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Repertorium für Kunstwissenschaft — 6.1883

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Bibliographische Notizen
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212

Notizen.

Bibliographische Notizen.
Bertolotti hat einen in den Atti e Memorie delle Deputazioni di storia
patria dell’ Emilia publicirten Aufsatz Don Giulio Clovio in Separatabdruck er-
scheinen lassen. Das oberflächliche Werk des Kukuljevic Sakcinski über den
grossen Miniator erhält dadurch eine ganz wesentliche Bereicherung. Den
Schwerpunkt der Arbeit Bertolotti’s bilden die beigegebenen Documente: 1) das
Testament des Giulio Clovio; 2) das Inventar der dem Clovio gehörenden
Handzeichnungen und Miniaturen (Mehreres nach und von Michelangelo);
3) Inventar der hinterlassenen Einrichtungsstücke, Bilder, Bücher etc. des Clo-
vio; 4) das Testament des Massarelli, Schülers del Clovio.
Von Müntz notire ich einige kleine Aufsätze, welche mir in Separat-
abdrücken vorliegen — zunächst der ursprünglich in der Gazette des Beaux-
Arts erschienene Aufsatz Une Rivalite d’Artistes au XVIe siecle — welcher das
gesammte Material über den Kampf, der zwischen Raphael und Michelangelo,
mehr aber noch zwischen deren Schüler und Anhänger geführt wurde, zu-
sammenstellt und mit feinsinniger Kritik beleuchtet. Der Revue Archhologique
entnommen ist die dankenswerthe Studie, welche Müntz über das Capitolinische
Museum und die anderen römischen Sammlungen gegen Ende des 15. und
Anfang des 16. Jahrhunderts bietet. Kunsthistorikern und classischen Archäo-
logen wird diese fleissige Arbeit gleich sehr willkommen sein. Von besonderer
Bedeutung für die Geschichte der Kunstindustrie ist das von E. Müntz und
Maurice Faucon herausgegebene Inventar der Kostbarkeiten, welche 1358 durch
Papst Innocenz VI. zu Avignon verkauft wurden. Man brauchte das Geld zum
Kriege gegen die Banden des Grafen von Landau, welche die Romagna ver-
wüsteten.
E. Reyer bietet eine kurze Studie über die Hartbronze der alten Völker
(Separatabdruck aus dem Journal für praktische Chemie, Jahrg. 1882), in welcher
er die technischen und chemischen Gründe angibt, warum einige Gulturvölker
der Bronzecultur anhingen, obwohl sie das Eisen kannten. Sie vermochten
eben Bronze herzustellen, welche sich an Härte, mässiger Elasticität, Reinheit
von oxydirbaren Beimengungen mit dem Stahl messen konnte. Für die Ge-
schichte der alten Kunst — und namentlich der Kunst der sogenannten prä-
historischen Zeit — ist diese Studie von hervorragender Wichtigkeit.
Seit 17. Juni 1882 erscheint in London unter der Direction eines Herrn
Le Roy de Sainte-Croix eine Wochenschrift »Revue Artistique«, die die mo-
derne Kunst zunächst berücksichtigen will und, wie mir scheint, die Interessen
jener, welche Kunstwerke zweifelhafter Firma an den Mann bringen wollen.
Dieser Verdacht wurde namentlich erregt durch den Artikel eines Herrn Luigi
Gavigioli, der von der Sammlung des Dr. Beggi in Florenz zu berichten weiss,
dass sie nicht minder als drei zweifellose Lionardo’s, fünf Tizian’s, drei Gor-
reggio’s, dann Gemälde von Giorgione, Raphael, Michelangelo, Hobbema (drei!),
Rubens, Rembrandt etc. — besitze. Glücklicher Entdecker und noch glück-
licherer Besitzer.
 
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