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Ritter, Stefan; Rummel, Philipp; Becker, Thomas; Ganschow, Thomas; Godbillon, Isabelle; Großmann, Sonja; Herb, Christiane; Kalogeroudi, Eleni; Meyr, Martina
Archäologische Untersuchungen zur Siedlungsgeschichte von Thugga: die Ausgrabungen südlich der Maison du Trifolium 2001-2003 — Thvgga, Band 3: Wiesbaden, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.42449#0037
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Flavisch-trajanische Zeit

33

Typs Dressei 2-4, in denen Wein aus Italien (Kat. K 124)176
und Spanien (Kat. K 134) transportiert wurde. Hinzu kommt
das Randfragment einer Amphora des in der frühen Kaiserzeit
produzierten Typs Dressei 7-11 (Kat. K 136), einer Form, die
zum Import von Fischsaucen aus Spanien diente.
Sehr zahlreich war in diesen Befunden wieder lokale Kochkera-
mik vertreten. Von besonderem Interesse ist hierbei eine groß-
flächige Keramikschüttung (93), die unmittelbar auf dem alten,
nunmehr mit Schutt aufgefüllten Stampflehmboden 132 des
Vorgänger-Hofes zutage kam und sich von dem alten Ofen in
der Hofmitte (46=41,141,134=292, 135, 360) nach Osten hin
erstreckte (Taf. 15, 1; 17, 1). Dieser Befund (93) umfasste mehr
als 10.000 Fragmente scheibengedrehter Kochkeramik.
In der Keramikschüttung 93 fanden sich zunächst wieder sol-
che Formen, die bereits in den früheren, in das mittlere 1. Jh.
n. Chr. datierenden Befunden in größerer Zahl zutage gekom-
men waren177: 140 Randfragmente tiefer Kasserollen mit hori-
zontal ausgezogenem Rand (s. zu Kat. H 47—51, bes. H 47, 48,
49)178, über 100 Randfragmente von Schüsseln ,con orlo bifido‘
(s. zu Kat. H 1-4, bes. H 1), 72 Randfragmente dünnwandiger
Pfannen (s. zu Kat. H 31-34) sowie 61 Randfragmente kleiner
dünnwandiger, kugelförmiger Becher (s. zu Kat. H 79—80).
Weitere, ebenfalls schon in den früheren Befunden auftreten-
de Formen sind zwar nur vereinzelt in der Keramikschüttung
93 vertreten, fanden sich indes in größerer Zahl in anderen Be-
funden derselben Zeitstellung: große Kochschüsseln der Form
Hayes 181 (s. zu Kat. H 13—24, bes. H 16, 17, 23, 24)1 7 Kas-
serollen mit horizontal nach außen knickendem Rand (s. zu
Kat. H 46)180 sowie Deckel der Form Hayes 196 (s. zu Kat. H
63)181. Hinzu kommen einzelne Deckel verschiedener, auch
andernorts für das 1. Jh. n. Chr. bezeugter Formen (Kat. H 69,
70, 71)182 sowie zahlreiche Deckelknäufe (s. zu Kat. H 77—78,
bes. H 77)183.
Außer diesen älteren, schon in früheren Befunden anzutref-
fenden Gefäßformen treten nun aber auch neue, vorher nicht
vertretene Formen auf. Dies gilt für das vereinzelte Fragment ei-
ner Schüssel mit einem dicken, innen wulstartig vorspringenden
Rand (Kat. H 25), deren Vergleichsstücke in Karthago ebenfalls
in Kontexten des späten 1. bzw. frühen 2. Jhs. n. Chr. zutage
kamen184. Wichtig sind aber vor allem Schüsseln mit nach außen
abknickendem, innen leicht gekehltem Schrägrand (s. zu Kat. H
176 Hinzu kommt noch die italische Weinamphora Kat. K 126.
177 Zu den früheren Befunden s. Kap. II. 3.
■ 178 Von den übrigen Fragmenten von Kasserollen dieser Form (Hayes: Car-
thage I, Typ B) fanden sich die meisten (67 Exemplare) in der großflächigen
Schuttschicht 299=302, die sich, wie der Keramikschutt 93, ebenfalls auf dem
Hofboden 132 erstreckt und zu den untersten Verfüllschichten gehört.
179 Von den betreffenden Randfragmenten kommen die weitaus meisten
- 71 Exemplare - aus der Auffüllschicht 299=302 (so auch Kat. H 23, 24),
wohingegen sich in der Keramikschüttung 93 nur drei Randfragmente (so auch
Kat. H 16, 17) fanden.
180 Von diesen Randfragmenten stammen die meisten — 50 Exemplare —
wieder aus der Auffüllschicht 299=302; aus der Keramikschüttung 93 kamen
lediglich sechs Exemplare.
181 Von den betreffenden Randfragmenten stammen 19 aus der Auffüll-
schicht 121; aus Bef. 93 kommt nur ein Randfragment.
182 Die betreffenden Deckel-Randfragmente stammen alle aus Bef. 299=302
(Kat. H. 69, 70, 71).
183 Hiervon stammen fünf Knäufe aus Bef. 93 (Kat. 77).
184 Hierzu s. Kap. IV. 2. 8.

