere. . "it
Di shenes, wicdes, mertwardiges Tier, Du!



.:



. Knecht Ruprechts Weihnachtsfahrt.

. . Von Karl Germer.

Knecht Ruprecht hat vor einigen Tagen die deutsche Grenze |

. vt, Nachdem er ſich auf der Venus mit der nötigen Zahl

von Vordrucken für Verlobungskarten und auf dem Mars mit der

üblichen Menge Bleiſoldaten verſehen hatte, langte er mit dem
i Mondexpreß am 10. Dezember in Washington ein.

Hier wurden die Bleiſoldaten und Vordrucke beschlagnahmt,
weil Ruprechts. Reiſepaß nach Deutſchland lautete und weil der Ab-

rüſtungstongreß alaubte, ein solches Heer von Bleiſoldaten vorent-
halten zu müſſen. Als Entſchädigung wurde dem alten Ruprecht

ein Schreiben an seinen himmliſchen Herrn mitgegeben, worin ihm

_ mitgeteilt wird, daß der Kongreß die Abrüſtung Deutschlands blen. .
ichloſſen habe und der Kongreß ſich zu ſeinem Bedauern gezwungen | ....

R Was die Kohle eri. ©:
: Der kleine Peter hatte ſich auf dem Glatteis ein Bein gebrs- z
<en und mußte nun ganz sil und unbeweglich im Bett liegen. Er
langweilte sich sehr, die Mutter arbeitete den ganzen Tag außernc
Hauſe, die Kameraden spielten draußen im Schnee, dachten gar-
nicht daran, den Kranken zu beſuchen. Tagsüber, wenn das Lichte.
und die Sonnenſtrahlen durch das Fenſter fielen, und drollige .

ehe, die für Deutichland bestimmten Soldaten zu internieren.

, Als Ruprecht hiergegen protestierte, wurde ihm bedeutet zu..
ichweigen, andernfalls werde man eine Kommission einſeßen nrüſ- |

fen, die zu untersuchen habe, ob er (Ruprecht) nicht mit dem bay-
riſchen Wittelsbacher verwandt sei.

_ Man kann ſich denken, daß Ruprecht ob solcher Verdächtigung
furchtbar erſchrak und klein veigab.

Aus demſelben Grunde wurden auch die Verlobungskarten- :

bordrucke beſchlagnahmt. Hier ſtellte ſich der Kongreß auf den je-
Senfalls ganz richtigen Standpuntt, daß es bei den Nameneindrütk-

hen in dieſen Karten ſein Bewenden nicht haben würde, sondern
vaß als weitere Folge ein riesiges Anwachſen der wehrfähigen

beutſchen Jugend zu befürchten sei und miäiſſe im Intereſſe des
Weltfriedens unterbletben.
Vom ersten Male hatte Ruprecht noch so die Nase voll, daß er

dyegen dieſe Begründung ichon gar nicht mehr zu protestieren wagte.

Er war heilfroh, daß er Washington verlaſſen und die deutſche
Grenze überſchreiten konnte.

_ Selbstverſtändlich hatte er sich, Durch den Reinfatt des vor ein- .

gen Wochen ſchon in Deautſchland gewesenen St. Nikolaus gewitigt,
mit einem gehörigen Vorrat valutaſtarken Dollars eingedeckt. So
groß war der Vorrat, daß ſchon am 11. Dezember 1921 in keinenr
Grenzort mehr deutsches Geld aufzutreiben war. Sogar die Poſt-
ämter hatten ihre Freimarkenbesſtände herausrücken müſſen und
einige Städte waren ſogar ſchofel genug, dem guten Alten ihr gan-
zes Stadtgeld aufzubürden, womit er in der Nachbargemeinde
nichts 1.iehr anfangen konnte. Für seine Dollars, die er bequem in
der linken Hofentaſche tragen konnte, bekam er einen ſolchen Wuſt
von deutschem Papiergeld, daß er drin erſoffen wäre, wenn das
Uur gegangen hätte. 20 „Eiſenbahnwagaons benötigte er, das

Geld in Deutſchland hineinzutransportieren. Vielleicht hat er da-

mit die Kohlenlieferungen, zu denen Deutſchland verpflichtet iſt, in
Gefahr gebracht. Ebert hat ihm darum vorgeſchlagen, über A

in ſeine himmliche Heimat zurückzukehren, weil er bei den Zulukaf-
fern mehr Verſtändnis für seine Liebesmission finde, als bei den
zivilisierten Europäern und Amerikanern.

