Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ö4, SL Das Thorgcstühl aus Eichenholz dürste um 1440—50 ent-
standen sein. Der schlichte Aufbau mit zwei Sitzreihen trägt
nur an den Wangen bildnerischen Schmuck. Sitzende Pro-
phetengestalten, zumeist mit phantastischen Ropfbcdeckungen und
weich fallenden Gewändern, bekrönen die Stuhlwangen der
unteren Reihe. Don je zwei Szenen aus dem Alten Testament,
die an den Wangen der Dorsalwand dargestellt sind, überragt
die obere den Baldachin. Dort stehen die Figuren freiplastisch
im Rahmen unter Fialen und Propheten gestalten. Einzel-
figuren, Büsten mit Musikinstrumenten und Masken schmücken
die Miscrccordien, von besonderem Interesse durch die ausführ-
liche Wiedergabe der Zeittracht. — Der norddeutsche Meister
des Lhorgestühles ist noch ein typischer Vertreter des „weichen
Stiles". Mit bemerkenswerter Sicherheit hat er es verstan-
den, sein Werk formal in Einklang zu bringen mit der klaren
Architektur des Thores.
Aus dem Rirche«schätz verdienen zwei silbervergoldetc
Reiche Erwähnung. Der ältere stammt aus dem letzten Viertel
des 13- Jahrhunderts. Etwas später ist der zweite mit den
Figuren der Stifter, des Grafen Heinrich von Gardelegen und
seiner Frau, entstanden (iros—izos). Beide Reiche haben so
enge Beziehungen zu gleichzeitigen niederdeutschen Werken,
daß ihre Anfertigung in Stendal selbst wohl angenommen
werden darf.
Die Marienkirche.
Baugeschichtc.
Die Marienkirche ist als Hauptpfarrkirche der Stadt und als
Rirche des Rates wahrscheinlich bald nach der Mitte des
,r. Jahrhunderts gegründet worden, nachdem Markgraf Al-
brecht der Bär das Dorf Stendal zur Stadt erhoben hatte.
Im Zentrum der neuen Marktsiedelung entstand die Rirche,
71 dort, wo sich heute der gewaltige gotische Bau erhebt, den
Markt nach Osten abschließend und mit seinen schlanken Türmen
das breit gelagerte Rathaus überragend. Man vergißt es, daß
2S
 
Annotationen