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2. Stilistische Entwicklung
Every portrait that is painted with feeling is a portrait ofthe artist, not of
thc sitter.
Oscar Wilde, The Picture of Dorian Gray
2.1 Vorbemerkungen zum Werk
Soweit sich das Werk von Johann Georg Ziesenis nach heutigem Kenntnisstand
darstellt, ist davon auszugehen, daß er ausschließlich Bildnismaler war. An die 430
Porträts sind ihm und seiner Werkstatt zuzuweisen, doch wird die Produktion si-
cherlich umfassender gewesen sein. Da sich ein zeichnerisches Oeuvre bislang nicht
nachweisen läßt1, können nur sechs überlieferte Ölskizzen einen Einblick in die
Arbeitsweise des Künstlers vermitteln. Zwei dieser Skizzen, die Porträts des Erbprin-
zen Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wblfenbüttel (Kat.-Nr. 165i) und
seiner Frau, der englischen Prinzessin Auguste (Kat.-Nr. 168a), sind verschollen. Lei-
der sind von ihnen keine Abbildungen überliefert, so daß sie für die Betrachtung
ausscheiden müssen. Erhalten sind jedoch Porträtskizzen des preußischen Königs
Friedrichs II. (Kat.-Nr. 172), des Prinzen Frederik von Dänemark (Kat.-Nr. 192),
des Prinzen Carl Ludwig von Mecklenburg-Strelitz (Kat.-Nr. 243b) sowie eine Dop-
pelporträtstudie des mecklenburgischen Prinzenpaares (Kat.-Nr. 242). Die oftmals
auch als Skizzen angesehenen Bildnisse der Herrnhuter Brüder (siehe u. a. Kat.-
Nrn. 195, 255-260) sind m. E. als ausgeführte Werke zu betrachten. Ihre im
Verhältnis zum übrigen Oeuvre teilweise skizzenhaftere Anlage erldärt sich aus dem
Phänomen des Altersstils.2
Unterschiedlich ist die Ausführung der Skizzen. Flüchtig, mit raschen Pinsel-
strichen angelegt und nur die Hauptmerkmale akzentuierend, erscheint die Skizze
zum Porträt Friedrichs des Großen (Abb. 7). Dies ist auf ihre besonderen Entste-
1 Vgl. Kuntze 1932, S. 59. Weiterführende Ergebnisse kann auch die Neubearbeitung nicht bieten.
Es ist jedoch nicht auszuschließen, daß sich aufgrund des neu zusammengetragenen malerischen
Werkes in Einzelfällen Zuschreibungen von Zeichnungen durchführen lassen. Die vorliegende
Arbeit kann dies jedoch nicht leisten; eine entsprechende Einzeluntersuchung wäre an anderer
Stelle vorzunehmen.
2 Siche Kap. 2.7. Kuntze (1932, S. 6) bezeichnet sie als Skizzen.
 
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