Augenblicklich iſt Ruprecht dabei, Spielſachen und Süßigkeiten
ſür die deutschen Kleinen aufzukaufen. Auch für die Erwachſenen
tut er was er kann. Leider steht die deutſche Geſchäftswelt ſeinem
Vorhaben ziemlich verſtändnislos gegenüber. Mehr wie einen
Strumpf und einen Handſchuh geben die Geſchäftsleute auf einmal
nicht mehr ab. Eine Unterhoſe wird nur an zwei Personen abgege-
ben. - Ohrringe, die auch nur einzeln verkauft werden, müſſen in
'Zukunft von den Damen durch die Nase getragen werden.

Fl.ſ Ruprechts empörte Frage, warum das f)°ert. antwor-

.f



aber ein Geschäftsmann ehrlich genug, etnzugefiehen, das er gegen
Dotlarzahlung auch mehr gebe, die deutſche Mark ſeti etn barbart-

ſches Zahlungsmittel und könne es vem deutſchen Anſehen nicht
mehr ſchaden, wenn das bei den Damen auch äußerlich zum Aus-

druck komme.

Wie wir erfahren, will Ruprecht in den nächſien Tagen wieder

abreisen. Er ermächtigt uns, ausdrücklich zu erklären, vaß er ate
Verantwortung für die Folgen, die aus der diesjährigen Beſche-

| rung entstehen, ablehne. Den Kindern wird er auc ohne Bleiſot-
Erwachſenen elan.

daten noch einige Freude bereiten rönnen, :
ſchlägt er vor, das Zwetllebenſyftem einzufüh!



unb zwar in der

Art, daß der eine zu Bett geht, wenn der andre das Bebürtns.

empfindet, friſche Luft zu schnappen.

(f Nötig iſt hierbei, daß ſich trop T eſchtatnchrzte de der t vetötr: .
. | vordrucke zum Weihnachtsfeſte möglichst viele Ps

lein und Weiblein manchmal verwiſchen. Praktiſch aber würde
| durch dieſe zwingende Notwendigkeit die Maßnahmen der Abrüu-
| fiungstonferenz illuſoriſch gemacht, denn wenn der

|. weiter anhält, werden die auf ſolche Art zuf
_ | Pärchen bald überhaupt im Bett bleiven müſſen.
Die daraus entstehenden Folgen ſind unüberſehbar und haben






wir dem guten Ruprecht den guten Rat gegeben, ſich im nächften

Jahre mit Windeln einzudecken, was er ſchmunzelnd ~ denn dee
j Alte freut sich rieſig, der Abrüſtungstonferenz ein Schnippchen zu
"sr vie Rütti x des Akten ohne Unfat von ſlaiten seven.



Proletariſche Märchen.





e Zur Müh len ein prachtvolles Mä

i. ß bêbeiterkinder erſcheinen laſſen unter t
... : GPeterchens Freunde erzählen“. F!
. tige Jugend wie auch für Erwarchſe
. etn reicheres Märchenbuch al.
.. . Freunde erzählen“. Der beks
. . Groß hat den Märchen einige fi
. andaefüat. t

U Mit Erlaubnis ver Verfaſe

| . ; Tegen jollte. p muf teden hierher Ttfch

Schatten auf die Wände warfen, konnte ſich der kleine Knabe noch

unterhalten, kam aber der Abend, und die enge Stube wurde dunk-
ler und dunkler, ſo fing der kleine Peter an Angsi zu haben unn
konnte es nicht mehr erwarten, die Schritte der Mutter auf dee

zr re

Treppe zu hören. Meiſt fror ihn auch; denn der Aeine Eiſenofen ;

wurde erſt angezündet, wenn die Mutter heimkamn.

