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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 21.1911

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Heft 12
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Pfälzer, Karl: Die schöne deutsche Stadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.26495#0447

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%66. 1. Stabttot ton Tann in bet Oiftön.

3)te td)öM &eutfd)e ^3fabf,

eitbcm ftcb bie ^eintatfcbubbewegung oon bet
Denfmalgpflege loggelbfi b^U, ifi bet äüteig-
lauf bet (^inficbt tafcb butcblaufen worben,
baff eg mit bet Scbonung utib bem bifietifcben 31ufpu$
bet Sebengwutbigfeiten nicht getan iff, ba^ fenfeitg
etfi, in bet fBetbutung mobetner @efcbmacflofigfeiten
ibte eigentliche 3tufgabe beginnt. Unb ^wat nicht im
Sinn itgenb einet Sttlangliebctung, oielmebt fo, ba^
bie alten iBotbilber nur alg iBeifptele genontnten werben,
wie tnon eine Strafe, einen spia$, eine Anlage, ein
^)attg bet Snnbfdfaft nnb bent Sfotbanbenen etngliebctn
fann, ohne ben mobetnen iBebutfniffen itgenb einen
ßwang obet eine 3Ragferabe an^utun. @g lä§t ficb
nicht leugnen, ba§ wir nach einet ßett beg Seicbtfinng
battn ein wenig ^tmpetltcb geworben finb: Dachreiter
unb gachwetfgiebel wetben manchmal befchu<3t unb 9feu-
anlagen ihnen ^uliebc angepa^t, wo ein bifjcben 9iucf-
fichtglofigfeit bcffet wate. Die Schulntetfietei bat ficb
bet Sache etwag ^u ciftig angenommen unb tritt ben
eigenen iBauaufgaben bet ßeit nicht feiten hwbetnb
in ben SBeg. Sg gibt wenig iBonwetfe, bie allein ihr
311ter efftwntbig macht, für bie meinen muff eine fünfi-
letifcbe ^altnng gefotbett werben, nm ihren @dfu$
rechtfertigen.
9fun haben wir fa leibet erfahren muffen, baff bie
9fnfd)(!uungen übet fünfflettfcbe Haltung oon fBau-
werfen feitfam wedelten; bag beute fo beliebte iBatod
war einmal deutlich bie betadftetfte gotm, unb fo
ftbeint eg fdfwet, neben bent ebtwutbtgen 9Htet bag
notwenbige Kriterium yc finben. 31bet bocb nur, weil
wir immer noch etwag in ben Sttloorfiellungen bet
oetgangenen ßabt^ebntc befangen ftnb. 3Botauf eg

beim Jbeimatfdfub lebten @tunbeg alfo anfonuut, tff
bie Öffnung bet 31ugen für räumliche Slnotbnung bet
iBaufotpet, für @efe$ unb 9)fa^ bet fSetbaltniffe,
Schönheit beg 9)taterialg unb SBernunft bet Wnlage,
gleichoiel, an welche etwaigen Stilformen biefe Dinge
gebunben ftrtb. ßnfofetn fann man für ein 3Betf, wie
bag foeben bei fR. ^fipet & 60. in SRunchen etfebeinenbe
„Die fdfone beutfebe Stabt", nur banfbat fein. @g
fummett ficb butchaug nietft um funfigefchtchtliche
Sigentumlichfeiten unb ffellt nur ^ufammen, wag ttgenb-
wie anbeintelnb obet ootbilbltch iff. gtetlich "^bt itt
bet gtunbfä$litben %rt, wie eg etwa Subwig 93ttnf-
mann in feinen Slrbetten tut; bag $8etf iff populär
gebaut unb foll in btei iBänben fe 1,80 3)ff. foffen.
@:g will buttb eine gülle oott Ulbbilbungett unb einen
nur begleitenben Dett bie 31ugen bellet madten, weiter
niebtg.
iBigbet iff nur bet XBattb übet fDiittelbeutfcblenb
etfduencn, alfo bet Detl^ bet %wifdfen norbbeutfebet
Strenge unb fübbeutfebet iBebuglidffeit altftänfifcb
liegt. @g begreift Sddcf'e" wie Dbntingen unb ben
IRbeut, fein ^bataftet ifi eine fafi fpieletifcbe fBiel-
fettigfeit; benn fclbfi, wenn^ wie in unfern Slbbtlbungcn
(bie bent iBanb mit (Muubntg beg fBetlegetg entnommen
ftnb)^ nur ein Sanbegteil berudficbt'gt b^tet ficb ein
bunteg fBieletlet oon Saufotmcn bat^ batin felbff im
einzelnen bie fleinbtttgetltcbe Spielerei %u ^)aufe ifi.
So la§t fid) bei bem Stabttor oon Dann in bet fRbert
(31bb. 1) ntd)t einen 3fugenbltd übetfeben^ baff bet
iBaumeiffet einen Ulf machen wollte, inbem et feinent
Dorbau ^wei genffet alg 31ugen, ein Stabtwappen alg
fRafe unb ein Dot alg offeneg SRaul gab. Dergleichen


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