Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ritter, Stefan; Rummel, Philipp; Becker, Thomas; Ganschow, Thomas; Godbillon, Isabelle; Großmann, Sonja; Herb, Christiane; Kalogeroudi, Eleni; Meyr, Martina
Archäologische Untersuchungen zur Siedlungsgeschichte von Thugga: die Ausgrabungen südlich der Maison du Trifolium 2001-2003 — Thvgga, Band 3: Wiesbaden, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42449#0354
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
V. Zusammenfassung / Resume

Stefan Ritter - Philipp von Rummel

ZUSAMMENFASSUNG
Die wichtigsten, in diesem Band vorgelegten Ergebnisse des
Projektes sind, knapp zusammengefasst, folgende:
1. Die Auffindung zweier Gräber aus der ersten Hälfte des
2. Jts. v. Chr. erbrachte die überaschende Erkenntnis, dass
der Thuggenser Stadtberg bereits im späten Neolithikum
aufgesucht und für Bestattungen genutzt wurde. Mit diesen
Gräbern wurden Zeugnisse einer Epoche entdeckt, die in
Nordafrika insgesamt bisher kaum bekannt ist.
2. Die Existenz eines größeren numiderzeitlichen, mit einem
Wirtschaftshof ausgestatteten Wohnhauses im Untersu-
chungsareal beweist, dass das Gebiet der späteren Unterstadt
schon in hellenistischer Zeit besiedelt war. Damit konnte die
Vermutung erhärtet und präzisiert werden, dass die punisch-
numidische Stadt nicht, wie lange angenommen, im Norden
des Stadtberges lag, sondern sich bis weit in den Süden des
kaiserzeitlichen Siedlungsraumes erstreckte. Zugleich han-
delt es sich um das bislang am großflächigsten freigelegte
Wohngebäude aus numidischer Zeit.
3. Die Errichtung eines größeren, strukturell ähnlich beschaffe-
nen Neubaues in flavisch-trajanischer Zeit zeigt, dass es neben
den nach symmetrischen Gestaltungsprinzipien angelegten
Peristylhäusern, die das bisherige Bild der Thuggenser Wohn-
viertel prägen, noch bis in die mittlere Kaiserzeit Häuser gab,
die nach dem herkömmlichen Schema punischer Hausarchi-
tektur gestaltet waren. Dieser, mit der Aufgabe des bisherigen
Wirtschaftsbetriebes einhergehende Neubau deutet zugleich
darauf hin, dass der Prozess der Umwandlung dieses Stadt-
bezirkes im Süden Thuggas zu einem gehobenen Wohnvier-
tel nicht erst, wie bislang angenommen, im mittleren 2. Jh.
n. Chr., sondern bereits etliche Jahrzehnte früher einsetzte.
4. Die partielle Entfernung des Pflasters der Straße im Zent-
rum des Grabungsareals und deren zunehmende Verschüt-
tung liefern erstmals einen Beleg dafür, dass in Thugga eine
gepflasterte Straße schon im 4. Jh. aufgegeben wurde.
5. Die Auffindung von zehn Steinkistengräbern aus vandalischer
Zeit bezeugt erstmals für Thugga die andernorts gut bekannte
Sitte, Friedhöfe in aufgelassen Wohngebieten anzulegen.
6. Mit den stratigraphischen Untersuchungen konnte zum ers-
ten Mal in Thugga ein umfassender Einblick in die Beson-
derheiten der lokalen Siedlungsabfolge gewonnen werden,
von punisch-numidischer Zeit bis in die Spätantike. Mit der
Aufarbeitung und Vernetzung des umfänglichen stratifizierten
Fundmaterials wurde ein zuverlässiges chronologisches Gerüst
erstellt, welches die historische Einordnung künftiger Fund-
komplexe aus Thugga und der Region erleichtert. Zugleich
wird erstmals ein reiches Spektrum an zeitlich fixierten, aus
geschlossenen Befunden stammenden Funden aus Thugga für
überregionale Vergleichsstudien verfügbar gemacht.

RESUME
Les principaux resultats du projet presentes dans ce volume sont
les suivants :
1. La decouverte de deux tombes datant de la premiere moitie
du 2ime millenaire av. J.-C. a livre le surprenant constat de la
frequentation des hauteurs de Thugga et du depot de sepul-
tures au Neolithique tardif. Ces tombes temoignent d’une
epoque jusqu’ä present tres peu connue en Afrique du Nord.
2. L’existence, dans la zone etudiee, d’une habitation d’epoque
numide dotee d’une ferme a demontre que l’espace de la ville
basse posterieure etait dejä habite ä l’epoque hellenistique. On
a donc confirme et precise l’hypothese de l’etendue de la eite
punico-numide, qui ne s’etalait pas, comme on l’avait long-
temps cru, au Nord de la colline de Thugga, mais loin en di-
rection du Sud, dans la zone d’habitation d’epoque imperiale.
3. La construction d’un bätiment plus grand, de structure simi-
laire, ä l’epoque flavienne-trajanique a atteste qu’il existait,
en parallele aux maisons ä peristyle erigees selon les prin-
cipes de la symetrie, et qui avaient jusqu’ä present marque
l’image des quartiers d’habitation de Thugga, encore jusqu’ä
1 epoque imperiale moyenne des maisons con^ues selon le
Schema usuel des demeures puniques. Ce nouvel edifice,
dont l’erection coincide avec l’abandon des activites fer-
mieres, prouve d’ailleurs que le procede de transformation
de la partie meridionale de la ville de Thugga ne debuta pas,
comme on l’avait suppose, vers la moitie du 2eme s. apr. J.-C.,
mais plusieurs decennies plus tot.
4. L’enlevement partiel du pavement de la rue au centre de la
zone fouillee et son remblai graduel ont livre une preuve
pour l’abandon ä Thugga d’une rue pavee au 4eme s. apr. J.-C.
5. De meme, la decouverte de dix tombes ä eiste en pierre
d’epoque vandale a demontre, pour la premiere fois ä Thug-
ga, un usage connu d’autres lieux, et qui est l’amenagement
des cimetieres dans des zones d’habitation abandonnees.
6. L’etude de la Stratigraphie a fourni un premier aper^u complet
des particularites de la succession de cites locales ä Thugga,
depuis l’epoque punico-numide jusqu’ä l’antiquite tardive.
L’examen detaille et la mise en rapport d’une grande quantite
de mobilier archeologique provenant de strates definies ont
permis l’etablissement d’un cadre chronologique, qui facilitera
ä l’avenir le classement de trouvailles faites ä Thugga et dans la
region. De meme, une large palette d’objets provenant d’uni-
tes stratigraphiques precisement datees ä Thugga est mise ä
disposition pour des etudes comparatives au niveau regional.
 
Annotationen