über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde.
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und erst von A. Bredius eruirt), aber bei näherer Betrachtung von merk-
würdiger Lebendigkeit und prägnantester Charakteristik, das andere die, gleich
dem eben genannten Bilde, durch die Bode’sche Publication bekannte Ge-
fangennahme Simsons verhältnissmässig breit von Ausführung und schon ganz
auf feinen Ton und Helldunkel hinarbeitend (Se. Majestät der Kaiser). Das
dritte Werk, 17 Jahre später entstanden, ist das ernste, in einen tiefen Goldton
getauchte Bildniss des Predigers J. G. Sylvius (A. v. Garstanjen), während
wir in dem vierten ein bis dahin dem v. der Heist zugeschriebenes Bildniss
einer alten Dame vor uns haben (Herzog von Sagan), das aber schon nach dem
Costüm kaum von diesem sein kann, und überhaupt von einer solchen Qualität
ist, dass man sich hinreissen lässt, auszurufen : »das kann ja nur Rembrandt
gemalt haben!« Indess seien wir nicht zu sanguinisch, denn im Portrait
waren die Holländer zu guter Stunde Alle miteinander grosse Meister!
Um bei der Bildnissmalerei noch einen Augenblick zu verweilen, so ist
Thomas de Keyser durch das ganz stupende Bildniss eines jungen Mannes,
kleine stehende Figur (L. Knaus) vertreten und Frans Hals durch zwei lachende
Knaben (L. Knaus) und das Brustbild eines etwa vierzigjährigen Mannes (W.
Gumprecht), der wenig Ansprechendes in seinem Aeusseren gehabt haben
mag, aber durch die Bravour des Malers zu einer fesselnden Erscheinung ge-
stempelt ist, während der seine Rechte demonstrirend vorstreckende junge
Mann (Emil Philipp Meyer) den Familientypus des alten lustigen Frans nicht
in sich trägt. Drei feine, wenn auch nicht durchweg intacte Terborch (aus
den Sammlungen Gumprecht, Stüve und Thiem) schliessen sich obigen Meister-
leistungen im Portrait würdig an.
Auch die holländischen Landschafter sind durch mehrere vorzügliche
Werke repräsentirt, so des seltenen J. Porcellis, des van Goyen, darunter eines
seiner frühesten nachweisbaren Werke, noch ganz in der Art des Es. v. d.
Velde und A. Willaerts gehalten, vom Jahr 1620 (A. Wredow), des Jan van
der Meer van Haarlem, unter denen die beiden Dünenlandschaften, Pendants,
aus der Sammlung Gumprecht und »der Weg am Waldsaum« (Dr. Stüve)
hervorragen, besonders aber durch einen originellen Jacob van Ruisdael (Julius
Meyer), »Häuser an einer Anhöhe zwischen Bäumen bei Abendstimmung«, ein
Bild voll ernster Poesie und durch einen in sonnigem Glanze strahlenden van
der Capelle (A. von Carstanjen). Nur Hobbema erscheint in dem von eben
diesem Sammler ausgestellten Bilde »Am Waldesrande« nicht auf der Höhe
seiner in England befindlichen Werke, und der angebliche Isack van Ostade,
früher in der Collection Habich zu Kassel, aber als Superporte, jetzt im Be-
sitze von L. Knaus, ist wohl nur ein Nachklang der alten holländischen
Schule, von der Hand des D. v. Laan, eines Künstlers vom Ende des vorigen
Jahrhunderts.
Unter den Genremalern ragt Ostade durch ein frühes Werk »das ge-
schlachtete Schwein« hervor, welches sich bei breitem, fast derbem Vortrag
durch einen selten warmen gesättigten Ton auszeichnet, und unter den Thier-
malern der grösste, ein echter Paul Potter — was bei der emminenten Selten-
heit und zahlreichen Fälschung dieses Meisters immer schon viel heissen will
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und erst von A. Bredius eruirt), aber bei näherer Betrachtung von merk-
würdiger Lebendigkeit und prägnantester Charakteristik, das andere die, gleich
dem eben genannten Bilde, durch die Bode’sche Publication bekannte Ge-
fangennahme Simsons verhältnissmässig breit von Ausführung und schon ganz
auf feinen Ton und Helldunkel hinarbeitend (Se. Majestät der Kaiser). Das
dritte Werk, 17 Jahre später entstanden, ist das ernste, in einen tiefen Goldton
getauchte Bildniss des Predigers J. G. Sylvius (A. v. Garstanjen), während
wir in dem vierten ein bis dahin dem v. der Heist zugeschriebenes Bildniss
einer alten Dame vor uns haben (Herzog von Sagan), das aber schon nach dem
Costüm kaum von diesem sein kann, und überhaupt von einer solchen Qualität
ist, dass man sich hinreissen lässt, auszurufen : »das kann ja nur Rembrandt
gemalt haben!« Indess seien wir nicht zu sanguinisch, denn im Portrait
waren die Holländer zu guter Stunde Alle miteinander grosse Meister!
Um bei der Bildnissmalerei noch einen Augenblick zu verweilen, so ist
Thomas de Keyser durch das ganz stupende Bildniss eines jungen Mannes,
kleine stehende Figur (L. Knaus) vertreten und Frans Hals durch zwei lachende
Knaben (L. Knaus) und das Brustbild eines etwa vierzigjährigen Mannes (W.
Gumprecht), der wenig Ansprechendes in seinem Aeusseren gehabt haben
mag, aber durch die Bravour des Malers zu einer fesselnden Erscheinung ge-
stempelt ist, während der seine Rechte demonstrirend vorstreckende junge
Mann (Emil Philipp Meyer) den Familientypus des alten lustigen Frans nicht
in sich trägt. Drei feine, wenn auch nicht durchweg intacte Terborch (aus
den Sammlungen Gumprecht, Stüve und Thiem) schliessen sich obigen Meister-
leistungen im Portrait würdig an.
Auch die holländischen Landschafter sind durch mehrere vorzügliche
Werke repräsentirt, so des seltenen J. Porcellis, des van Goyen, darunter eines
seiner frühesten nachweisbaren Werke, noch ganz in der Art des Es. v. d.
Velde und A. Willaerts gehalten, vom Jahr 1620 (A. Wredow), des Jan van
der Meer van Haarlem, unter denen die beiden Dünenlandschaften, Pendants,
aus der Sammlung Gumprecht und »der Weg am Waldsaum« (Dr. Stüve)
hervorragen, besonders aber durch einen originellen Jacob van Ruisdael (Julius
Meyer), »Häuser an einer Anhöhe zwischen Bäumen bei Abendstimmung«, ein
Bild voll ernster Poesie und durch einen in sonnigem Glanze strahlenden van
der Capelle (A. von Carstanjen). Nur Hobbema erscheint in dem von eben
diesem Sammler ausgestellten Bilde »Am Waldesrande« nicht auf der Höhe
seiner in England befindlichen Werke, und der angebliche Isack van Ostade,
früher in der Collection Habich zu Kassel, aber als Superporte, jetzt im Be-
sitze von L. Knaus, ist wohl nur ein Nachklang der alten holländischen
Schule, von der Hand des D. v. Laan, eines Künstlers vom Ende des vorigen
Jahrhunderts.
Unter den Genremalern ragt Ostade durch ein frühes Werk »das ge-
schlachtete Schwein« hervor, welches sich bei breitem, fast derbem Vortrag
durch einen selten warmen gesättigten Ton auszeichnet, und unter den Thier-
malern der grösste, ein echter Paul Potter — was bei der emminenten Selten-
heit und zahlreichen Fälschung dieses Meisters immer schon viel heissen will