Den ganzen Nachmittag hatte es geschneit.. Von seinem Bett.

aus ſah Peter lange, flaumige, weiße Federn niederfatten. Dame

wurde es ganz finſter und er lag frierend, traurig. und .

ängstlich da.

Plöstkich schien es ihm, als flüſterte etwas auf: dem- Boden, er
horchte auf. Zwei zarte, dünne Stimmen kamen aus der kleinen
Holzkiſte, in der etliche Kohlenstücke lagen. Der kleine Knabe er-
ſchrak gar ſehr, er wagte kaum zu atmen, und in der stillen Strebe
wurden die dünnen Stimmen immer lauter. Die Nohlenftüete ;

sprachen miteinande.

„Wie dunkel es hier iſt“, ſagte die eine Kohle, die zuoberst lag, ; !

„man kann gar nichts sehen.“

„Wo ich herkomme, iſt es noch dunkler,“ erwiderte etne andere. us

„Woher kommſt durn.

„Aus der Erde, Schwefter. Ich 1ag. in Der. Erde vergraben. und- .
ſchlief, es war ganz warm und behaglich, und neben mir schliefen.
gaanz eng an mich gedrückt, unzählige Schwestern.. Da zitterte eine.
Tags unſer Lager, ein großer Lärm weckte mich auf. : Die Erde iſInue.

- ab und ich kugelte heraus. Ich fiel in einen ſchmalen Gang, en
war io ichmal und niedrig, vaß ein Menſch daxin nicht aufren.
stehen konnte. Gin Mann war da, ganz zuſammengebückt ſchluna er
auf die Wände los. Er keuchte und Schweiß floß. thm von dee.
Stirn. Aber er ruhte ſich nicht aus, ſchlug und schlug viele Stun.
den lang. Ach, wie war er müde, der arme Mann. Seine Hände ;
zitterten, manchmal stöhnte er ganz laut, rieb fich den Rücken een.
ob er ihn ſchmerze. Aber gleich darauf fing er wieder an, gegen die..
Wand zu ſchlagen. Es war sehr heiß in dieſem Gang; seitdem ihk.
gesehen habe, wie die Menſchen zum Leben Luft brauchen, verſeeen.
ich nicht, wie es der Mann dort unten ausgehalten hat, - U
keine Luft war und es ſo ſchlecht roch. Ich glaubte, der Mann, de

hier litt und ein trauriges und böſes Geſicht machte, müſſe ein bö-

ser Menſch sein, der zur Strafe in den engen Gang eingeſchloſſen. ;

Sturz der Marx
geſchmiedeten :

. Im ,„Matik-Verlag“ Berlin hat H ermy nis j

Stilprobe einige Märchen aus dem ett. U :

vetonders ſchwarz und glänzend war.
der Erde und habe viel geſehen. Auch bin ich ſtets unter meinen

IvÔts

gebracht. Ader ich mußte noch oft an den armen Mann denten,

Der nicht gerade ſtehen konnte und der. der Rücken so schmerzte.

„Du haft garnichts erlebt, Schwester,“ piepſte eine kleine Kohle,
die aus der Kiſte gerollt war und auf dem Ofenblech lag. „Ich
hate viel ärgeres geſehen, als einen Mann, den der Rücken

fechmerztie. Ich lag in einem langen Gang, er war schmal und nied- |.
' rig wie der, von dem du erzählt haſt. Zehn Männer arbeiteten

hier, ſie hatten vorne kleine Laternen angehängt: „Es riecht hier
so merkwürdig,“ ſagte ein alter Mann, „wir sollten lieber zurück-
sehen.“ „Und fortgeiagt werden?“ rief ein zweiter. Da arbeiteten
ſte weiter. Venn nämlich ein Mann fortgejagt wird, so haben seins
sz rau und seine kleinen Kinder nichts zu eſſen und müssen hungern.
Und wenn eln Mann nicht alles tut, was sein Herr verlangt, ſo



wird er fortgeſagt. : Die kleinen Laternen brannten immer ſchlech-

ter, es war faſt ganz dunkel im Gang. Ein Mann ſchaute herein,
der alte Bergmann sprach mit ihm: „Herr es gefällt mir hier nicht,
laſſen Sie uns aufsteigen." Der Mann wurde ſehr böſe, er ſchalt
den alten Mann wie einen Schuljungen und ging schnell fort. Die