26—30, bes. H 27, 28, 29), von denen sich über 140 Exemp-
lare fanden, die wiederum fast alle aus der Keramikschüttung
93 stammen. Während in Karthago Schüsseln dieser Form vor
allem in spätantiken Fundkontexten zutage kamen185, sind sie in
Thugga nun bereits für das spätere 1. Jh. n. Chr. bezeugt.
Bei dem Material aus dem Keramikschutt 93 handelt es sich,
wie bei den übrigen Befunden auch, um lokale hergestelltes
Kochgeschirr mit wenigen, in den Formen geringfügig variie-
renden Gefäßtypen: Kasserollen, Schüsseln, Pfannen und ent-
sprechenden Deckeln. Interessant an der fast ausschließlich aus
Kochkeramik bestehenden Keramikschüttung 93 ist nun aber
nicht allein die große Menge an Fragmenten, sondern dass sich
unter diesen zahlreiche Fehlbrände befanden. Dies ist ein sehr
deutliches Indiz dafür, dass in der Nähe des Fundortes Töpfer-
werkstätten lagen, in denen Kochgefäße produziert wurden186.
Die Fundumstände zeigen, dass die Keramikschüttung mit
dem Beginn der Umbauarbeiten im Hof zu verbinden ist, für
dessen Aufhöhung in großer Menge Auffüllmaterial vonnöten
war: Zu Beginn dieser Arbeiten wurde der Töpfereiabfall der
Schicht 93 auf dem alten Hofboden 132 entsorgt, bevor man
weitere Auffüllschichten einbrachte und darüber dann den
neuen Hofboden 11 anlegte.
Das Formenspektrum entspricht weitestgehend demjeni-
gen der Kochkeramik aus den Befunden der vorausgehenden,
tiberisch-claudischen Phase187. Während der hohe Anteil an
Kochkeramik in den tiberisch-claudischen Befunden ledig-
lich darauf deutet, dass damals in diesem Haus oder in seiner
unmittelbaren Nähe Kochgefäße in größerer Menge gelagert
wurden188, liefern die Fehlbrände aus den flavisch-trajanischen
Befunden Hinweise darauf, dass diese langlebigen Gefäßfor-
men hier auch produziert wurden.
Sodann fanden sich wieder zahlreiche Fragmente freigeform-
ter Haushaltsgefäße189. Diese entsprechen in ihren Formen
größtenteils den entsprechenden Gefäßen aus den Schich-
tenbefunden der vorangehenden Phasen und dokumentieren
somit die Langlebigkeit dieser Formen. Dies betrifft zunächst
flache Schalen/Teller (Kat. I 1, 6, 8, 11, 13; s. a. zu Kat. I 1,
2, 7, 8, 9, 10, 11, 12)190 und tiefe Schalen/Schüsseln (Kat. I
15, 16, 21, 22, 23, 25; s. a. zu Kat. I 15-16, 17, 18, 19, 22,
23-24)191. Diese Gefäßformen fanden sich vor allem in den
tiberisch-claudischen und dann in den flavisch-trajanischen
Befunden, während sie in den späteren Befundkontexten in
deutlich geringerer Zahl zutage kamen; dies ist offenbar auch
damit zu erklären, dass freigeformtes Tischgeschirr in der Kai-
serzeit durch feinere scheibengedrehte Waren verdrängt wur-
185 Ebenda.
186 Hierzu passt auch die Lage dieses Areals in dem flachem Gelände am
südlichen Stadtrand. Die Lokalisierung derTöpferei/en muss freilich künftigen
Untersuchungen überlassen bleiben.
187 Das Spektrum der früheren Kochkeramik vermag exemplarisch das
umfangreiche Material aus der untersten Ofenverfüllschicht 340 veranschauli-
chen; hierzu s. Kap. II. 3.
188 s. Kap. II. 3.
189 Hierzu s. Kap. IV. 2. 9.
190 Die betreffenden Exemplare stammen aus den Bef. 11=32=55, 80, 93,
99, 103, 109, 136, 143, 154, 158, 174, 195, 244, 277, 282, 285, 297, 301,
303, 304=296=318, 313, 316, 329 und 357=159.
191 Die Stücke kommen aus den Bef. 11=32=55, 80, 99, 103, 109, 139,
143, 154, 158, 196, 277, 282, 297, 298, 301, 302, 304=296=318, 313, 314,
329 und 357.
 
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