Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DEITTES KAPITEL

Die LoslösTing von Herreras klassisclier
Strenge zu barocker Freiheit

Francisco cle Mora aus Guenca (-j- in Madrid 19. August
1610) hat seinem Lehrer und Vorgesetzten viele Jahre
zur Seite gestanden. Da Herreras Gesundheit immer
schwächer wurde, mußte er sich auf die Oberleitung beschränken und seine Ge-
danken von seinem Schüler nach eingehender gemeinsamer Besprechung auf-
zeichnen lassen, so daß diese Werke sämtlich den Stempel seiner Eigenart tragen
und von seinen früheren Arbeiten stilistisch nicht zu unterscheiden sind. Es
handelt sich bei diesen gemeinsamen Schöpfungen nicht um große Neubauten,
sondern nur um eine unseren landbauamtlichen Bezirksarbeiten verwandte Tätig-
keit. Am 11. Mai 1587 übertrug ihm Herrera den Alcäzar von Segovia und die
Oberleitung der Neubauten in Ucles, 1589 den Escorial, und am 7. Juli 1591
erhielt Mora die Ernennung zum Maestro mayor des Alcäzar von Madrid, sowie
des Pardo. Durch die lange Zeit gemeinschaftlicher Arbeit, in der er sich
den Stil seines Lehrers angeeignet hatte, war er zum Nachfolger Herreras ge-
wissermaßen vorausbestimmt. Er wurde der Hofarchitekt Philipps II. und III.
Eine hesondere Ehrung war es, daß der König ihn zum Aposentador de palacio
(Oberhofmeister) ernannte und ihm, da er durch seine Bauten sehr in Anspruch
genommen wurde, in der Person des Pedro Gutierrez Ramirez eine IJilfskraft
für diesen einst von IJerrera, später von Velaszquez bekleideten Ehrenposten
beiordnete. Bis ans Lebensende war es ihm beschieden, sein Amt in voller
Kraft auszufüllen. Den Lehren seines Meisters blieh er treu, auch nachdem
er ans Ruder gelangt war; doch zeigen seine Bauten trotz ihrer strengen, ein-
fachen Profilierungen und Umrisse ein gewisses Streben nach größerer Freiheit
und Reichtum, hei immer noch sparsam verteiltem Ornament. Zunächst waren
Herreras Bauten zu vollenden. Im Escorial schuf er die heiden Amtshäuser
und die Gasa de la Compana (Gesellschaftshaus). Diese Bauten bilden die
niedrigen, an das Schloß sich anlehnenden und ihm vorgelagerten Nebenbauten.
Der Entwurf war in seinen Grundzügen von Herrera festgelegt. Die Grundriß-
anlage dieser reinen Nutzbauten bietet kein Interesse. Ürn den feierlichen Ernst
des Escorial durch den Kontrast noch zu heben, strebte Mora bei der Gasa de la
Gompana mehr malerisches, landhausartig heiteres Wesen an, indem er die
Flächen dieses zweigeschossigen Baues durch Lisenen und Pilaster gliederte und
 
Annotationen