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Ritter, Stefan; Rummel, Philipp; Becker, Thomas; Ganschow, Thomas; Godbillon, Isabelle; Großmann, Sonja; Herb, Christiane; Kalogeroudi, Eleni; Meyr, Martina
Archäologische Untersuchungen zur Siedlungsgeschichte von Thugga: die Ausgrabungen südlich der Maison du Trifolium 2001-2003 — Thvgga, Band 3: Wiesbaden, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.42449#0136
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Keramik

101

2. KERAMIK

2.1. Die schwarzgefirnisste Keramik (Kat. B)
Isabelle Godbillon

Das Material
Die schwarzgefirnisste Keramik aus den Grabungen südlich
der Maison du Trifolium in Thugga setzt sich aus den klassi-
schen Fabrikaten der Campana A, B und C336 und deren loka-
len Imitationen33 zusammen. Die meist aus Auffüllschichten
stammenden Fragmente sind mehrheitlich so klein gebrochen,
dass die zahlreichen Wandfragmente keine Aussage zur Form
des Gefäßes, und somit auch nicht zur genaueren Datierung
zulassen. Von Rand- und Bodenfragmenten wiederum lässt
sich nicht immer der Radius bestimmen, und die Neigung der
Randfragmente muss nicht immer der für die Form typischen
entsprechen. Da die Gefäße häufig etwas verzogen sind, kann
die Neigung der Wandung innerhalb eines Gefäßes stark va-
riieren. Dieser Effekt macht sich in der Profilzeichnung umso
stärker bemerkbar, je kleiner das Fragment und somit der ab-
gebildete Ausschnitt des Gefäßes ist.
Die Fragmente, die unter Berücksichtigung dieser Schwie-
rigkeiten Aufschluss über die Gefäßform geben können, liegen
nur in geringer Anzahl vor und stammen nur selten aus vor-
römischen Befunden. Daher sind keine neuen Anhaltspunkte
für die Chronologie der italischen Schwarzfirniswaren zu er-
warten, wohl aber ein Einblick in die Anbindung des vorrömi-
schen Thugga an die westmediterranen Handelswege.
Die Benennung der Formen folgt den Typologien von N.
Lamboglia (im Folgenden: L) und J.-P. Morel (im Folgenden:
M)338. Da aufgrund der starken Fragmentierung mitunter
keine feinere Typbestimmung möglich ist, ergeben sich grö-
ßere Zeitfenster für die Datierung, die bei der hellenistischen
Schwarzfirnisware aber ohnehin nur selten engmaschig ist.

336 Die Klassen A, B und C, wie sie durch N. Lamboglia definiert wurden,
haben bis heute ihre Gültigkeit bewahrt: Lamboglia 1952. Sie entsprechen den
Klassen I, II, III von Cosa, wie sie von D. M. Taylor klassifiziert wurden: Taylor
1957.
337 Oder auch Produktionen anderer, noch nicht lokalisierter Werkstätten,
wie sie im gesamten Gebiet des westlichen Mittelmeeres vermutet werden.
338 Lamboglia 1952; Morel 1981.

Kommentierter Katalog
Campana A (Kat. B 1—36)
Diese in Neapel339 mit dem Ton der Insel Ischia340 produzier-
te Keramik war im 2. und 1. Jh. v. Chr. eines der marktfüh-
renden Handelsgüter im westlichen Mittelmeerraum341. So
dominiert die Campana A auch in Thugga, wo sie unter den
untersuchten 249 Fragmenten importierter Tischkeramik aus
den beiden letzten vorchristlichen Jahrhunderten den größten
Anteil ausmacht.
Der Ton ist meist fein geschlämmt, leicht körnig und variiert
in der Farbe von einem gelblichen Rot über Rot und Rotbraun
zu Braun. Der Firnis ist meist tief schwarz, im unteren Drittel
und im Innenmedaillon häufig rot gebrannt. Die Qualität des
Überzuges nimmt im Laufe der Zeit ab; der zunächst dichte,
glänzende Firnis tendiert bei der späteren Produktion häufig
zu Braun oder Dunkelgrau, ist eher matt und dünn und zeigt
Abnutzungen entlang der deutlich sichtbaren Drehrillen.
Bei dem untersuchten Fundmaterial beschränkt sich das For-
menspektrum auf wenige Formen wie kleine Schälchen, Scha-
len und Teller (Typen L 5, L 5/7, L 23, L 28, L 31b, L 32). Es
kam kein einziges Fragment eines Henkels zutage.
Als Dekor finden sich auf zwei Fragmenten Palmettenstem-
pel, die sich radial um die Mitte des Bodens legen (Kat. B 23
und B 24). Das Schälchen der Form L 31b ist innen häufig
mit weiß aufgemaltem Dekor versehen: einem Streifen unter-
halb des Randes und konzentrischen Kreisen auf dem Boden
(Kat. B 26, 28-33 und 35).
Teller (Typ L 23 [M 1122-1127])
Fischteller mit herabfallender Lippe, einer im Profil gerunde-
ten Mittelvertiefung und einem niederen Fuß342. Dieser Form
ließ sich ein einziges Randfragment zuordnen.
Funde solcher Fischteller in dem um 190 v. Chr. gesunkenen
Schiff von Le Grand Congloue bei Marseille343 und ihr Vor-
kommen in Befunden aus Hippo Regius, die zeitlich unmit-
telbar vor dem Erscheinen der Campana C liegen344, erlauben
eine Datierung in das späte 3. oder frühe 2. Jh. v. Chr.

339 Zumindest ist Neapel bisher der einzige Ort, an dem eine Werkstatt der
Campana A nachgewiesen werden konnte, s. van Buren 1963, 400.
340 Büchner — Rittmann 1948, 45.
341 Morel 1981, 47.
342 Lamboglia 1952, 172; Morel 1981, 85Taf. 2.
343 Benoit 1961, 84 Taf. 8,1-3.
344 Morel 1967, 114 Abb. 12; außerdem Chelbi 1992, 32 Nr. 15-
 
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