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Ritter, Stefan; Rummel, Philipp; Becker, Thomas; Ganschow, Thomas; Godbillon, Isabelle; Großmann, Sonja; Herb, Christiane; Kalogeroudi, Eleni; Meyr, Martina
Archäologische Untersuchungen zur Siedlungsgeschichte von Thugga: die Ausgrabungen südlich der Maison du Trifolium 2001-2003 — Thvgga, Band 3: Wiesbaden, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.42449#0022
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Die Ergebnisse: Zusammenfassung und historische Auswertung

Zahl an Amphorenfragmenten enthielten34. Dies deutet dar-
auf, dass der kleine Kellerraum vor seiner Aufgabe zur Lage-
rung von Vorräten diente.
Während der Stampflehmboden 129 keine datierenden Fun-
de enthielt, lieferte das Fundmaterial aus den Verfüllschichten
128 und 140 Flinweise darauf, wann der Keller aufgegeben
wurde. Unter den ca. 130 Amphorenfragmenten gehören die
klassifizierbaren Stücke den punischen bzw. in punischer Tra-
dition stehenden Typen Mafia D (Kat. K. 1) und Mafia C2
(Kat. K 32, 33, 34) an. Ferner kamen lokale Gefäße in pu-
nischer Tradition zutage: namentlich das Randfragment eines
kleinen Bechers (Kat. F 30) sowie drei Wand- bzw. Bodenfrag-
mente kleiner Kannen (Kat. F 43, 44, 45), die, wie M. Zatti
zeigt, Formen angehören, die in Karthago oder auch Thigibba
Bure (Djebba) seit dem 3. Jh. v. Chr. bezeugt sind35. Fhngegen
fanden sich keine italischen Sigillaten, wie sie in den Befunden
ab der frühen Kaiserzeit in großer Zahl vertreten sind36.
Dies alles deutet darauf, dass der Keller im Verlaufe des
1. Jhs. v. Chr. aufgegeben wurde. Das Fundspektrum der Ver-
füllschichten entspricht, einschließlich der größeren Zahl an
Tierknochen37, ganz demjenigen jener vorkaiserzeitlichen, sehr
viel materialreicheren Befunde, die weiter südlich, im westli-
chen Grabungsareal zutage kamen.
Das numiderzeitliche Haus
Ausgedehntere Baustrukturen fanden sich im Süden des westli-
chen Grabungsareals jenseits der kaiserzeitlichen Pflasterstraße
7. Hier trat ein größeres Gebäude zutage, das aus einem Hof
im Norden und mehreren kleinen Räumen im Süden besteht
(Taf. 42 Beil. 1). Ein terminus ante quem für die Errichtung die-
ses Baues ergibt sich aus dem Umstand, dass das späteste Fund-
material aus seinem Abrissschutt und dem darüber neu ange-
legten Laufhorizont 132 in das mittlere 1. Jh. n. Chr. datiert38.
Das Gebäude wird im Osten durch die bis zu 1,06 m breite,
aus großen, unregelmäßig behauenen Kalksteinen bestehende
Nord-Süd-Mauer 83 begrenzt. Diese Mauer ragt noch bis zu
1,90 m hoch auf. Sie wurde beim Abriß des Gebäudes stehen-
gelassen und für den Nachfolgebau weiterverwendet. Nur ihre
nördliche Partie ist nicht mehr erhalten, weil sie bei späteren
baulichen Aktivitäten abgetragen wurde39 (Taf. 1,3; 12, 1; 21,
2 Beil. 1).

34 s. Kap. IV. 2. 10.
35 Hierzu s. Kap. IV. 2. 6 zu Kat. F 43 und F 44.
36 s. Kap. II. 3.
37 Hierzu s. Kap. IV. 5.
38 s. Kap. II. 3.
39 s. Kap. II. 5.

Der Raumtrakt im Süden
An der breiten östlichen Außenmauer 83 des Gebäudes orien-
tieren sich die diversen schmaleren Mauern, die im Süden des
westlichen Grabungsareals zutage kamen und sich zu einem —
bislang nur teilweise ergrabenen - Raumtrakt zusammenschlie-
ßen (Beil. 1). Die Binnenmauern wurden später weitgehend
abgetragen, sodass nur noch die Fundamente erhalten blieben.
Innerhalb dieses Traktes wurde bisher lediglich ein Raum in
seiner Ausdehnung erfasst. Dieser Raum wird im Osten von
der breiten Außenmauer 83 des Gebäudes begrenzt. Im Nor-
den und Westen wird er durch die zweischalige, 70 bzw. 80 cm
breite Mauer 131 eingefaßt (Taf. 11, 2; 12, 2; 13, 3; 18, 1),
im Süden durch die parallel zur Nordmauer 131 verlaufende
schmalere, 60 cm breite Mauer 348 (Taf. 13, 3).
Der Raum ist ca. 4,80 m lang und knapp 2 m breit. Er be-
sitzt einen Stampflehmboden 349=371, der, nach Osten hin
ansteigend, gegen die Unterkanten der umgebenden Mauern
zieht (Taf. 13, 3)40. Der auf dem Boden 349 unmittelbar vor
der Mauer 131 liegende Lehmziegelversturz 369 deutet drauf,
dass das aufgehende Mauerwerk aus Lehmziegeln bestand41.
Der ursprüngliche Eingang zu diesem Raum befand sich im
Osten der Nordmauer 131 und reichte bis zur Außenmauer
83; er wurde später mit einer Lehmziegelmauer 368 zugesetzt
(Taf. 12, 2; 13, 4)42.
Ein weiterer Raum schloss sich im Süden an, wo auf dem-
selben Niveau wie der Boden 349 ein Stampflehmboden ge-
gen die Trennmauer 348 zieht (Taf. 13, 3). Ein dritter Raum
grenzte im Westen an. Von diesem wurde bislang lediglich die
Nordostecke ergraben, die im Norden von der Mauer 363 und
im Osten von der nach Süden abgehenden Mauerzunge der
Mauer 131 eingefaßt wird. Da diese beiden Räume nur partiell
erfasst wurden, sind sowohl ihre Ausdehnung als auch die Lage
ihrer Zugänge unbekannt.

40 H des Bodens: 509,83—509,86 m ü. LHN.
41 s. Kap. III. 3. 1 und 2. — Lehmziegelmauern sind bei numiderzeidichen
Wohnhäusern auch andernorts belegt. So bestand auch bei den spätnumidi-
schen Häusern in Althiburos das aufgehende Mauerwerk aus Lehmziegeln, s.
Kallala - Sanmartf 2011, 36 £ 164-167 („La phase numide recente“: 4. Jh.
v. Chr. bis zum Beginn der Kaiserzeit); und Lehmziegelmauern auf Bruchstein-
sockeln sind nun auch aus Häusern des 2. und 1. Jhs. v. Chr. in Chemtou
bezeugt, s. Khanoussi — von Rummel 2012.
42 s. Kap. III. 3. 2.
 
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