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Ritter, Stefan; Rummel, Philipp; Becker, Thomas; Ganschow, Thomas; Godbillon, Isabelle; Großmann, Sonja; Herb, Christiane; Kalogeroudi, Eleni; Meyr, Martina
Archäologische Untersuchungen zur Siedlungsgeschichte von Thugga: die Ausgrabungen südlich der Maison du Trifolium 2001-2003 — Thvgga, Band 3: Wiesbaden, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.42449#0018
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14

Einleitung


Abb. 4 Überblick über das Grabungsgebiet, Blick von Südwesten

VORGEHEN, METHODEN
Als sich nach der Beendigung des Freiburger Vorgängerpro-
jektes im Jahre 2000 die Gelegenheit bot, die deutsch-tune-
sische Zusammenarbeit in Thugga mit einem neuen Projekt
weiterzuführen, erschien es in Anbetracht der oben skizzier-
ten Forschungslücken sinnvoll, das Interesse nunmehr gezielt
den archäologisch bislang kaum bekannten frühen Phasen der
Stadtgeschichte zuzuwenden.
Für eine solche Untersuchung bot sich das Gebiet südlich
der Maison du Trifolium aus mehreren Gründen an (Abb.l —
3). Wie die vorangegangenen Sondagen gezeigt hatten, war
dieser Bereich von früheren Ausgrabungen verschont geblie-
ben. Er war bereits in vorrömischer Zeit besiedelt, und nach
der Freilegung des Annex-Baues war zu vermuten, dass weiter
südlich ebenfalls keine repräsentativen Wohnräume mit präch-
tigen Mosaikfußböden zutage kommen würden, sodass einer
Tiefensondierung älterer Siedlungsbefunde nichts im Wege
stehen würde.
Die Ausgrabungen wurden während zweier, jeweils sechs-
wöchiger Kampagnen im Herbst 2001 und im Herbst 2002
durchgeführt. Im Frühjahr 2003 folgte noch eine dreiwöchige
Aufarbeitungskampagne, um die Dokumentation der Befunde

sowie jener Fundgattungen zu vervollständigen, die wegen ih-
rer Komplexität eine zusammenfassende Sichtung erforderten.
Bei der Kampagne 2001 wurde, ausgehend von der Süd-
Mauer der Maison du Trifolium, ein lokales Koordinatennetz
(1 m-Raster) erstellt und abgesteckt, an welchem sich dann
die Anlage der Schnitte orientierte (Abb. 4 Taf. 42 Beil. 1).
Zunächst wurden zwei, jeweils 1,50 m breite Suchschnitte im
Osten und Westen des prospektierten Grabungsgeländes ange-
legt, um Einblick in die lokale Schichtenabfolge zu gewinnen.
Diese Schnitte wurden dann, nach den erkannten Schichten-
befunden vorgehend, zur Mitte hin erweitert, wo wir einen 2
m breiten Steg zum Abtransport des Grabungsschuttes und
für Kontrolluntersuchungen beließen. Für die Höhenmessun-
gen wurde bereits während des Vorgängerprojektes ein lokales
Messsystem eingerichtet, auf das sich auch die Höhenangaben
in diesem Band beziehen16.
Bei der Kampagne 2002 wurde das Grabungsgebiet nach
Westen, Süden und Osten erweitert. Die Untersuchungen er-
streckten sich dabei insgesamt über ein bis zu 19 x 18 m großes
Gebiet; die unterschiedliche Ausdehnung des Grabungsgebie-
tes im Westen und Osten erklärt sich mit der Rücksichtnahme
auf einige, noch bewirtschaftete Olivenbäume. Während dieser
Kampagne sondierten wir zudem an mehreren Stellen gezielt
die tiefsten Kulturschichten, um ein chronologisches Gesamt-
bild zu erhalten.
Bei den Grabungen wurden die einzelnen Kulturschichten
als Befunde definiert und abgetragen, und nach diesen wur-
den die Keramik und die Kleinfunde getrennt geborgen. Me-
tall- und andere Kleinfunde wurden vor Ort konserviert und
restauriert, desgleichen auch Gefäße, bei denen eine Restau-
rierung geboten erschien. Die Funde wurden in den örtlichen
Magazinen deponiert und stehen, verpackt und beschriftet, zur
weiteren Erforschung und ggf. eines Tages zur Ausstellung in
dem seit Längerem in Planung befindlichen örtlichen Museum
zur Verfügung.
Da das Ziel unseres Projektes darin lag, einen exemplarischen
Einblick in alle Epochen der Siedlungsgeschichte im Süden
Thuggas zu bekommen, mussten sich die Grabungen auf ein
relativ kleines Areal beschränken. In Anbetracht der Konzen-
tration auf unsere Fragestellung muss es weiteren Untersu-
chungen Vorbehalten bleiben, Aufschluss über die Gesamt-
struktur der ausgegrabenen Bauten und deren infrastrukturelle
Einbindung zu gewinnen.

16 Eine Einbindung dieses Messsystems in ein überregionales geodätisches
Referenzsystem war damals in Thugga noch nicht möglich.
 
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