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Ritter, Stefan; Rummel, Philipp; Becker, Thomas; Ganschow, Thomas; Godbillon, Isabelle; Großmann, Sonja; Herb, Christiane; Kalogeroudi, Eleni; Meyr, Martina
Archäologische Untersuchungen zur Siedlungsgeschichte von Thugga: die Ausgrabungen südlich der Maison du Trifolium 2001-2003 — Thvgga, Band 3: Wiesbaden, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.42449#0043
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Spätantike und frühes Mittelalter

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6. SPÄTANTIKE UND FRÜHES MITTELALTER
Philipp von Rummel
StRASSENAUFGABE UND -VERSCHÜTTUNG
Die schmaler gewordene Straße 7 war bis in die erste Hälfte des
4. Jhs. n. Chr. als solche in Betrieb. Aus unbekannten Grün-
den wurde dann in Teilen des Grabungsareals die Pflasterung
der Straße entfernt. Im Westen blieb das Pflaster erhalten, wur-
de jedoch genau wie der östliche Teil ohne Pflasterung von nun
an mit Erdmaterial und Abfällen überlagert. Im östlichsten
Straßen-Schnitt, am Ausgang des Annexbaues der Maison du
Trifolium, kam eine aus kleinen bis mittelgroßen Kalksteinen
von 10—30 cm Durchmesser bestehende Steinsetzung (26) zu-
tage, die etwa auf derselben Höhe, nur etwa 20 cm tiefer als das
im Westen erhaltene Pflaster liegt216 (Beil. 1). Diese Steinset-
zung weist an ihrer nördlichen und südlichen Seite eine gerade
Kante auf und ist ca. 1,20 m breit. Die Höhe der Oberfläche
und die Orientierung der Kanten entsprechen in etwa dem -
im Westen erhaltenen - Pflaster (7), jedoch ist die gepflasterte
Fläche im Osten wesentlich schmaler und die Größe der Stei-
ne geringer. Die Gründe für diese Differenz sind aufgrund der
kleinen Grabungsfläche nicht zu bestimmen, es erscheint aber
nicht unwahrscheinlich, dass es sich hier um eine - auch an
anderen Stellen in Thugga zu beobachtende - spätere Repara-
tur des Straßenpflasters durch kleinere Steine handelt. Jeden-
falls bezeugt dieser Befund, dass an der Straße, bevor sie ab
der zweiten Hälfte des 4. Jh. n. Chr. zunehmend verschüttet
wurde, gravierende Eingriffe erfolgten.
Im Osten trat eine sehr harte Schicht aus stark kalkhaltigem
Lehm (252) an die Stelle des Pflasters (Taf. 5, 1). Leider er-
brachte diese stratigraphische Einheit keine datierenden Funde.
Eine Grube, deren Grubenfüllung (280, 305, 279) nur wenige
aussagekräftige Funde enthielt, zerstörte anschließend Schicht
252. Aus 280 stammen Fragmente von ARS D Hayes 58 B
(Kat. D 170) und ARS A/D Hayes 181 (Kat. D 168), was eine
Ablagerung im 4. Jh. n. Chr. wahrscheinlich macht. Zu diesem
Zeitpunkt war das Pflaster im Westen noch in Verwendung, da
die im Osten nach der Entfernung des Pflasters abgelagerten
Schichten 279 und 252 mit der Verschüttung des Pflasters im
Westen in Übereinstimmung zu bringen sind. Im Westteil des
Grabungsareals, also über dem noch bestehenden Straßenpflas-
ter, handelt es sich bei dem ältesten aufliegenden Befund (200)
um eine mächtige Anschüttung an Mauer 8 auf der südlichen
Straßenseite (Taf. 1, 2; 2, 1). Sie besteht vor allem aus Kalk-
bruchsteinen, dazwischen fanden sich Lehm, Wandverputzstü-
cke, Estrichfragmente, Gewölberöhren und kleine Teile von
Bodenmosaiken. Fragmente der Formen Hayes 45B (Kat. D
527), Hayes 50A (Kat. D 590), Hayes 58A (Kat. D 69), Hayes
58B (Kat. D 60; D 399) und Hayes 181 (Kat. D 593; D 626;
D 663) deuten für Bef. 200 =38 auf eine Entstehung zwischen
der zweiten Hälfte des 4. Jhs. und der ersten Hälfte des 5. Jhs.
n. Chr. hin.
216 Durchnitdiche H 510,63 m ü. LHN. Die H des Pflasters (7) im W
beträgt durchschnittlich 510,85 m ü. LHN.

