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DER CAMPO SANTO

§ 46. Meine Beschäftigungen im Sommer 1844 hatten
nicht nur den Entwurf zu den „Modernen Malern" in
keiner Weise gefördert, ganz im Gegenteil, sie hatten
mich davon abgebracht. Zuerst warf ich mich auf
Botanik und Probleme der Geologie, dann kam, wie
die kleine Notiz über die Madonna zeigt, jene viel-
bedeutsame Anwandlung, mich im Figurenzeichnen
zu versuchen. Sie trieb mich vor allem dazu, end-
lich einen Blick in die Kirchengeschichte zu werfen;
ihr danke ich es ferner, daß mir die Trefflichkeit der
Malerei des vierzehnten Jahrhunderts aufging, so daß
ich Rubens und Rembrandt endgültig aufgab, um der
venezianischen Schule willen. Dies bedeutete, wovon
der Leser freundlichst Notiz nehmen möge, nicht allein
eine Zunahme an Farbensinn, sondern auch an Er-
kenntnis von Wahrheit und Bescheidenheit in Licht-
und Schattenwirkungen. Heimkehrend, fühlte ich, daß
in dem Wirbelsturm neuen, noch schwankenden Wis-
sens dies das Ding sei, das ich zuerst ergreifen
müsse.
 
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