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Sarre, Friedrich [Hrsg.]
Denkmäler persischer Baukunst: geschichtliche Untersuchung und Aufnahme muhammedanischer Backsteinbauten in Vorderasien und Persien (Tafelband) — Berlin, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.5516#0016
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4- LIEFERUNG
ERLÄUTERUNGEN DER TAFELN

Isfahan, Portalruine, genannt Derwaze Der-i-kuschk

Das dem Einsturz nahe Portal liegt an der Grenze der beiden nordwestlichen Stadtteile Der-i-no und
Der-i-kuschk; durch dasselbe geht die vom Kiarun-Thore zum. Centrum der Stadt, dem Palast und Meidan,
führende Strasse. Das Portal ist, wie die Bauinschrift lehrt, im Jahre 1496/97 errichtet worden, als Nord-
und Mittelpersien unter der Herrschaft der Turkmanen-Fürsten Kara-Kujunli standen; eine Zeit, die hier im
Gegensatz zu der früheren seldschukischen und der späteren safidischen Epoche wenig bemerkenswerte
Denkmäler hinterlassen hat.

Tln der allgemeinen Anlage stimmt das Thor mit den sonstigen persischen Portalbauten des XIV. und
XV. Jahrhunderts, wie wir sie z. B. aus Veramin und Tebriz kennen gelernt haben, überein. Die Verwendung
des schmückenden Fayencemosaiks ist noch eine massvolle; so ist der obere Teil der Portalnische und das
Stalaktitengewölbe nur mit einem Ziegelwerk imitierenden Stuck bekleidet. Die Muster des Mosaikschmuckes
sind meist geometrischer Art und beschränken sich auf wenige Farben: schwarz, weiss, hell- und dunkelblau;
bei dem breiten, die Portalnische umrahmenden Bande tritt die rötliche Farbe des den Fond für das geo-
metrische Muster bildenden Stucks noch hinzu.

Vor dem Portal links steht die roh gemeisselte Steinfigur eines Löwen, wie man sie häufig auf persischen
und armenischen Gräbern findet.

Isfahan, Moschee des Schech Lutf-Allah

Den Mittelpunkt Isfahans, das Schah Abbas der Grosse Ende des XVI. Jahrhunderts zur Hauptstadt
seines Reiches machte, bildet der Meidan, ein nordsüdlich orientiertes Rechteck, dessen Seiten 386 m
und 140 m betragen. Den Platz umgeben zweigeschossige Arkaden, deren Monotonie auf jeder Seite durch
ein bemerkenswertes Gebäude unterbrochen wird: Das Portal der Hauptmoschee (Masdjid-i-Schah) im Süden,
der Pavillon Ali-Kapu, der den Eingang zum Palast bildet, im Westen, das Bazar-Thor im Norden und die
Moschee des Schech Lutf-Allah im Osten. Die Moschee wurde unter Schah Abbas im Beginn des XVII. Jahr-
hunderts erbaut. Die Anlage des Portals gleicht in hohem Masse dem Haupteingang der heiligen Moschee
von Ardebil (vgl. 3. Lieferung), der 1647/48 von einem aus Isfahan gebürtigen Künstler hergestellt ist. Aber
während dort die Dekoration vollständig aus Fayencemosaik besteht, hat man sich hier teilweis mit der leichter
herstellbaren Fliesentechnik begnügt. Nur der obere Teil der Nische mit dem Stalaktitengewölbe und dem
Inschriftbande strahlt in den leuchtenden Farben des Fayencemosaiks, zu dem die stumpfen Emailfarben der
über der Glasur gemalten Fliesen im unteren Teil der Portalnische einen scharfen Kontrast bilden.

Die Zeichnung in diesen Fliesenpanneaus steht der in Fayencemosaik ausgeführten Dekoration des
Bauwerks nicht nach; man hat sich anscheinend bemüht, hier eine genaue Kopie des Fayencemosaiks zu
geben. Bei den späteren über der Glasur gemalten Fliesen ist die weisse Farbe als Grund vorherrschend,
während hier die von einer ornamentalen Borte umrahmten Felder einen hellblauen Fond haben, von dem
sich weisse Blütenranken abheben, die aus einer grünen Vase in der Mitte emporwachsen und sich über die
Fläche verbreiten.

Isfahan, Medresse Mader-i-Schah, vom Tschehar-bagh aus gesehen

Eine der bemerkenswertesten, von Schah Abbas dem Grossen in seiner Residenz errichteten Anlagen

ist der Tschehar-bagh, eine 3 km lange, 33 m breite, mit 4 Reihen Platanen bepflanzte Avenue, die aus der

flBp Mitte der Stadt zum Fluss führt und sich jenseits einer imposanten Brückenanlage in dem Armenier-Vororte

4^üfb Dschulfa fortsetzt. An der östlichen Seite dieser Prachtstrasse erbaute Schah Hussein im Jahre 1710 zum

Andenken an seine Mutter eine religiöse Schule, die Medresse Mader-i-Schah, und fügte diesem Bauwerk in

östlicher Richtung noch ein grossartiges Karawanserail hinzu.

Ä!L
 
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