Was sich anschließend auf der gepflasterten Straße auf der
Trasse ablagerte, entspricht dem üblichen in einer Siedlung an-
fallenden Spektrum an Abfällen, gemischt mit angeschwemm-
tem bzw. angewehtem Erdmaterial (Taf. 1,2; 2, 1). 200 wird im
westlichen Schnitt überlagert von Schicht 34=30, die sich durch
Passstücke einer Schale (Kat. G 14) mit Schicht 246 im Osten
zusammenschließen lässt. Die Verschüttung der ehemals gepflas-
terten Straße begann demnach zumindest auf dem untersuchten
Abschnitt sehr einheitlich. Auch in 34=30 und 246 fanden sich
wie in 200=38 und den nachfolgenden Schichten der Straßen-
verschüttung viele Architekturfragmente, darunter zusätzlich zu
den bei Bef. 200=38 aufgezählten Funden Fragmente marmor-
ner Wand- und Bodenverkleidung, Nägel, kleine Fragmente von
hydraulischem Putz und Ziegelfragmente. Hinzu kamen Tier-
knochen21 und zahlreiche verkohlte Olivenkerne.
Aus 246 stammt ein Antoninian des Claudius Gothicus von
268/279 n. Chr. (Kat. A 20). Das datierbare Feinkeramikspek-
trum aus 30=34/246 weist in seiner Mehrheit auf das späte 3.
und vor allem 4. Jh. n. Chr.; Fragmente von Gefäßen der For-
men ARS D Hayes 73 (Kat. D 25), ARS D Hayes 9IC (Kat. D
77; beide in 30=34), Hayes 181/Bonifay Culinaire (B) Typ 5 Va-
riante D (Kat. D. 424) sowie ARS D Hayes 91B (Kat. D 500; in
246) und ein Fragment einer ostmediterranen Transportampho-
ra LRA 1 (Kat. K 141; in 246) deuten jedoch auf einen terminus
post quem im 5. Jh. n. Chr. Aus dem gleichen Befund stammen
außerdem Fragmente von zehn beinernen Haarnadeln (Kat. O
37-46), von denen vier vollständig erhalten sind.
Im Westen folgen über der Straße auf 30=34 fünf weitere
Schichten, die alle eine ähnliche Mischung von Siedlungsab-
fällen und Erdmaterial zeigen. Die auf 30=34 folgende Schicht
29 weist mit Fragmenten von ARS D Form Hayes 58B (Kat. D
87; D 90), vier Fragmenten ARS D Hayes 181 (Kat. D 31; D
91; D 207; D 247) und einem Fragment einer Schale ARS D
der Form Schale Hayes 93B / Fulford 50 (Kat. D 490) in das
5. Jh. n. Chr., mit Kat. D 490 sogar in das späte 5. bis mittlere
6. Jh. n. Chr. In Zusammenspiel mit dem Parallelbefund 243
im östlichen Schnitt hat eine Datierung in die zweite Hälfte
des 5. Jhs. n. Chr. eine große Wahrscheinlichkeit. In dem Be-
fund fand sich zudem ein Denar des Macrinus von 217/218
n. Chr. (Kat. A 15). Über 29 folgte im nördlichen Teil des
Schnitts eine linsenförmige Einfüllung aus stark aschehalti-
gem, sandigem Material (27), deren Feinkeramikspektrum
sich von 29 unterscheidet. Mit drei Fragmenten von ARS D
der Form Hayes 61A (Kat. D 195; D 391; D 564) und zwei
Randstücke von ARS C Hayes 50B (Kat. D 218; D 220) zeigt
sich ein terminus post quem um die Mitte des 4. Jhs. n. Chr.,
ein Fragment der Form ARS D Hayes 61B (Kat. D 190) weist
aber auch hier auf einen Entstehungszeitraum des Befundes in
der bzw. nach der ersten Hälfte des 5. Jhs. hin. Im westlichen
Teil des Schnitts liegt über 29 und unter 18 der Bef. 23, eine
Schicht aus Kalksteinsplitt ohne datierbare Funde. Am Süd-
westrand des Schnittes wurde eine an Mauer 8 anlaufende
Grube in Schicht 23 gegraben, deren Grubenverfüllung 25 ein
Fragment ARS Hayes 50A enthielt (Kat. D 321). Schicht 18
ist mit ARS D der Formen Hayes 61B (Kat. D 518), Hayes
91B (Kat. D 417), Hayes 181 (Kat. D 56; D 58; D 62; D
217 s. Kap. IV. 5.
 
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