Männer ſeufzten und arbeiteten weiter. Ich weiß nicht, warum sie

dem einen Mann gehorchten, er ſah aus wie die anderen, Wär gar
nicht groß und mächtie.

. Plögzlich rollte ich ein Stück weiter. Ich schaute auf, aber ken |
ner ver Männer hatte mir einen Fußtritt gegeben, und nun ſprang

ich ſogar ein Stück in die Höhe. Zu gleicher Zeit begann es furcht- |
err zu donnern, die kleinen Laternen gingen aus, große Erdſtücke

flogen durch die Luft. In der Finsternis hörte ich die Männer

_ <hreien und stöhnen, viele, viele Stunden lang. Einer war auf

mich gefallen, ich fühlte, wie er zitterte und von seinem Kopfe floß

etwas Naſſes herunter. Ich weiß nicht, wie lange wir alle im
Duntkeln lagen. Zuerst ſchrien und riefen die Männer, aber all-

. . mählich wurden ihre Stimmen immer schwächer. Manchmal stöhnte
einer nach Waſſer, aber es war keines da. Nach langer, langer Zeit |

. wurden sie herausgeholt, andere Männer kamen, trugen sie fort.

Aber sie waren alle tot, bis auf den alten Mann.. Oben standen
Frauen und Kinder und weinten. Ein großer, vornehmer Herr
ftand auch oben, und wie der alte Mann an ihm vorübergetragen
wurde, balſte dieſer die Fauſt und ſagte leiſe: „Du haſt gewußt,
daß diefer Gang gefährlich ift, aber dein Geld iſt dir lieber als un-
fer Leben.“ Doch der vornehme Herr kümmerte ſich gar nicht um
den Alten. Ich konnte alles ſehen, weit ich an dem rauhen Rock des
aten Letgiſätns hängen geblieben war, und so mit ans Tages-

„Aver W haſt nicht gesehen,“ rief eine dritte Kohle, „wie am

, als die toten Männer in ihren Hütten lagen und die Frau-

en- urid Kinder weinten, beim reichen, vornehmen Mann ein großkes)
Fest. war. Viele ſchöne Frauen tanzten dort in Seidenkleidern und

keine dachte an die kleinen Kinder, die ihre Väter verloren 1 Haben.

Und der reiche Mann lachte, und dabei hatte doch er die Männer in.

den Gang geschickt, wo sie umgekommen waren. Ich verstehe dieſe

n. (
quitt. kann ich dir erklären,“ sagte eine pierte Kohle, die ganz :

Schwestern die Klügſte gewesen und kann deshalb alles verstehen.

ben nichts. Schau dir nur den kleinen Knaben an, der hier im Bett

tiegt. Er iſt krank und muß ſden ganzen Tag allein liegen, er hat

kein Spielzeug, kein weiches Bett, nichts gutes zu essen, ſeine Mut-

ter hat keine Zeit, sich um ihn zu kümmern, weil ſie den ganzen

Tag.in der Jahrik arbeiten muß. Da glraubſt vielleicht, es ergeht
ihm o ichlecht, weil er ein böſes Kind ſei? Nein, er iſt ein braver,

fleißiger Junge, aber er iſt arm. . Ich tann dir noch andere Bei-

ſpiele geben. Ich bin auf ‘einem Schiff über ein. großes Waſſer
gekommen. Die Reichen wohnten in schönen, luftigen Zimmern,

Gehen bringt. Da ist es heiß wie in der Hölle und es riecht nach
Oel und Ruß. Den ganzen Tag und die ganze Nacht stehen hier
Männer und schaufeln Kohle in ein glühendes Loch. Ste ſind

halbnackt und dennoch iſt ihnen so Heiß, daß sie kaum atmen können.

und . schaufeln Kohlen."

