Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Staatliche Museen zu Berlin / Orientalische Sammlungen [Editor]
Mitteilungen aus den Orientalischen Sammlungen / Staatliche Museen zu Berlin — Ausgrabungen in Sendschirli: Berlin: de Gruyter, 1943

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.49435#0138
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
E. KNOCHEN- UND ELFENBEINSACHEN.
I. Knochengeräte.
a) Knochen-,,Federn“.
Eine ganz besondere Gruppe unter den Knochengeräten bilden Stücke von der Form,
die aus Tafel 59, a—g Tafel 60, a— ar, hervorgeht. Es sind ihrer in Sendschirli über 100 gefunden
worden; manche von ihnen sind sehr lang und schmal, andere breit und kurz, die meisten nahezu
symmetrisch, recht viele aber mit einer ganz seichten Einbuchtung, wie sie etwa bei sehr langer
Benutzung durch Festhalten mit dem Daumen entstehen konnte. Alle sind gleichmäßig dünn,
an einem Ende schreibfederartig zugespitzt, am anderen abgerundet, so daß sie ihrer Form
nach am besten mit dem ersten Stadium bei der Fabrikation der Stahlfedern verglichen werden
könnten, bei dem einfach flache, nicht gebogene Stücke aus der Blechplatte herausgestanzt sind.
Weiter aber ist allen diesen Stücken ein höchst auffallender Fettglanz eigentümlich, wie er mir
sonst bei irgendwelchen anderen Knochengeräten, außer bei Haarkämmen, niemals unter-
gekommen ist. Das spitze Ende ist an den Rändern von Haus aus von beiden Flächen her
etwas zugeschärft, aber vielfach ist diese Zuschärfung anscheinend durch langen Gebrauch
wieder undeutlich geworden oder ganz verschwunden. Sonst zeigen diese Stücke niemals auch
nur die geringste Spur von irgendwelchen Rinnen, Rillen oder dergl., die auf eine dauernde
Berührung mit harten Gegenständen schließen ließen. Wir haben sie in Sendschirli von vorn-
herein als ,,Federn“ bezeichnet, nicht weil wir daran dachten, daß sie etwa wirklich zum Ein-
drücken von Keilschrift auf Tontafeln gedient haben könnten, sondern nur, um ein kurzes und
prägnantes Wort für diese so häufig wiederkehrenden Fundstücke zu benutzen. Einige ganz
gleichartige Stücke, aus den Ausgrabungen von Herrn Hilprecht in Nippur stammend, sah ich
im Museum von Philadelphia, und auch Assur und Babylon haben viele ähnliche Stücke ge-
liefert. Auf irgendwelche Spekulationen über den Zweck dieser kuriosen Geräte einzugehen,
liegt mir völlig fern. Manche erklären sie für Eßgeräte, was ich glatt ablehnen möchte. Eine
sichere Analogie für sie kenne ich nur aus dem kontinentalen Neu-Holland, wo ganz ähnlich
geformte Stücke, aber aus Perlmutter, vielfach als Kämme verwandt werden zum Teilen und
Strähnen des langen Haupthaares; ebenso sind im östlichen Sudan, besonders bei den Mangbattu
und den Niam-Niam lange, runde Nadeln zum Strähnen des Haares und auch als Kopfschmuck
in Verwendung.
b) Würfel aus Talusknochen. (Tafel 59 p, q.)
In drei von den bisher in Sendschirli freigelegten Räumen, die vom Feuer weniger
stark heimgesucht waren, und die alle der Zeit von Kalamu und seiner nächsten Nachfolger
angehören, sind ganze Nester von je 20 und mehr Astragalen (Sprungbeinen, d. i. Talusknochen),
meist von Gazellen, unter Umständen aufgefunden worden, die annehmen lassen, daß sie ur-
sprünglich in kleinen Beutelchen oder Kästchen verwahrt waren und zu irgendwelchen Spielen
dienten. Jeder einzelne Knochen ist meist an den Seitenflächen sorgfältig zugeschlifien, sonst
 
Annotationen