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Repertorium für Kunstwissenschaft — 6.1883

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Reumont, Alfred von: Der erzene Pferdekopf des Museums zu Neapel
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Der erzene Pferdekopf des Museums zu Neapel.
Von A. v. Reumont.
Im Hofraum des Palazzo Santangelo in Neapel, in einer Nische
gegenüber dem Eingänge, sieht man den bronzirten Gypsabguss des
colossalen Pferdekopfes von Erz, welcher in dem vormals nach seinen
Stiftern, den Bourbonen, benannten Museum den Saal der herculanischen
Bronzewerke ziert. Diomed Carafa, erster Graf von Maddaloni, Sohn
eines Mannes, der sich um das aragonische Königsgeschlecht bei dessen
Berufung auf den neapolitanischen Thron nach dem Aussterben der
Herrscherlinie von Anjou-Durazzo hochverdient gemacht hatte, er selber
ein treuer, thätiger, gewandter Anhänger der beiden Könige Alfons und
Ferrante, erbaute den Palast in der nach dem Sitz der Adelsgenossen-
schaft des Nido oder Nilo benannten Strasse im Jahre 1466, gemäss der
Inschrift über dem Thor, welche des zweiten dieser Könige dankbar
gedenkt und seiner Absicht, zum Schmuck der Vaterstadt beizutragen,
Worte leiht. In diesem Hause, das zu den wenigen durch die Archi-
tektur bemerkenswerthen älteren Bauten Neapels aus einer, unter dem
Einfluss der grossen florentinischen Meister der Renaissance stehenden
Epoche gehört, sammelte Diomed, ein bedeutender Mann, von dessen
Thätigkeit und Geschicken das im Jahre 1851 zu Berlin erschienene
Buch: »Die Carafa von Maddaloni — Neapel unter spanischer Herr-
schaft« Kunde giebt, zahlreiche Kunstschätze und Antiquitäten. Diese
verschwanden allmälig, als der Besitz an eine Secundogenitur-Linie, die
vor einigen Jahren ausgestorbenen Fürsten von Colobrano, überging,
wurden aber in unsern Tagen, als eine Familie jüngern Datums, die
der Santangelo, die alte Carafa’sche Wohnung im Jahre 1813 erwarb,
durch die grossen Sammlungen ersetzt, welche alle Kunstfreunde nach
derselben ziehen. Der bronzene Pferdekopf war damals Staatseigenthum
geworden. Im letzten Jahrhundert sah ihn an seiner alten Stelle Win-
kelmann, welcher (Gesch. d. Kunst des Alterthums B. VII. Kap. 2)
von ihm sagt: »In Neapel bewundert man in dem innern Hof des
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