„Und die. Reichen kommen nie herunter und helfen?“ viepſte

die kleinſte Kohle.

Die glänzende, schwarze Kohle lachte. „Wie dumm. du biſt. é

Die [Reichen laſſen die Armen für ſich arbeiten, damit ſie ſelböſtt |
[ut M eben ſo dumm viſt wie das Weib, “ brumnite die 4 .
F é gro

nichts zu tun brauchen und ein. ſchönes Leben führen 1suust:

Alles was die Armen tun nüut nur den Reichen."

„Sind denn die Armen jo viel ſchwächer, als die Reichen, kön-

nen sie fich nicht helfen?“ fragte die neugierige kleine Kohle..

„O nein;," antwortete die kluge glänzende Kohle, „es gibt viel-

ärmliche Stadtviertel, betrat unaufgefordert alle Stuben, ve

dann fragte ſie:

.

ift. Später ran ih auf einen kleinen Wagen und wurde ins Freie ;

mehr Arme als Reiche. Went die Arrtet zuſammenhalten wonts.. ..
könnten sie alles haben, was heute die Reichen bentten. ..
„Weshalb tun ſie es denn nicht?“.
„Das mußt du die Menichen frag
derte die kluge Kohle. „Ich habe es

Was die Flasche erzählt.

Etliche Tage, nachdem der kleine Peter ver Erzöylung :: [der
Kohle gelauſcht hatte, erhielt er gegen die Abendſtunden einen Be-
such. Eine ſchwarzgekleidete, streng éusſeyende §iten 'hetr vie
kleine Stube und sette ſich ans. Bett. .

: Der kleine Knabe kannte die Frau, die kam häufig i (

;, kleine Schwester.“ erwi:
é veritanden." t Cu




fromme Büchlein und erzählte den Kindern von Go.
Die Kinder fürchteten ſie. Nie lag ein freundtiches Lächeln ais .




threm Gesicht, nie kam ein gutes Wort über die ſchmalen Lippen.
Und der Gott, von dem ſie ſo viel ſprach, mußte ihr ähnlich sein, e

ſchien stets zu zürnen, die armen Leute ſollten arveitett, zttte t.
frieden und für ihr elendes Leben noch dankvar- sein.. 1:3; :
Auch heute blickte die Frau strenge auf den kletnen: Peter, D:
gerne fortgelaufen wäre und ſich verſteckt hätte, aber ach, er 'konn!.

sich ia nicht rühren.
„Mein Bein tut so weh,“ klagte er und hoffte heimtich, nun :
werde die ſtrenge Frau doch ein wenig gut zu ihm fein. :
Aber ſie ſprach mit harter Stimntre:
die dir Gott geſandt hat, du mußt sie mit Geduld ertragen.“ Und
„Beteſt du auch immer das Morgen- und Abend-
gevet?“ §
„Nein," erwiderte aufrichtig der kleine Peter.
Die strenge Frau schien sich zu freuen. :

„Siehst du, deshalb bist du auch aefallen und waſt dir das

Bein gebrochen.“

weil Glatteis war.“ ;
„Widerſprich nicht,“ rief die ſtrenge Frau böse. „Gott hat dich
ſtrafen wollen, deshalb biſt du gefatlen. Aber das. iſt noch uicht
alles: „Weißt du nicht, wohin die veſes Kinder kommen, die quht
beten.
uNetn.“ 4- tt
„Sie kommen in die Höile,“ ſagte freudig die itregae. Frau.
„Dort müſſen ſie eine Ewigkeit hindurch leiden, wevden von Flam-

men gebrannt, von Teufelin mit altühenden Zangen gezwickt, daß
. | fie laut ſchrein vor Schmerz. Dein Bein tut dir weh, aber das iſt

nichts gegen den Schmerz, den du in der Hölle wirſt leiden müſſen.
Und deine Mutter mit dir, weil ſie dich nicht zum Beten anhält.“

