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Robert, Carl [Gefeierte Pers.]
Aus der Anomia: archaeologische Beitraege ; Carl Robert zur Erinnerung an Berlin dargebracht — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12723#0095
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— 85 —

wir Darstellungen ans dem Kreis des Herakles finden, bereits
griechischer Geist zu spüren ist, und dafs an eine Ableitung des
Herakles aus orientalischen Figuren nicht zu denken ist. AVenn
er das auf dem von ihm behandelten Gebiete der Kunst so schart'
betont, so hat er unzweifelhaft Recht; das Eindringen einzelner
orientalischer Elemente ist dadurch nicht ausgeschlossen. Auf dem
Gebiete der Sage sind freilich die fremden Zuflüsse viel stärker.
So wenig wie Homer und Hesiod den Griechen ihre Götter ge-
schaffen haben, so wenig hat der Kamirccr Peisandros dem He-
rakles zuerst Löwenfell und Keule gegeben. Aber über Cypern
ergofs sich seit alter Zeit ein Strom orientalischen, durch phöini-
kische Vcrsatilität vermittelten Geistes über den Westen, bis da-
hin wo das Binnenmeer durch einen schmalen Streif mit dem
gröfsen Ocean zusammenhängt und wo der punische Melkart, der
'Stadtkönig' seines Volkes, wie in Tyros unter der Form zweier
Säulen verehrt wurde. Und mit Melkart und seinen Puniern zogen
Geryoneus und Herakles mit in den fernen fabelhaften AVesten,
wo die Sonne allnächtlich in goldenem Becher über das Meer
fährt. Weite Fahrten zu Lande in Libyen und Europa unter-
nimmt nun Herakles, um zu jenem fernen Westen (der auch der
Hesperidenfabel ursprünglich fremd war zu gelangen, überall be-
kämpft, überall siegreich. Viele Lokalsagen knüpfen an seine
Person an, die griechischen Kolonieen bringen heimische Erzäh-
lungen in andere Gegenden, und so ist besonders die Geryoncus-
sage lange im Flufs, bis sie in jener säuberlichen Ordnung von
Abenteuern erscheint, wie wir sie jetzt in den Handbüchern lesen.
So hallen wir das Hineinkommen der Erzählungen von dem Kampf
mit dem ägyptischen Osiris, der hier mifsverständlieh als Busiris
(eigentlich 'Stadt des Osiris'j erscheint und mit der phoinikischen
Sitte der Menschenopfer ausgestattet ist, mit dem libyschen An-
taios'), dem italischen Cacus zu erklären. Was wir von einem
gallischen Herakles hören, scheint erst späterer, römischer Reli-
gionsmengerei anzugehören.
') Einem zweiten Kykno*, vgl. Wilamowitz, Herakles II S. 127 f., der
dazu auf die Pindarstello Intimi. III 70 ff. verweist.
 
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