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Ritter, Stefan; Rummel, Philipp; Becker, Thomas; Ganschow, Thomas; Godbillon, Isabelle; Großmann, Sonja; Herb, Christiane; Kalogeroudi, Eleni; Meyr, Martina
Archäologische Untersuchungen zur Siedlungsgeschichte von Thugga: die Ausgrabungen südlich der Maison du Trifolium 2001-2003 — Thvgga, Band 3: Wiesbaden, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.42449#0143
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108

Die Funde

Campana B (Kat. B 37)
Diese im westlichen Mittelmeerraum weit verbreitete Kera-
mik359 ist in dem untersuchten Material aus Thugga nur durch
zwei Fragmente vertreten, wovon das eine nur ein winziges
Wandfragment ist. Sie zeichnet sich durch einen sehr feinen
beigefarbenen Ton und einen matten schwarzen, manchmal
auch blau schillernden Firnis aus. Die Werkstätten dieser Ke-
ramik werden in Etrurien vermutet360. Die häufig geäußerte
Schwierigkeit, die etruskischen Waren von den vielen Produk-
tionen zu unterscheiden, die ihr in Tonfarbe und besonders
im Formenspektrum sehr ähneln361, hat für viele Fundplätze
die Definition neuer Gattungen zur Folge gehabt, die unter
dem Begriff ,B-oi'd‘ zusammengefasst werden. Mitunter wer-
den auch alle helltonigen B-oiden Waren als Unterklassen der
Campana B aufgeführt362. Die Formen des eher reduzierten
Typenspektrums verändern sich über die Zeit ihrer Produktion
von nur etwas mehr als einem Jahrhundert kaum363 und wür-
den auch bei vollständigen Gefäßen keine feinere Datierung
erlauben.
Schälchen (Typ L 2 [M 2653—2654])
Schälchen mit nach außen gekehrter, verdickter Lippe, stark
abgeknickter Wandung und obliquem Standfuß. Die in der
Campana A unbekannte Form findet sich in Befunden des
1. Jhs. v. Chr., dort meist vergesellschaftet mit der ebenfalls in
der Campana A unbekannten Form L l364.
B 37
RF. Typ: wohl L 2, M 2653-2654. Ton: pale brown 10YR 6/3,
Überzug: black GLEY1 2.5/N. Dm Rand: 200 mm, Wand-
stärke: 4-5 mm. - Inv. 88. Bef. 56. — Dat.: spätes 2.-1. Jh.
v. Chr.
Thugga Typ D (Kat. B 38, 39)
Diese, zu den ,B-oYden‘ Waren zählende Keramik ähnelt in ih-
rer Tonfarbe und im Formenspektrum sehr der Campana B.
Dennoch unterscheidet sie sich von dieser deutlich durch ihre
Dickwandigkeit und den Verzicht auf den für die Campana B
so typischen Rädchendekor.
Innerhalb dieser, auch an anderen Fundorten unter unter-
schiedlichen Namen klassifizierten Gruppe bestehen große re-
gionale Unterschiede, wobei die untersuchten thuggensischen
Exemplare eine homogene Einheit bilden. Der Ton ist fein ge-
schlämmt und hart gebrannt, in seiner Färbung hellbeige bis
bräunlich, sehen ins Rötliche gehend. Der Firnis ist schwarz
oder dunkelgrau bis dunkelbraun.

359 In Thamusida (Marokko) und an der spanischen Ostküste ist sie z. B.
besonders stark vertreten: Callu u. a. 1965, 83.
360 Morel 1968, 60; Morel 1981, 47.
361 Morel 1967, 117; Morel 1968, 60; Lancel 1968, 114.
362 Morel 1968, 60-64.
363 Morel 1981, 490.
364 Lamboglia 1952, 144 f. mit Abb.; Morel 1981, 202 f. Taf. 64.

Damit ähneln die Thuggenser Funde besonders der als „Tipasa
Typ D“ bezeichneten Keramik aus Tipasa365. Da diese dort in
großer Zahl vorkommt, könnte es sich um eine vor Ort herge-
stellte Keramik handeln366. Allerdings ist auch eine kampani-
sche Herkunft dieser Waren nicht ausgeschlossen367; in diesem
Fall verfügten beide Städte möglicherweise über dieselbe Im-
portquelle. Auch wenn das Fundmaterial aus den Grabungen
im Süden der Maison du Trifolium nur einen Meinen Aus-
schnitt der in Thugga repräsentierten Waren darstellt, könnte
die nur sehr geringe Anzahl von Fragmenten dieses Typs gegen
eine lokale Produktion sprechen.
Tiefe Schale (Typ L 1 ([M 2320])
Tiefe Schale auf weitem flachem Standring, außen Rillen un-
terhalb des Randes368.
B 38
BF. Typ: L 1, M 2320. Ton: light brown 7.5YR 6/4, Überzug:
dark reddish gray 5YR 4/2. Dm Boden: 130 mm, Wandstärke:
8 mm. — Inv. 2240. Bef. 109. — s.: Morel 1967, 120-122; Lan-
cel 1968, 1 15. Dat.: 1. Jh. v. Chr. - Abb. 10.
Flache Schale (Typ L 5 [M 2250])
Weite flache, relativ dickwandige Schale auf Standring mit auf-
gebogenem Rand369.
B 39
BF. Typ: L 5, M 2257b-c. Ton: pink 7.5YR 7/3, Überzug: dark
gray 7.5YR 4/1. Dm Boden: 128 mm, Wandstärke: 9-12 mm.
- Inv. 2192. Bef. 301. - s.: Lancel 1986, 115 Abb. 57. Dat.:
um 150-90 v. Chr. - Abb. 10.
Campana C (Kat. B 40—42)
Diese ebenfalls häufig imitierte Keramik wurde im Osten Sizi-
liens, wahrscheinlich in Syrakus selbst, hergestellt3 °. Der Ton
ist körnig und hellgrau, manchmal auch dunkler mit Tendenz
zum Braun. Besonders der Kern der sehr dickwandigen Ware
ist häufig braun gefärbt. Der Firnis ist schwarz, matt oder glän-
zend, und löst sich leicht ab. Häufig sind die Fußregion, die
Außen- oder Unterseite ausgespart. Rädchendekor, der sich in
mehreren Ringen um die Mitte des Beckens legt, ist häufig zu
finden. In Thugga ist die Campana C mit nur einer einzigen
Form, der Schale Typ L 7 vertreten.

365 Lancel 1968, 115. Die ebenfalls ,B-o'fde‘ Keramik vom „Typ Hippone
E“ aus Hippo Regius wird hingegen als grob geschlämmt beschrieben und ist
somit nicht mit den Thuggenser Funden identisch, s. Morel 1967, 120—122.
Die helltonige „Type romain E“ vom Palatin wiederum unterscheidet sich von
ihr durch ihre sandige Konsistenz, s. Morel 1965, 16.
366 Lancel 1968, 115.
367 Morel 1968, 60.
368 Lamboglia 1952, 143 £; Morel 1981, 164 f. Taf. 47 f.
369 Lamboglia 1952, 148; Morel 1981, 162 Taf. 46.
370 Lamboglia 1952, 156-163; Morel 1981, 47.
 
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