Die Frau fuchte in dem aroßen Beutel, den ſie ſtets mit ſich

trug, und holte ein Büchlein hervor. Auf deſſen Umschlag war eilt

Menſſcch z zu sehen, der inmitten eines Flammenmeeres ſteht und laut
schreiend die Arme ausſtreckt, rechts und links kommen vösgeſich-

tige kleine Teufel mit großen Zangen gelaufen.
Menſchen nicht, warum sie zueinander so böſe ſind, und einander ſo )

„Lies das,“ sagte die strenge Frau;-,„dann wirſt du wisſen, was
mit dir geſchehen wird, wenn du nicht fromme bist. Ich muß iett

gehen und anderen den Troſt der heiligen Religion bringen.“
„Ich lebe ſchon lange auf | -

Ste verließ das Zimmer und, obgleich inzwischen die Nacht ge-

kommen war, schien es dem kleinen Peter, als sei es in der Stube
Heller, seitdem die ſsirenge JIrau nicht mehr da war.

Es gibt auf der Welt zweierlei Menſchenarten, die Reichen und die |
Armen. Alles was da iſt gehört den Reichen, und die Armen ha-

Aber er fürchtete ſich auch ein wenig. Wie schrecklich wäre es,

in die Hölle zu kommen, immer zu brennen und Schmerzen zu lei-

den. Und auch die liebe gute Mutter soll an dieſen Ort kommen.
Weshalb? Sie iſt doch immer ſo gut und arbeitet den aauzen Tag.
Während der kleine Peter derart nachdachte, tönte plötzlich ein
dünnes, klirrendes Lachen durch die Stube. Es klang ganz aus der
Nähe des Bettes, und da der kleine Knabe aufblickte, sah er, wie

auf dem Tiſchchen neben dem Bett die Wasſsſerflaſche und das Glas

: |. Flaſche zu lachen auf, und entgegnete:



lachten, so daß ſie kaum zu stehen vermochten. Der dicke Bauch
dex Waſſerflaſche ſitterte derart, daß das Yoſer in ite kleine Vet-

. gingen auf dem Verdeck hin und her, aßen und tranken. unten aver | ket fehtg.

m Vantch des Schiffes fteht die große Maſchine, die das Schiff zum

„Ich kann nicht mehr,“ ſtöhnte. das Glas. „Ich hade etz:

! ert! und der schmerzt mich beim Lachen. Aùt, au, ich 1ystte
/ en.“

„Warum lacht ihr ſo ?“ fragte Der kleine Peter.

Das Glas stöhnte nur, die dicke Flasche aber rief, ch i imer _

Manchmatk wird “einer von der Hitze ganz wirr im Kopf, er läuft : noch vor Lachen ſchüttelnd.

hinauß, sieht gar nicht, wohin er tritt, will nur friſche Luft atmen,
ipringt in das große Wasſer und ertrinkt. Viele werden krank von
der aroßen Hite, aber immer ehen sie im Bauche des Schiſtes

„Das dumme Weib." . .
Der kleine Knabe freute ſich heimlich. Wenn die Flaſche pie (
ftrenge Frau für ſo dumm hält, ſo iſt ſie es vielleicht wirklich
nicht, was die redet und er und die Mutter werden denno
in die Hölle kommen.
„Warum nennſt du die böſe Frau dumm?" ſragte er.
; Das Waſſer im Flaſchenhals aluckſte noch leiſe, dann hö
„Haſt du denn nicht





was sie von der Hölle erzählte?“
„Freilich,“ tteint der kleine Peter, „ich bin darüber au

„Ich weiß, was die Hölle iſt, aber sie iſt 11 on
Gott, sondern von den Menſchen geschaffen und Kinder Und Er- :
wachſene kommen ritt in sie, weil fie au beten vergetien, g ..





„Das ist eine Prüfung, -

„Rein,“ meinte der kleine Knabe schtichtern, „ich vin. sefaten, _.
 
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