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ELFTES KAPITEL

Vom römiscli-klassizistdsclieii Barock
zum liellenistisclien Klassizismus

Über diese akademische Nüchternheit hinaus zu jener
Feinheit und scheinbar selbstverständlichen Einfachheit
des Klassizismus, die in Schinkel ihren Gipfel erreicht
hat, erhob sich unter all den Künstlern dieser Zeit nur Francisco Sabatini, der bei
Lebzeiten als einer der größten Künstler der Welt gefeierte Nebenbuhler des
Ventura Rodriguez. 1722 zu Palencia (nicht Palermo) als Sohn italienischer Eltern
geboren, wandte er sich in Palermo dem humanistischen Studium, insonderheit
Philosophie und Mathematik zu. Der innere Trieb führte ihn zur Architektur.
Er ging nach Rom und tat sich dort sehr bald unter den Schülern seines Lehrers
Luigi Vanvitelli durch praktische Veranlagung in allen rein technischen Fragen
hervor. Als Vanvitelli vom nachmaligen König von Spanien, Karl III., den Auf-
trag erhielt, das prächtige Schloß Gaserta bei Neapel zu bauen, sicherte er sich
sofort Sabatinis Kraft, indem er ihn als zweiten Bauleiter anstellte. Dort wurde
der König auf das junge Talent aufmerksam. Er ernannte ihn zum teniente de
Artilleria und beauftragte ihn, die Kavalleriekaserne del Puente de la
Magdalena und die real fabrica de armas de la Torre de la Anun-
ziata zu bauen, wodurch Scibatini in weiteren Kreisen bekannt wurde. Ein Jahr,
nachdem Karl III. den spanischen Thron bestiegen hatte, ließ er ihn 1760 nach
Spanien nachkommen und gliederte ihn der Militäringenieurabteilung ein, in der
er sehr schnell emporstieg. Er wurde 1673 teniente coronel, 1766 coronel in-
geniero, 1772 brigadier ingeniero director, 1781 mariscal de campo, 1787 caballero
de la orden de Santiago, 1790 teniente general, 1792 comandante e inspector
general de ingenieros, y consejero nato en el supremo de laGuerra, 1794 comendador
de Fuente del Maestro, 1796 gentil hombre de camara de S. M. Außerdem war
Sabatini Ehrenmitglied (a. d. m.) von San Lucas in Rom, Mitglied de los Arcades
in Rom, arquitecto mayor des Königs und des königlichen Schlosses in Madrid.
Aus dieser glänzenden militärischen wie künstlerischen Laufbahn erklärte sich, daß
Sabatini wie kein anderer von allen spanischen Architekten der Neuzeit mit äußeren
Ehrungen überhäuft worden ist. Er starb am 19. Dezember 1797 (nicht 95) in
Madrid und wurde in der Pfarrkirche San Martin beigesetzt. Während seiner
35jährigen Tätigkeit in der spanischen Hauptstadt teilte er sich mit Rodriguez
in die ersten Aufgaben. Die ihm meist zugeschriebene Porzellanfabrik in
Buenretiro stammte von dem einstigen Negersklaven Carlos Borbon (Bourbon),
der in der Zeichenschule von Capodimonte zum Künstler herangereift war, nicht

184. Francisco Sabatini
 
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