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Towarzystwo Naukowe <Lublin> [Hrsg.]
Roczniki Humanistyczne: Historia Sztuki = History of art = Histoire de l'art — 45.1997

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Mazurczak, Urszula M.: Zur Problematik des Motivs des "Gelehrten im Atelier": am Beispiel des Porträts von Filippo Buonaccorsi auf dem Epitaphium in der Krakauer Dominikanerkirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.27403#0160
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URSZULA MAŁGORZATA MAZURCZAK

Koln, Salzburg, Innsbruck und Krems48. Die hier zwischen dem 9. und dem
12. Jahrhundert entstandenen Bilder von Evangelienautoren zeugen von einer
Vereinfachung des griechischen Modells und seiner Stilisierung, wodurch sie
jedoch nicht die deutlich erkennbare Verwandtschaft mit den Prototypen ver-
lieren, aber auf dem Hintergrund des weit verstandenen lateinischen Bild-
exempels bilden sie eine Sondergruppe.

Trotz der stilistischen Unterschiede, die in diesen Bildnissen im Verlauf
einer so langen Entwicklung sowie infolge der vielen Zentren, in denen sie
entstanden, auftreten muBten, kennzeichnet das Fortdauern des byzantinischen
Vorbilds für die Portrâts der Evangelienautoren und anderer Schriftsteller
unverândert ein Klima authentischer intellektueller Arbeit und innerer Samm-
lung, die sich in ihren Gesichtem abzeichnet. Die Tâtigkeit des Schreibens
und des aufmerksamen Hinhôrens wird vom Denken ais der grundlegenden
Kondition der dargestellten Personen zu einem Ganzen verschmolzen. Sie
bildet eine verstândliche Auslegung der aus den Rhetoriktraktaten bekannten
Empfehlungen.

In der byzantinischen Rhetorik wurden viele griechische Begriffe bewahrt:
z.B. die Idee eines klaren, reinen und vornehmen Stils. In den von Dionysos
von Halikarnassos übernommenen Definitionen wird die praktische Fàhigkeit
des Wortgebrauchs unterstrichen. Um eine klare Darlegung waren die über
Rhetorik schreibenden Autoren auch selbst bemüht, wie z.B. der Verfasser der
Enzyklopàdie Josef Pinar Rakendyt49. Seine Charakteristik der weltlichen
Wissenschaften und der Théologie beginnt er mit einem Beitrag aus dem
Bereich der Rhetorik.

Die Rede wurde in diesem Kulturkreis als besonders gut durchdachte und
innerlich geordnete Art und Weise verstanden, die Welt zu sehen. Deshalb
war nicht nur die stilistisch korrekte Vermittlung wichtig, selbst wenn diese
in den Kategorien der Schônheit verstanden wurde, sondern es ging vor allem
um eine zuerst im inneren Dialog geordnete Rede. Das Bemühen um das

48 G. Swarzenski, Die Salzburger Malerei von den ersten Anfàngen bis zur
Blütezeit des romanischen Stils - Denkmaler der süddeutschen Malerei des frühen Mittel-
alters. Bd. I-II, Leipzig 1908-1913; P. Bloch, H. S c h n i t z 1 e r, Die ottonische
Kolner Malerschule II, Düsseldorf 1970; Regensburger Buchmalerei von frühkarolingischer
Zeit bis zum Ausgang des Mittelalters. Ausstellung der Bayerischen Staatsbibliothek München
und der Museen der Stadt Regensburg, Katalogredaktion F. Mütherich, K. Dachs, München
1987.

49 H. C i c h o c k a, Historia i funkcja retoryki w Bizancjum (Geschichte und Funk-
tion der Rhetorik in Byzanz), in: Retoryka w XV stuleciu. Studia nad tradycjami, teorią i
praktyką retoryki piętnastowiecznej (Die Rhetorik im 15. Jahrhundert. Studien über die
Traditionen, die Théorie und Praxis der Rhetorik im 15. Jahrhundert), hrsg. von M. Fran-
kowska-Terlecka, Warszawa 1988, S. 73-85.
 
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